Was die Bundespolizei am Wochenende als scheinbar harmlose "Unregelmäßigkeit im Bahnverkehr" meldete, hätte auch böse ausgehen können für die Passagiere zweier S-Bahn-Züge. Die fuhren nämlich am Samstagmorgen gegen 8.40 Uhr zwischen den Stationen Ostbahnhof und St.-Martin-Straße plötzlich auf demselben Gleis aufeinander zu. Weil die jeweiligen Lokführer, ein Mann und eine Frau, die herannahende Gefahr jedoch erkannten und zudem die Sicherungssysteme Zwangsbremsungen der Züge auslösten, passierte nichts. Beide S-Bahnen kamen ohne Gefährdung der Fahrgäste zum Stehen. Die Bundespolizei ermittelt nun, wie es zu dem Zwischenfall kommen konnte.
Den ersten Befragungen zufolge war ein um 8.25 Uhr vom Ostbahnhof aus stadtauswärts fahrender Lokführer an der St.-Martin-Straße angekommen und dort der Meinung, er sei bereits an der Station Giesing, wo er fahrplanmäßig hätte umdrehen müssen. Er habe den Zug abgestellt, den Führerstand gewechselt und sei dann wieder in Richtung Ostbahnhof zurückgefahren. Von dort kam ihm allerdings eine Lokführerin mit ihrem Zug entgegen.
Warum die das Signal zur freien Fahrt erhalten hatte, ist nun ebenso Thema der Ermittlungen wie die Frage, warum der Triebwagenführer sich in der Station irren konnte und anschließend an der St.-Martin-Straße einfach wieder losgefahren ist, obwohl er dem ersten Anschein nach keine Freigabe des Fahrdienstleiters eingeholt oder bekommen hatte. Ein Alkoholtest bei dem Mann verlief negativ.