Auktion bei Grisebach:Schöne Münchnerin soll versteigert werden

Auktion bei Grisebach: Die Zweitfassung der "schönen Münchnerin" Helene Sedlmayr des Hofmalers Joseph Karl Stieler wird demnächst versteigert. Das 1834 im Auftrag von König Ludwig I. entstandene Gemälde war ein Geschenk des Königs an Helene und seither im Besitz ihrer Nachfahren.

Die Zweitfassung der "schönen Münchnerin" Helene Sedlmayr des Hofmalers Joseph Karl Stieler wird demnächst versteigert. Das 1834 im Auftrag von König Ludwig I. entstandene Gemälde war ein Geschenk des Königs an Helene und seither im Besitz ihrer Nachfahren.

(Foto: Grisebach)

Das Portrait der jungen Helene Sedlmayr, die einst König Ludwig I. verzückte, war knapp 200 Jahre in Familienbesitz. Nun suchen die Nachfahren einen Käufer für das Bild des Hofmalers Joseph Karl Stieler.

Von Evelyn Vogel

Natürlich hätte man gerne gewusst, warum das Bildnis der Helene Sedlmayr, besser bekannt als "Die schöne Münchnerin", nun unter den Hammer kommen soll. Hatten sich die Besitzer etwa satt gesehen an der berühmten Ahnin? Mochten sie ihren engelsgleichen Augenaufschlag, der entfernt an den schüchtern-verzückten Blick von Lady Di erinnert, nicht mehr länger ertragen? Oder sind schlichtweg Geldsorgen der Grund? Immerhin kommt Joseph Karl Stielers Gemälde aus dem 19. Jahrhundert zu einem Schätzpreis von 80 000 bis 120 000 Euro bei Grisebach zum Aufruf. Doch die Vertreterinnen des Auktionshauses hüllen sich vertragsgemäß in vornehmes Schweigen über die aktuellen Eigentümer und deren Gründe, das Bildnis, das seit 1834 in Familienbesitz war, jetzt zur Versteigerung zu geben.

Wer nun befürchtet, bei seinem nächsten Besuch von Schloss Nymphenburg das - neben dem der Lola Montez - vielleicht berühmteste Porträt in der Schönheitengalerie von König Ludwig I. von Bayern nicht mehr an Ort und Stelle bewundern zu können, muss sich keine Sorgen machen. Denn nachdem Stieler Helene Kreszenz Sedlmayr um die Jahreswende 1830/31 für des Königs Galerie gemalt hatte, fertigte er 1834 eine zweite Fassung an. Wieder kam der Auftrag von Ludwig I., der über das erste Porträt so entzückt gewesen sein soll, dass er den Ausruf tat: "Bist nicht gemalt! Du bist es selbst, Du lebst! Die Augen, liebesschwimmend sehen sie mich an!"

Ob der König nicht nur von ihren Augen, sondern von noch ganz anderen Stellen ihrer jugendlichen Person entzückt war - wer weiß. Jedenfalls war die aus dem Chiemgau stammende Schusterstochter, die sich 1827 als 14-jährige Dienstmagd in Altötting verdingte und ein Jahr später Dienstbotin in einem Münchner Spielwarengeschäft wurde, das auch die königliche Familie belieferte, danach gut versorgt. Im April 1834 wurde sie in der Münchener Frauenkirche mit Ludwigs Kammerdiener Hermes Miller verheiratet. Zur Hochzeit schenkte der König ihr diese zweite Fassung, die am 1. Juni versteigert werden soll.

Doch bevor dies geschieht, kann man das Gemälde an diesem Donnerstag und Freitag, 4./5. Mai, 10 bis 18 Uhr und 10 bis 14 Uhr, bei Grisebach in der Türkenstraße 104 besichtigen. Wer genau hinschaut, bemerkt einige Abweichungen von der Erstfassung. Wo dort die silberne Riegelhaube und die Ketten für das Mieder, die Fransen des Halstuchs und das Webmuster des Kleides fein ausgearbeitet sind - für das Bild hatte der König Helene neu einkleiden lassen -, sind sie hier etwas nachlässiger gemalt. Dafür konzentrierte sich Stieler mehr auf das Gesicht der Porträtierten. Hier blickt Helene Sedlmayr noch ein bisschen verklärter gen Himmel, umspielt ihre Lippen ein Lächeln, das selbstbewusster wirkt.

Als großer Verehrer der "schönen Münchnerin" outete sich vor einigen Jahren übrigens auch Ministerpräsident Markus Söder. Damals, er war noch Finanzminister und als "oberster Schlossherr" für Nymphenburg zuständig, befragte ihn die SZ nach der "für ihn wichtigsten Münchnerin". Die hieß nicht Karin, sondern Helene.

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