Verspätungen und Zugausfälle:Münchner S-Bahn so unpünktlich wie nie

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Der häufigste Grund für die schlechte Bilanz ist wieder einmal die störanfällige Leit- und Sicherungstechnik der S-Bahn. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Jede zehnte S-Bahn kam im vergangenen Jahr mindestens sechs Minuten zu spät. Da sind Zugausfälle nicht einmal eingerechnet. Nun gibt es auch eine Statistik für die einzelnen Linien - manche schnitten besonders schlecht ab.

Von Andreas Schubert

Im vergangenen Jahr brauchten die Fahrgäste der Münchner S-Bahn so viel Geduld wie noch nie. Denn der durchschnittliche Pünktlichkeitswert lag 2022 bei gerade einmal 90,1 Prozent, das ist der schlechteste Wert, der je gemessen wurde. Somit kam jede zehnte S-Bahn zu spät. Bisher galt 2003 mit 90,8 Prozent als das Jahr mit den meisten Verspätungen.

In die Pünktlichkeitsstatistik fließen dabei nur Züge mit mindestens sechs Minuten Verspätung ein, nicht aber solche, die ganz ausfallen. Das waren im vergangenen Jahr immerhin sechs Prozent aller S-Bahnen.

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Als Antwort auf eine Anfrage des Landtagsabgeordneten Markus Büchler (Grüne) hat das bayerische Verkehrsministerium nun auch die Pünktlichkeit nach einzelnen Linien und Monaten aufgeschlüsselt. Je nach Linienast sind die Werte dabei unterschiedlich.

Mit einer Jahrespünktlichkeit von 87,2 Prozent schnitt die S1, die zwischen Freising/Flughafen und Leuchtenbergring verkehrt, am schlechtesten ab, gefolgt von der S2 Ost nach Erding (87,5 Prozent) und den Linien S4 und S6 Ost Richtung Ebersberg mit 88,5 Prozent.

In den Monaten Juni und November lief es besonders schlecht

Im weiteren Unpünktlichkeitsranking folgen die S7 West in Richtung Wolfratshausen (88,9), die S7 Ost in Richtung Kreuzstraße (90,4), die S2 West nach Altomünster (90,5), die S6 West gen Tutzing (90,6), die S4 West Richtung Geltendorf (92,1), die S8 West nach Herrsching (92,4), die S8 Ost zum Flughafen (92,6), die S3 West Richtung Mammendorf (93,4). Wer mit der S3 (94,1) in Richtung Holzkirchen pendelt, kommt noch am pünktlichsten an.

Die schlechtesten Monate waren der Juni (84,3 Prozent) und der November (85,2). Am besten lief es noch im Februar (95,2) und Januar (94,7). Auf der Stammstrecke, wo bis zu 30 Züge pro Richtung und Stunde verkehren, kamen im Jahresmittel 89,5 Prozent pünktlich an.

Der häufigste Grund für die schlechte Statistik ist wieder einmal die störanfällige Leit- und Sicherungstechnik. Und während der Abgeordnete Büchler die Werte als "absolut inakzeptabel" geißelt, findet Thomas Prechtl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG) noch ganz andere Worte: Der Zustand der Infrastruktur, merkte er bei einer Presserunde vergangenen Herbst an, sei nur noch mit zwei Halben zu ertragen.

In früheren Jahren erreichte die Münchner S-Bahn schon einmal Pünktlichkeitswerte von mehr als 96 Prozent. Daran ist aktuell nicht zu denken. Die BEG sieht das Problem vor allem darin, dass sich in den vergangenen Jahren eine Art Rückstau bei den Baumaßnahmen gebildet hat, der auch in absehbarer Zeit noch nicht abgearbeitet sein wird. Immerhin soll dieses Jahr ein neues elektronisches Stellwerk am Ostbahnhof das alte, besonders störanfällige ablösen.

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