Bei der Laimer Unterführung gibt es schon wieder Neuigkeiten, die dem Stadtrat ganz und gar nicht gefallen. Erst hatte sich die Fertigstellung der sogenannten Umweltverbundröhre um zwei Jahre verzögert. Und jetzt hat die Deutsche Bahn (DB) auch noch bekannt gegeben, dass der Bau rund 43 Millionen Euro teurer wird, als zunächst geplant.
35 Millionen Euro der Mehrkosten muss die Stadt tragen. Am Dienstag hat der Bauausschuss des Stadtrats diese Ausgabe einstimmig genehmigt – das Gremium hatte auch gar keine andere Wahl.
Die DB baut die neue Unterführung im Auftrag der Stadt. Durch die Röhre sollen später ein „Umweltverbund“ aus Trambahnen und Bussen sowie Fuß- und Radverkehr die Eisenbahngleise in Laim unterqueren – deshalb auch der sperrige Name Umweltverbundröhre.
Im Jahr 2017 wurden die Gesamtkosten inklusive Haltestellen und einer Risikoreserve auf rund 106,7 Millionen Euro taxiert, die Stadt sollte davon rund 95,5 Millionen Euro tragen, die DB rund elf Millionen. Jetzt seien die Kosten auf 149,5 Millionen gestiegen, entsprechend erhöht sich der städtische Anteil nach dem feststehenden Kostenschlüssel auf 130 Millionen Euro, jener der Bahn auf 19,5 Millionen. Als Grund für die Teuerung nennt die DB unter anderem marktbedingte Preisentwicklungen und eine Steigerung bei den Grunderwerbskosten.
Die Bahn baut die Unterführung gleichzeitig mit dem Neubau des Laimer Bahnhofs, der künftig ein Umsteigepunkt von der ersten S-Bahn-Stammstrecke zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke sein wird. Für den Innenausbau sind dann die Stadt und die Stadtwerke München (SWM) verantwortlich: Sie kümmern sich unter anderem um Gehwege und Fahrbahnen, Gleise, Oberleitung, Steuerungstechnik oder Brandschutz.
Nach aktuellem Stand will die DB die Nordhälfte der Röhre in der ersten Jahreshälfte 2026 zum Innenausbau übergeben, den Südteil in der zweiten Jahreshälfte 2027. Die SWM planen, dass von Dezember 2028 an die ersten Fahrzeuge den Laimer Bahnhof durch die neue Röhre unterqueren können.
Wegen der verspäteten Übergabe mussten die SWM den Zeitplan für die Tram-Westtangente bereits anpassen. Seit Juni 2024 laufen die Arbeiten für den zweiten Bauabschnitt zwischen Agnes-Bernauer-Straße und Ammerseestraße, der Ende 2025 in Betrieb gehen soll, sofern alles nach Plan läuft. Dann folgt bis Ende 2027 die Strecke zwischen Ammerseestraße und Ratzingerplatz. Zum Schluss stehen die Abschnitte Romanplatz bis Agnes-Bernauer-Straße und Ratzingerplatz bis Aidenbachstraße an, die von Dezember 2028 an befahren werden sollen.
„Heute ist wieder so ein Tag, wo ich vieles nicht verstehe“
Brigitte Wolf (Linke) sprach am Dienstag von einer „sehr bitteren Vorlage“ und stellte die Frage, ob das Baureferat diese Mehrkosten kritisch überprüfen könne. „35 Millionen, bei dem, was wir ansonsten überall einsparen sollen, das ist schon heftig“, sagte Wolf. Anna Hanusch (Grüne) merkte an, die Mehrkosten seien in der Höhe nicht überraschend. Es ärgere sie fast mehr, dass der Bau so lange dauere.
„Heute ist wieder so ein Tag, wo ich vieles nicht verstehe“, sagte Andreas Schuster (SPD). Die Stadt sei nicht verantwortlich für die Verzögerungen, die auch die Preise in die Höhe trieben. Florian Schnabel, Stadtdirektor im Baureferat, bezeichnete die Situation als „unbefriedigend“. Das ganze Projekt koste so viel, wie es koste, so Schnabel. Der Kostenschlüssel sei festgelegt, außer die Bahn schade der Stadt, das müsse die Verwaltung allerdings erst einmal nachweisen.
Laut Baureferat gibt es am Ende des Projektes eine Schlussrechnung, in der die Deutsche Bahn die Kosten nachweisen muss. Was den aktuellen Stand der Fertigstellung betrifft, so gibt es keine weiteren für die Stadt negativen Nachrichten seitens der DB – bisher.