Nahverkehr:Münchner S-Bahn so unpünktlich wie noch nie

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Münchner S-Bahnen stehen im Depot (Archivfoto). (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Der Verkehrsclub Deutschland spricht von einem „Negativrekord“ bei Verspätungen und Zugausfällen, die offizielle Statistik sackt drastisch ab. Wo die größten Probleme liegen – und was die Bahn dagegen unternehmen will.

Von Martin Mühlfenzl

Pendlerinnen und Pendler erleben nahezu jeden Tag, dass das Netz der Münchner S-Bahn längst das Ende der Kapazitätsgrenze erreicht hat. Insbesondere in den Hauptverkehrszeiten am Morgen und Abend kommt es auf fast allen Linien zu Verspätungen und teilweise sogar zu Zugausfällen, die Auswirkungen auf das gesamte System haben. Der Kreisverband München des Verkehrsclubs Deutschland (VCD) spricht mittlerweile sogar von einem „Negativrekord bei der S-Bahn“ und untermauert dies mit eigenen Erhebungen zur Pünktlichkeit im öffentlichen Personennahverkehr.

Eine Analyse, sagt VCD-Vorstandssprecher Christoph von Gagern, habe ergeben, dass sich die Münchner S-Bahn „derzeit in einem traurigen Qualitätstief“ befinde. Innerhalb nur einer Stunde während der Hauptverkehrszeit habe eine Datenerhebung mehr als 400 Verspätungsminuten im Betrieb ergeben, so von Gagern, zudem habe der VCD an einem Tag zehn Zugausfälle pro Stunde gezählt. Diese hohe Ausfallquote sei nicht hinnehmbar, heißt es vom VCD.

Den schlechten Zustand der Münchner S-Bahn untermauern auch Zahlen der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), die im Auftrag des Freistaats den Schienenverkehr in Bayern finanziert und kontrolliert. Demnach lag die Pünktlichkeitsquote bei der Münchner S-Bahn in der ersten Jahreshälfte noch bei etwa 90 Prozent, im Oktober ist der Wert auf nur noch etwa 81 Prozent zurückgegangen – und das, obwohl eine S-Bahn erst ab einer Verspätung von sechs Minuten als unpünktlich gilt.

Als besonders Problemkind erweist sich seit Jahren die S7 zwischen Wolfratshausen auf dem West-Ast und der Haltestelle Kreuzstraße im Osten. Verspätungen und Ausfälle auf dieser Strecke haben regelmäßig Auswirkungen auf die Stammstrecke in der Innenstadt und verursachen dort weitere Verzögerungen auch bei anderen Linien.

Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag, 15. Dezember, verspricht sich der VCD aber ausgerechnet auf dieser Linie Verbesserungen für das ganze System. Denn die Trasse wird künftig geteilt: Die weiter bestehende S7 im Westen endet künftig am Starnberger Flügelbahnhof am Hauptbahnhof, die wiederbelebte S5 im Osten fährt künftig von Kreuzstraße bis nach Pasing.

Von der Teilung und der damit einhergehenden Entlastung der Stammstrecke erhofft sich der VCD Verbesserungen im gesamten Netz der Münchner S-Bahn – auch und gerade für die Pendler im Münchner Umland. Denn diese spürten die Folgen von Verspätungen und Ausfällen besonders, wenn Anschlüsse an Buslinien im Berufsverkehr oft nur noch zur „Glückssache“ werden.

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