Gastronomie:Bekannte Münchner Wirte gehen neue Wege

Eröffnung Lokal: my Indigo am Oberanger 32

Das My Indigo setzt auf Bowls, Suppen und Currys.

(Foto: Florian Peljak)

Obwohl die Sperrzeiten weiter verschärft werden, eröffnen die Gastronomen Stefan Stiftl und Rudi Kull jeweils neue Läden. Ist das besonders mutig - oder schon der Mut der Verzweiflung?

Von Franz Kotteder

Ist das jetzt besonders mutig, wenn man kurz vor einer weiteren Verschärfung der Sperrzeit einen neuen Laden aufmacht? Oder ist das schon der Mut der Verzweiflung? Natürlich: Corona trifft Gastronomen ganz besonders hart, weil ihnen wichtige Einnahmequellen wegbrechen, und durch den nahenden Winter wird alles nur noch schlimmer. Aber es ist auch die Gelegenheit, sich neu aufzustellen. Meistens zwar notgedrungen - aber immerhin!

Für Stefan Stiftl, 36, war Corona mit ein Grund, sich neu zu orientieren. Der Sohn des umtriebigen Wiesnwirts Lorenz Stiftl, der derzeit auch den Spöckmeier und das Hackerhaus betreibt, hatte in den vergangenen zwei Jahren das Wirtshaus Zum Stiftl im Tal aufgebaut und vor einigen Monaten beschlossen, etwas anderes anzufangen. Worum es sich dabei handelt, weiß man seit Donnerstagabend. My Indigo nennt sich das Lokal am Oberanger 32, das die Räume des finnischen Restaurants Laxbar übernommen hat. Und Stiftl ist dort jetzt "Store Manager", und anders als im Wirtshaus gehört die Lederhose hier nicht mehr zur Dienstkleidung.

My Indigo ist eigentlich eine Kette, in München gibt es bereits zwei kleinere Filialen. Der Salzburger Heiner Raschhofer hat das Konzept 2001 erfunden und es langsam wachsen lassen. Heute gibt es insgesamt 15 My Indigos. Sechs davon gehören zum eigenen Unternehmen, weitere neun Läden sind im Franchise-Verfahren vergeben, "Partner Stores" heißt das bei My Indigo. "Wir wachsen deutlich langsamer als die anderen", sagt Raschhofer gut gelaunt, "wir haben nämlich auch sehr hohe Ansprüche."

Täglich frisch, schnell, leicht und gesund lauten die Schlüsselbegriffe des Konzepts. Auf der Karte stehen Gemüse- und Salatbowls, diverse Currys, vorwiegend mit Hühnchen, und Suppen. Das Ganze wird nicht ohne Witz und Hintersinn serviert; der Pflücksalat befindet sich in einer großen Plexiglasbox mit der Aufschrift "Hasenfutter". Die Schüsseln zu Preisen zwischen 4,90 und 11,50 Euro kann man sich auch selbst zusammenstellen. "Wir sind oft erstaunt, auf welche Kombinationen die Gäste kommen", sagt Geschäftsführer Kai Heep und lacht.

Was die Gäste so wollen, weiß Rudi Kull an und für sich recht genau. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Albert Weinzierl führt er in München gleich mehrere Lokale, vom französischen Restaurant Buffet Kull über die italienische Bar Centrale und die Pizzeria Riva bis hin zum großen Grillrestaurant Brenner an der Maximilianstraße. Corona hat ihr Gastrounternehmen schwer getroffen: Kull und Weinzierl verkauften ihr Hotel Louis am Viktualienmarkt erst vor wenigen Monaten, es war wegen der hohen Pacht und der geringen Auslastung nicht mehr zu halten.

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(Foto: Stephan Rumpf)

Nun haben sie die bisherige Pizzeria Riva in der Schwabinger Feilitzschstraße 4 komplett erneuert und aus ihr eine Dependance des großen Brenner gemacht. Brenner Kitchen heißt das Lokal jetzt, und es gibt dort vor allem ausgewählte Klassiker aus der großen Brenner-Küche: Sushi und Sashimi, ganz hervorragende vegetarische und vegane Maki-Rollen mit Tofu und Süßkartoffeln, viel Fisch vom Grill - vom berühmten Black Cod bis zu Lachs, Seezunge und Dorade - und natürlich viel Rindersteaks, vorwiegend vom Black-Angus-Weiderind. Gemüse liegt im Trend, und so findet es sich auch vermehrt auf der Karte. Momentan vor allem Kürbisvariationen, der Saison geschuldet.

Neu ist nicht nur die edle Innenausstattung, die wie immer der gelernte Architekt Weinzierl entworfen hat, sondern auch der eigene Lieferservice, der sämtliche Speisen in zwei Kilometer Umkreis ausliefert. Man muss sich eben etwas einfallen lassen in Corona-Zeiten. Denn, so Kull bei der Eröffnung am Freitag: "Unsere Branche wird momentan ganz schön gebeutelt und gegängelt."

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