Süddeutsche Zeitung

S-Bahn-Ausfälle:Schüler beschweren sich über "kaputt gesparte" S-Bahn

Die massiven Zugausfälle seien nicht nur lästig, sondern auch ein ernsthaftes Sicherheitsproblem, kritisiert der Landesschülerrat. Der MVV fordert mehr Geld vom Bund.

Von Andreas Schubert

Die ausfallenden Taktverstärker auf den S-Bahn-Linien S 3 und S 8 sind auch für Tausende Schüler im Raum München ein Problem. Der Landesschülerrat sieht in dem wegfallenden Zehn-Minuten-Takt zur Hauptverkehrszeit nicht nur eine ärgerliche Verlängerung der Anreisezeiten zur Schule, sondern auch ein Sicherheitsproblem, da die Züge deutlich voller würden. "Es kann nicht sein, dass wir Schülerinnen und Schüler neben den Berufspendlern die Hauptleidtragenden einer kaputt gesparten S-Bahn sind und die hierdurch entstehenden massiven Einschränkungen in der Beförderung ausbaden müssen", teilt Joshua Grasmüller mit, der Landesschülersprecher der Gymnasien in Bayern.

Die Bahn hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass wegen fehlender Züge die Taktverstärker zunächst bis Ende des Jahres nicht zur Verfügung stünden. Ein Krisenstab soll die Probleme lösen, Ergebnisse liegen noch nicht vor. Am Montag teilte die Bahn immerhin mit, dass sie deutschlandweit Werkstattkapazitäten abrufe, um die Wartung der Züge zu beschleunigen. Auch bei der Umrüstung der Ersatzfahrzeuge auf moderne Technik werde man noch mehr "aufs Tempo drücken", verspricht Münchens S-Bahnchef Heiko Büttner.

Aus dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) ist allgemein zu hören, dass die Bahninfrastruktur im Großraum München mit der Fahrgastentwicklung überhaupt nicht Schritt gehalten habe. Wenn nun auch noch die Bauarbeiten zur zweiten Stammstrecke den Bahnverkehr behindern, werde ein aktuell instabiles und unzuverlässiges System noch deutlich instabiler und unzuverlässiger, heißt es in einer Gesprächsnotiz aus der jüngsten MVV-Verbundratssitzung. Dem müsse der Freistaat Bayern als zuständiger Aufgabenträger "dringend und schnellstmöglich" entgegensteuern.

MVV-Chef Bernd Rosenbusch sieht auch die Bundesregierung in der Pflicht. Von der ersten Tagung des Klimakabinetts am kommenden Freitag erwartet er verbindliche Zusagen für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs, der sei eine der wichtigsten Säulen der Verkehrswende und des Klimaschutzes. Nur wenn der ÖPNV ähnlich flexibel und spontan nutzbar sei wie das eigene Auto, ließen sich Autofahrer zum Umsteigen bewegen.

Dafür brauche es S-Bahnen, die im Ballungsraum "mindestens im 20-Minuten-Takt, besser noch im Zehn-Minuten-Takt verkehren", so Rosenbusch. Der Bund müsse Geld für den Ausbau der Infrastruktur zusagen - egal ob für S-Bahn, U-Bahn oder Tram. Auch der Ausbau bestehender Strecken sei nicht zu vernachlässigen. Die Außenäste der S-Bahn müssten durchgehend zweigleisig ausgebaut, Ringbahnkonzepte umgesetzt und Regionalbahnstrecken auf zwei Gleise verstärkt werden. Auch den Ausbau der Busverkehre müsse der Bund stärker fördern.

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SZ vom 17.09.2019/sim
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