Winterdienst:Schneeräumen mit der Tram aus dem Museum

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Im Dezember wurden Tram-Schieneräumfahrzeuge aus Stuttgart eingesetzt, um die Schneemassen von den Gleisen zu bekommen. (Foto: Stephan Rumpf)

Nach dem Schneechaos im Dezember stand der öffentliche Nahverkehr tagelang still. Das Baureferat will deswegen neue Fahrzeuge und mehr Personal. Doch das ist der grün-roten Koalition zu teuer – sie setzt eine kostengünstigere Lösung durch.

Von Joachim Mölter

Blauer Himmel, strahlende Sonne und Temperaturen um die 28 Grad – am Dienstagnachmittag mit seinem Bade- und Biergartenwetter kam kaum einer auf die Idee, an den nächsten Winter zu denken. Die Mitglieder des kommunalen Bauausschusses mussten das aber: Auf ihrer Tagesordnung stand der Punkt „Weiterentwicklung des Winterdienstes“.

Anlass, sich damit zu beschäftigen, war das Schneechaos am ersten Dezember-Wochenende 2023, das dazu geführt hatte, dass die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) ihren Busbetrieb für einen Tag und den Trambahnverkehr sogar für eine Woche einstellte. Darauf folgten Anfragen von Stadträten und Anträge von Bezirksausschüssen, alle mit dem Ziel, künftig zu vermeiden, dass die Stadt still steht und lahm liegt, sobald es heftig schneit.

Im Baureferat haben sie in den vergangenen Monaten diverse Vorschläge ausgearbeitet, die nun auf dem Tisch lagen. Ein Maßnahmenpaket enthielt die Beschaffung zusätzlicher Räumfahrzeuge, ein anderes die Einstellung von mehr Personal. Die veranschlagten Kosten dafür: einmalig 4,8 Millionen Euro für die Anschaffung von zwölf Spezialfahrzeugen, und von 2026 an jährlich knapp vier Millionen Euro für 78 neue Stellen.

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Angesichts der angespannten Haushaltslage war das der grün-roten Stadtratsmehrheit zu viel. Sie lehnte die Sitzungsvorlage des Baureferats ab und setzte kostengünstigere Lösungen durch: In Kooperation mit dem Verein der Freunde des Münchner Trambahnmuseums soll die MVG die noch fahrtüchtigen Wagen aus dem Museum holen und für den Einsatz im Räumdienst aufrüsten.

Während die Grünen das als „kreative Lösung“ anpriesen und der SPD-Stadtrat Andreas Schuster darauf hinwies, dass Innovation „nicht immer nur etwas Neues“ sei, sondern auch „Bewährtes in einem neuen Kontext“ sein könne, kritisierte die Opposition den Beschluss. „Mehr Hilflosigkeit geht fast nicht“, fand FDP-Stadtrat Fritz Roth: „Grün-Rot kapituliert vor dem Winter.“ SPD-Mann Schuster stellte immerhin in Aussicht, „baldmöglichst nachzujustieren, wenn es die Haushaltslage wieder hergibt“.

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