Schmock:Die Fülle der Levante-Küche

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Israelisch-arabischer Vorspeisenteller: Der lässt sich auch gut mit anderen teilen im Restaurant Schmock im Volkstheater. (Foto: Stephan Rumpf)

Das Schmock im Volkstheater setzt mit Erfolg auf Rezepte des Nahen Ostens. Nur beim Würzen wünscht man sich mehr Kreativität.

Von Pep Rooney

Das neue Volkstheater ist in München wie auch über die Stadtgrenzen hinaus begeistert aufgenommen worden. Hier passt anscheinend alles - vom Programm über die zur Umgebung passende Architektur, bis zur Gestaltung der Innenräume. Das Schlachthofviertel genießt seit vergangenem Herbst nun eine ganz neue Aufmerksamkeit, und viele, die das Theater anlockt, kommen auch im Schmock zusammen, dem neuen Restaurant im Volkstheater, das so neu gar nicht ist. "Schmock Minchen" heißt es selbstbewusst in großen Lettern über der Eingangstür. Der jüdische Wirt Florian Gleibs hat damit den alten Namen wieder belebt, nachdem er 2016 das alte Schmock in der Augustenstraße aufgegeben hatte, das seit 1999 eigentlich gut gelaufen war. Doch nach dem Gaza-Konflikt Israels im Jahr 2014 hatten sich die antisemitischen und antiisraelischen Anfeindungen in einem Ausmaß gehäuft, auf das Gleibs keine Lust mehr hatte. Als Wirt machte er trotzdem weiter, so übernahm er auch die Gastronomie im alten Volkstheater an der Brienner Straße, nannte den Laden Meschugge und setzte auf ein anderes Konzept.

Im neuen Schmock knüpft Gleibs an die alten Zeiten in der Augustenstraße an und setzt auf Humor, um das Verhältnis von jüdischen und nicht-jüdischen Menschen zu entkrampfen. Auf den Etiketten von Weinflaschen steht ironisch "Deutsche trinkt bei Juden", auf Gläsern "Super Jew", im Barbereich hängen stilisierte Bilder, zum Beispiel der Monaco Franze mit Schläfenlocken. Ansonsten fühlt man sich im neuen Schmock auf Anhieb wohl. Dazu tragen die hohen Decken und der Rotton der Wände bei, die große Rundbogen-Fensterfront, das warme Licht und der Service, der bei all unseren Besuchen (es waren seit Eröffnung diverse) überaus freundlich und schnell war und nie den Überblick verlor.

Entkrampfung durch Humor: "Deutsche trinkt bei Juden" steht auf den Weinflaschen, "Super Jew" auf den Schnapsgläsern. (Foto: Stephan Rumpf)

Und natürlich auch das Essen und Trinken: Hier gibt es die sogenannte Levante-Küche des Nahen Ostens, die in jüngster Zeit immer beliebter geworden ist, was sie vor allem den Aromenspielen mit vielen Gewürzen, der Kombination von süß und pikant und den insgesamt eher gesunden Rezepten mit viel Gemüse und Fisch zu verdanken hat.

Als Starter hatten wir bei jedem Besuch "Abu Chassa", einen Teller mit unter anderem israelisch-arabischen Vorspeisen wie Hummus, Falafel, Couscous und Baba Ganoush (20,50 Euro), den man sich gut mit anderen teilen oder davon alleine gut satt werden kann. Ein orientalisch anmutender Genuss, wenn auch keine Aromenexplosion. So wird der bayerische Gaumen keinesfalls überfordert, auch wenn man sich bei manchen Gerichten vielleicht gewünscht hätte, etwas mehr gefordert zu werden. Alles, was wir probierten, kam sehr dezent gewürzt auf den Tisch. Bei "Mena Liesl" (16,50), einem geschmorten Ofengemüse mit arabischem Reis mit Mandeln, das wir mit gebratenem (sehr zarten) Oktopus bestellten (23 Euro) kam uns die orientalische Note ebenso zu kurz wie beim "Sum Sum Lachs" (22,50) mit Sesam-Blumenkohl-Püree und einem dezent minzigen Limetten-Dip. Auch die "Sumak Edelfische" (25), verschiedene Fische und Meeresfrüchte mit Bulgur, Datteln und Aprikosen fanden wir ganz hübsch wie auch das Curry, das wir für 19,50 Euro mit Hühnerfleisch kosteten. Letzteres bestellen wir uns dann doch lieber beim Thailänder.

Mehr Verve beim Würzen hatten wir uns insgesamt erhofft, aber vielleicht sollte man gar nicht mit diesem Anspruch, allzu orientalisch zu speisen, ins Schmock kommen. Denn handwerklich ist alles sehr gut gemacht. Das Rinderfilet mit kräftigem Jus und Süßkartoffelpüree war perfekt gebraten, zart und saftig und seine 32 Euro allemal wert. Auch der Spieß "Lawrence von Arabien" (24) mit Rinderfilet, Garnelen, Taboulé und einem mit Limetten und Sumach verfeinerten Joghurt überzeugte voll und ganz, so auch die zart geschmorte Lammhaxe (23) mit Wurzelgemüse und Perlgraupen. Sehr gefreut haben wir uns über die Königsberger Klopse (19), aber unser Lieblingsgericht war das Schawarma (eine Art Döner) vom Huhn (17) mit Hummus und Pita. Saftiges Hendlfleisch, schön würzig, einfach und gut.

Die Rundbogenfensterfront und warme Rottöne sorgen für Wohlfühlatmosphäre im Schmock. (Foto: Stephan Rumpf)

Die Auswahl auf der Weinkarte ist für unseren Geschmack ausreichend, empfehlenswert sind etwa der Sauvignon Blanc und der Chardonnay, die man entweder für 10 Euro das 0,2-l-Glas bekommt oder gleich - weil günstiger - in einer Flasche für jeweils 35 Euro nimmt. Der Vollständigkeit halber seien auch noch die Nachspeisen erwähnt: Die Schokotarte mit Pistazien-Minz-Eis (8,50) und die bayerische Creme, die hier "Pharisäer Creme" heißt, waren jeweils ein angenehmer, unspektakulärer Abschluss.

Insgesamt ist man als Gast gut im Schmock aufgehoben, nicht nur als Theatergast. Seltsam nur, dass man nicht telefonisch reservieren kann. Wer nicht groß tafeln will, bekommt in der Lounge etwa auch Fish-&-Chips (16 Euro) oder eine Currywurst für 14,50. Allen Freunden der orientalischen Kochkunst sei für daheim an dieser Stelle auch eines der Kochbücher von Yotam Ottolenghi empfohlen.

Schmock Bar & Restaurant, Tumblingerstrasse 29, 80337 München . Öffnungszeiten: Mo. bis Do., 11.30 bis 23.30 Uhr; Fr., Sa., 17 bis 0.00 Uhr, So., 17 bis 23 Uhr. Business Lunch Mo. bis Fr., 11.30 bis 15 Uhr, Reservierung ausschließlich über schmock-muenchen.com/reservierung ; keine telefonische Reservierung. Alle Kostproben finden Sie unter sz.de/thema/Restaurants

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