Münchens Partnerstadt in Japan:Kimono statt Lederhose

Münchens Partnerstadt in Japan: Mit einer Gruppe aus Stadträten und Referenten hat Oberbürgermeister Dieter Reiter Sapporo besucht.

Mit einer Gruppe aus Stadträten und Referenten hat Oberbürgermeister Dieter Reiter Sapporo besucht.

(Foto: Stadt München/City of Sapporo)

Oberbürgermeister Dieter Reiter fliegt mit einer Delegation nach Sapporo. Dort besuchen sie nicht nur ein Biermuseum, sondern auch ein japanisches Pendant zum Oktoberfest. Und sie nehmen ein paar Ideen mit für den Münchner Verkehr.

Von Joachim Mölter

Man muss als Münchner nicht um die halbe Welt fliegen, um ein Biermuseum zu besichtigen. So etwas gibt's hier auch, allerdings versteckt in einer Seitenstraße im Tal. In Münchens japanischer Partnerstadt Sapporo ist das Biermuseum hingegen standesgemäß untergebracht, in einem früheren Brauereigebäude, einem roten Backsteinbau. Und wenn man dort ist, erfährt man, dass der japanische Braumeister, auf den die dortige Bierkultur zurückgeführt wird, sein Handwerk in Deutschland gelernt hat. Insofern kann die Delegation des Münchner Stadtrats, die in dieser Woche in Sapporo weilte, anschaulich berichten, wozu ein Austausch über Ländergrenzen hinweg gut ist.

Mit acht Stadträten und drei Referenten war Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) am vorigen Sonntag nach Japan geflogen, zum Gegenbesuch für eine Visite von Sapporos Vertretern im vorigen Jahr während des Oktoberfests. Damit wurde die Städtepartnerschaft belebt, die die beiden Olympiaorte von 1972 ein halbes Jahrhundert zuvor eingegangen waren. "Die Gastfreundschaft ist überwältigend", resümierte Reiter kurz vor dem Heimflug: "Ich bin begeistert von den vielen Einblicken in die japanische Kultur."

Der Besuchstermin in dieser Woche war kein Zufall: In Sapporo begann am Mittwoch das Yosakoi-Soran-Tanzfestival, das touristische Gegenstück zum Oktoberfest. Vor der Corona-Pandemie kamen mehr als 2,1 Millionen Besucher zu der fünftägigen Veranstaltung. Und wie es sich gehört, wurden die Gäste aus München aus diesem Anlass in eine ortsübliche Tracht gesteckt, statt Lederhose und Dirndl trugen sie Kimonos. Dass sie in die Zeremonie des Teezubereitens eingewiesen wurden, war "auch für einen Kaffeetrinker wie mich eine sehr interessante Erfahrung", sagte Reiter.

Die Kommunalpolitiker wollten freilich auch konkrete Ideen für ihre Stadt mit nach Hause nehmen. Und auch wenn das Sapporo Beer durchweg gelobt wurde als "sehr süffig" (Grünen-Stadtrat Beppo Brem) oder "wirklich exzellent" (CSU-Fraktionschef Manuel Pretzl), ging keiner so weit zu behaupten, dass die hiesigen Brauer noch etwas lernen könnten von den japanischen Kollegen. Anders als in Sachen Verkehr und Mobilität.

Schon beim zweitägigen Stopp in Tokio waren Reiter und Co. beeindruckt vom kundenfreundlichen U-Bahn-System und der Ampelregelung an Kreuzungen: Da wird für Fußgänger auf allen Seiten gleichzeitig auf Grün geschaltet, sodass sie die Straße auch schräg und diagonal überqueren können. "Das könnte ich mir auch sehr gut bei uns vorstellen", sagte Pretzl. In Sapporo entdeckte er eine weitere Anregung für eine politische Initiative: Dort lassen sich mit versetzbaren Pollern Ladezonen und Gehwege variabel gestalten und verschieben, je nach Tageszeit und Bedarf. "Das wäre vielleicht eine Lösung für die Fraunhoferstraße", meint Pretzl. Sein FDP-Kollege Jörg Hoffmann denkt indes, das Konzept "Poller rausziehen, wieder einstecken, fertig" würde in München nie funktionieren: "Da werden die Poller entweder geklaut - oder jeder steckt sich seinen Parkplatz ab wie er gerade will."

Münchens Partnerstadt in Japan: Ex-Sportler Masashi Abe (li.) und Rathaus-Mitarbeiter Yoshiaki Hisamichi (re.) zeigen den Münchnern Sapporos Olympia-Erbe.

Ex-Sportler Masashi Abe (li.) und Rathaus-Mitarbeiter Yoshiaki Hisamichi (re.) zeigen den Münchnern Sapporos Olympia-Erbe.

(Foto: Stadt München/City of Sapporo)

Auch SPD-Stadträtin Lena Odell sind die kulturellen Unterschiede aufgefallen, vor allem der "Respekt vor Regeln und vor Gemeinschaftseigentum nach dem Motto: Wir passen gemeinsam auf unsere Sachen auf". Dass es auf den Straßen zwar sauberer sei als in München, aber auch lauter zugehe, bestärke sie "in der Verteidigung des öffentlichen Raums gegen zu viel Werbung".

Als große Gemeinsamkeiten stellten die Stadträte also Bier und Olympia fest. Denn bei der Visite des Olympiamuseums, unterhalb der Skisprungschanzen, zeigte der Team-Olympiasieger in der Nordischen Kombination, Masashi Abe, nicht nur seine Goldmedaille von 1994 - er erzählte auch von den Überlegungen Sapporos, sich für die Winterspiele 2030 zu bewerben. "Es gibt exakt die gleichen Probleme, wie wir sie haben", hat Grünen-Stadtrat Beppo Brem dabei festgestellt: "Eine Olympia-Bewerbung wird auch in Sapporo kritisch diskutiert."

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