50 Plätze hat "Ryan's Muddy Boot", das kuschelig-verwinkelte Irish Pub mit den bunten Glasfenstern an der Schlörstraße 10, das Vernon Ryan 2002 eröffnet hat. Normalerweise 50 Plätze. In Corona-Zeiten können sich drinnen genau 14 Gäste aufhalten. Draußen an der Hauswand stehen, mit gebührendem Abstand, drei Tische. Wenn der Wirt Glück hat und drei Vierergruppen kommen, sind das also zwölf Gäste, wenn jemand nur zu zweit oder zu dritt Platz nimmt, entsprechend weniger. Wie so viele von der Pandemie und dem langen Lockdown gebeutelte Wirte in der Stadt liegt für Vernon Ryan die Chance auf ein paar Euro mehr - jeder Gast zählt - in einer zusätzlichen Freischankfläche, neuerdings auch auf gut österreichisch "Schanigarten" genannt.
Der Stadtrat hat diese Möglichkeit flugs auf den Weg gebracht, das Kreisverwaltungsreferat (KVR) erteilt die Genehmigungen. 535 Anträge, Tische auf Parkplätzen aufzustellen, sind eingegangen, 433 wurden genehmigt, 23 sind noch in Bearbeitung. 973 Parkplätze sind dafür entfallen. Zusätzlich wurden 487 Anträge auf - wie das KVR es nennt - "seitliche Ausdehnung" gestellt, also Tische auf dem Gehsteig. Genehmigt wurden 373, geprüft werden noch 21. Ryan aber gehört zu den 146, die einen ablehnenden Bescheid bekommen haben. Der Ire kämpft, mit Unterstützung eines Anwalts, weiter: "Das ist meine Überlebenschance! Wenn ich das nicht kriege, bin ich weg." Aus dem KVR kommen nun auf Nachfrage positive Signale: "Wir sind gemeinsam auf dem Weg zu einer Lösung, die für alle passt", versichert Sprecher Johannes Mayer.
Seit zwei Jahren ist im Hinterhaus an der Schlörstraße 10 eine Baustelle. Und genau vor dem Irish Pub, in dem Freunde der anglo-irischen Lebensart ihren Whiskey schlürfen und auch Beamte der nicht weit entfernt liegenden Neuhauser Polizeiinspektion gerne mal ein Feierabendbier zischen, sind seitdem vier Parkplätze durch Gitter für die Fahrzeuge der Bauarbeiter abgetrennt. Um 16 Uhr sind die weg, um 17 Uhr öffnet die Kneipe, und Ryan blickt auf diesen herrlich freien Pflasterstreifen, auf dem er vier oder fünf zusätzliche Tische platzieren könnte. Der Chef der Baufirma wäre einverstanden, berichtet der Ire, aber eine Haftung will er nicht übernehmen - "das versteh' ich auch". Vor zweieinhalb Monaten hat er seinen Worten zufolge eine Genehmigung bei der Stadt beantragt. Und während er wartete, das räumt er freimütig ein, hat er auch schon mal Tische dort aufgebaut. Dann allerdings wurde er erwischt, man drohte ihm im Wiederholungsfall den Entzug der Konzession an. Vor drei Wochen dann kam die Ablehnung, eine solche Doppelnutzung sei nicht möglich, lautete die Begründung der Verwaltung. Zusätzlich bitter: Die Pizzeria "Neuhauser" einige Häuser weiter am Eck Schlör- und Schulstraße gelegen, hat gleich an beiden Straßen Parkplätze als zusätzliche Freischankfläche bekommen. "Ich verlier' zurzeit so viel Geld", sagt Ryan bedrückt, und der Sommer mit seinen warmen Abenden ist bald vorbei. Wenn es aber doch noch klappen sollte mit der Genehmigung, könnte er die Tische vielleicht auch noch später im Jahr, mit Heizpilzen, nutzen, hofft er.
Auch die Stadtviertelpolitiker setzen sich für den Wirt, der die Neuhauser Musiknacht mitorganisiert, ein. Am Dienstag verabschiedeten sie in ihrer Ferienausschuss-Sitzung einstimmig einen Eilantrag der CSU an die Stadtverwaltung, dem Pub zu helfen. Entweder durch Doppelnutzung der Parkplätze oder indem die Bauarbeiter irgendwo in der Nähe reservierte Plätze bekommen und die Fläche vor dem "Muddy Boot" dadurch frei wird.