Münchner S-Bahn:Die Stammstrecke bekommt einen Bypass

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Eine Baustelle, die für den Verkehrsfluss durch die Stadt immens wichtig ist: Der Ausbau der bisher einspurigen Sendlinger Spange, die Pasing mit dem Bahnhof Mittersendling verbindet. (Foto: Florian Peljak)

Die bisher einspurige Sendlinger Spange, die Pasing mit dem Bahnhof Mittersendling verbindet, wird ausgebaut. Das Elf-Millionen-Euro-Projekt ist ein wichtiger Baustein zur Entlastung des Münchner S-Bahn-Netzes.

Von Andreas Schubert

Bei der derzeit sommerlichen Hitze sind Arbeiten am Bahngleis kein Vergnügen. Unter einem Baustellenhelm kommt man schnell ins Schwitzen, wie auch Bayerns Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) und Bayerns Bahnchef Klaus-Dieter Josel bei einem Baustellenbesuch zur sogenannten Sendlinger Spange am Dienstag erfahren durften. Laut ist es auch: Jedes mal, wenn sich ein Zug nähert, ertönt ein ohrenbetäubendes Warnsignal. Dennoch zeigten sich Josel und Bernreiter in bester Stimmung. Schließlich wird westlich des Bahnhofs Laim an einem wichtigen Baustein zur Entlastung des Münchner S-Bahn-Netzes gearbeitet. Der Freistaat hat dafür elf Millionen Euro spendiert - aus Regionalisierungsmitteln, die wiederum vom Bund kommen.

Die Sendlinger Spange ist eine bestehende eingleisige Bahnstrecke, die Pasing mit dem Bahnhof Mittersendling verbindet und die bis zur Friedenheimer Brücke parallel zu Stammstrecke verläuft. Die einzige S-Bahn, die auf ihr fährt, ist sozusagen ein Außenseiter im S-Bahn-Netz: die S20, die zwischen Pasing und Höllriegelskreuth verkehrt und dazwischen nur sechs Stationen bedient. Um bei größeren Ausfällen auf der Stammstrecke Entlastung zu schaffen, wird die Sendlinger Spange seit März dieses Jahres ausgebaut.

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Westlich des Laimer Bahnhofs entsteht eine Verbindung zwischen der S-Bahn-Stammstrecke und dem Laimer Rangierbahnhof. Dazu baut die Bahn derzeit zusätzliche Weichen und ein Verbindungsgleis. Damit können bei Störungen auf der Stammstrecke und während des Baus der zweiten Stammstrecke zusätzliche S-Bahnen aus Richtung Pasing zum Heimeranplatz geleitet werden. Profitieren können davon die Fahrgäste der Linien S3, S4, S6 und S8. Am Heimeranplatz können die Züge wenden und über den Rangierbahnhof Laim auf die Stammstrecke in Richtung Pasing zurückfahren.

Der Einbau der Schienen dauert vom 3. bis 20. Juli dieses Jahres, dafür muss nachts die Stammstrecke zwischen Pasing und Laim gesperrt werden. Danach sollen die zusätzlichen Weichen und das neue Gleis dann an die Leit- und Sicherungstechnik angebunden werden. Weil dies der aufwendigere Teil des Projekts ist, dauert dies bis zum Frühjahr 2024.

In einem weiteren Ausbauschritt soll die Station Heimeranplatz West erweitert werden - mit einem zusätzlichen Gleis und einem barrierefreien Mittelbahnsteig. Den Bauantrag will die Bahn Anfang nächsten Jahres einreichen.

Die S-Bahnen sind dann weitestgehend auf eigenen Gleisen unterwegs. Am Heimeranplatz besteht für die Fahrgäste dann Anschluss zur U-Bahn. Für die Fahrgäste Richtung Innenstadt oder retour ist das zwar eine zeitliche Verzögerung, aber besser als komplett mit der S-Bahn zu stranden. Die Umleitungen über die Sendlinger Spange werden aber nur bei größeren Störungen erfolgen, bei Verspätungen von wenigen Minuten rentiert sich der Aufwand nicht.

Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU, links) und DB-Konzernbevollmächtiger Klaus-Dieter Josel. (Foto: Florian Peljak)

Bernreiter ist noch nicht lange im Amt. Baustellen wird er vermutlich - auch als Bauminister - noch viele zu Gesicht bekommen. Für diese hier in Laim befindet er, das Geld sei wirklich gut angelegt. "Eigentlich müssten wir noch viel mehr Geld investieren", sagt er. Und zwar in den Ausbau des Angebots, nicht in "Billigangebote", sagt er in Anspielung auf das von ihm wiederholt kritisierte Neun-Euro-Ticket.

"Wir investieren heuer für die Bahninfrastruktur im Freistaat 2,35 Milliarden Euro", sagt Bahnchef Josel. Mit der Sendlinger Spange schaffe man für das S-Bahn-System im Münchner Westen eine Alternative. "Dadurch wird das Münchner S-Bahn-Netz leistungsfähiger und stabiler", so Josel.

Für die Stabilität des Netzes sind aber auch andere Baumaßnahmen von eminenter Bedeutung. Derzeit wird das störanfällige Stellwerk am Ostbahnhof durch ein neues ersetzt. Das elektronische Stellwerk soll nächstes Jahr in Betrieb gehen, die Kosten dafür: 222 Millionen Euro. An der zweiten Stammstrecke wird noch bis Ende des Jahrzehnts gearbeitet. Hier liegt der Kostenrahmen bei 3,8 Milliarden.

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