TSV 1860 München:Löwen wollen Giesinger Kneipe übernehmen

TSV 1860 München: Etwas duster schaut es aus im Riffraff, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.

Etwas duster schaut es aus im Riffraff, aber das tut der Stimmung keinen Abbruch.

(Foto: Robert Haas)

Im Riffraff könnte der TSV 1860 seine Vereinsgeschichte präsentieren, einen Shop und einen Treffpunkt für Fans einrichten. Erste Gespräche soll es schon gegeben haben, doch das Präsidium will sich bisher nicht zu den Plänen äußern.

Von Patrik Stäbler

In welchen drei Bundesligen war der TSV 1860 München Gründungsmitglied? Und wer war der erste Fußball-Nationalspieler der Löwen? Unter anderem diese Fragen mussten Teilnehmende kürzlich beim Pub-Quiz der Abteilung Vereinsgeschichte des TSV 1860 beantworten - im Riffraff in Giesing. Diese kleine aber feine Kneipe in der Tegernseer Landstraße, die regelmäßig Konzerte, Lesungen und andere Kulturevents veranstaltet, ist nicht nur an Spieltagen fest in der Hand von Löwen-Fans. Nun jedoch streckt der Verein höchstselbst seine Fühler in Richtung des Lokals aus: Nachdem der jetzige Betreiber seinen Rückzug im Herbst angekündigt hat, will der TSV 1860 das Riffraff als Pächter übernehmen. Die Idee: Dort soll ein Vereinsmuseum samt Fanshop sowie ein Treffpunkt für Löwen-Anhänger entstehen.

Zwischen der Klubführung und dem Eigentümer des Gebäudes, die Terra Baugesellschaft, soll es bereits erste Gespräche gegeben haben. Der Verein will das jedoch nicht kommentieren. Das Präsidium äußere sich derzeit nicht zu dem Thema, antwortet die Geschäftsstelle des TSV auf Anfrage. Ähnlich klingt das bei der Terra Baugesellschaft, die schriftlich mitteilt: "Zu Ihrem Anliegen können wir keine Auskunft geben."

Publik geworden ist das Vorhaben der Löwen durch ein Schreiben an den Bezirksausschuss Obergiesing-Fasangarten. Der TSV 1860 München habe "großes Interesse, neuer Pächter der Immobilie zu werden und diese im Sinne des Vereins und des Viertels für verschiedene Zwecke zu nutzen", heißt es in dem Brief der Klubführung um Präsident Robert Reisinger. Konkret plane man in den Räumlichkeiten des Riffraff eine "dauerhafte Ausstellung der eigenen Abteilung Vereinsgeschichte (Vereinsmuseum)", um dort "Kunstwerke verschiedener Künstler des Vereins und des Viertels langfristig zu präsentieren".

Darüber hinaus solle die Kneipe "als Treffpunkt für den sozialen Austausch für Vereinsmitglieder sowie Nachbarn und AnwohnerInnen Giesings dienen". Ebenso könnten dort "Veranstaltungen wie Abteilungsversammlungen, Lesungen und Buchpräsentationen, Vereinsratssitzungen oder anderweitige Events" stattfinden. Im Weiteren sieht das Konzept des Klubs einen Fanshop in dem Gebäude vor sowie "spezielle Sportangebote" wie Yoga, Pilates oder Fitnesskurse. Bei Spielen des TSV 1860 München sei im Riffraff weiterhin ein normaler Barbetrieb geplant, heißt es im Schreiben des TSV-Präsidiums an den Bezirksausschuss - jedoch stehe dies "nicht im Vordergrund des Nutzungskonzepts".

Im Bezirksausschuss sei das Vorhaben des Vereins mit Wohlwollen aufgenommen worden, berichtet die Vorsitzende Carmen Dullinger-Oßwald (Grüne). "Wir würden das befürworten und hoffen, dass es klappt", sagt sie. Die Örtlichkeit an der Tegernseer Landstraße biete sich für eine derartige Nutzung an, findet die BA-Chefin. Und nicht zuletzt: "Die Sechzger gehören ja zu Giesing - mehr als zu Harlaching."

TSV 1860 München: Florian Falterer ist seit 2016 Betreiber des Riffraff, doch seinen Ende Oktober auslaufenden Mietvertrag will er nicht verlängern.

Florian Falterer ist seit 2016 Betreiber des Riffraff, doch seinen Ende Oktober auslaufenden Mietvertrag will er nicht verlängern.

(Foto: Stephan Rumpf)

Diesen Satz würde sicher auch Florian Falterer unterschreiben, Löwen-Fan, Gastronom und seit 2016 Betreiber des Riffraff. Er sagt über die Pläne des TSV 1860: "Ich fände es super, wenn der Verein die Räume kriegen würde." Unabhängig davon werde er selbst einen Schlussstrich im Riffraff ziehen und seinen Ende Oktober auslaufenden Mietvertrag nicht verlängern. Bei der Frage nach den Gründen führt Falterer gleich drei Punkte an. Da sei, erstens, sein "eigentliches Baby", das Crönlein, ein ehemaliges Klohäuschen am Nockherberg, in dem der Gastronom seit 2018 ein Café betreibt. Zweitens spüre er im Riffraff noch die Nachwehen der Corona-Krise. "Teilweise läuft es zwar schon wieder ganz gut, aber es ist immer noch nicht so wie davor." Auch höhere Kosten durch Inflation und Energiekrise spielten hier eine Rolle. Und dann sei da noch, drittens, ein Problem, das fast alle Gastronomen in München umtreibt: der Personalmangel. "Die Situation ist dramatisch", sagt Falterer. "Ich bräuchte einen Betriebsleiter, der sich ums Riffraff kümmert. Aber so jemanden findest du nicht."

All diese Faktoren hätten letztlich zu seiner Entscheidung geführt, die Kneipe "nach einer tollen und intensiven Zeit" im Herbst abzugeben, sagt Falterer. Ob ihm als Pächter der TSV 1860 nachfolgen wird? Diese Frage ist bislang offenbar noch unbeantwortet.

Anders als die Fragen beim jüngsten Pub-Quiz im Riffraff: So gehörte der TSV 1860 im Fußball, Basketball und Volleyball zu den Gründungsmitgliedern der jeweiligen Bundesliga. Und der erste Fußball-Nationalspieler des Klubs hieß Eugen Kling, der beim 1:3 gegen Dänemark am 2. Oktober 1927 sein einziges Länderspiel bestritt.

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