Nur noch lächerliche sieben Jahre, dann kann Münchens älteste Brauerei ihren 700. Geburtstag feiern. Augustiner, gegründet 1328, hat schon viele Stürme und manche Seuchen überstanden. Auch während der Corona-Pandemie hat es sich zumindest für die Wirte, die mit ihr verbunden sind, als sehr hilfreich erwiesen, dass die Brauerei nicht einem internationalen Braukonzern und damit dem Shareholder value verpflichtet ist, sondern mehrheitlich einer Stiftung gehört, die auch einmal langen Atem beweisen kann.
Zahlt sich offenbar auf andere Weise wieder aus. Augustiner ist nämlich dabei, sein Logistikzentrum in Freiham zu erweitern, unter anderem um zwei neue Flaschenabfüllanlagen, die im Stammhaus an der Landsberger Straße keinen Platz mehr haben. Es heißt, dort sollen 0,33-Liter-Flaschen abgefüllt werden, die zurzeit im Trend liegen. Augustiner füllte bisher vorwiegend in Halbliterflaschen ab. Für die Erweiterung war ein Grundstückstausch mit der Stadt nötig, für das gut 13 000 Quadratmeter große Gelände in Freiham erhält die Stadt dem Vernehmen nach eine landwirtschaftliche Fläche bei Germering und sieben Millionen Euro.
Eine kleine Expansion lässt sich auch bei den Augustiner-Wirtschaften beobachten. Die Brauerei übernimmt nämlich die Traditionswirtschaft Haxnbauer in der Sparkassenstraße. Wie der Name schon sagt, ist das Wirtshaus besonders bekannt für seine Schweinshaxen, viele Touristen kehren dort ein. Das Scholastikahaus, in dem es sich befindet, muss demnächst vom Eigentümer, dem Akademischen Gesangsverein München, umfassend renoviert werden. Die Pacht steigt dann um 50 Prozent, deshalb verzichtet die Kuffler-Gruppe, die das Lokal seit mehr als 40 Jahren betreibt, auf einen neuen Vertrag. Der bisherige läuft im Oktober 2022 aus, nach der Renovierung übernimmt Augustiner.
Gleich ums Eck, in der Orlandostraße, steht der Augustiner am Platzl. Der hat jetzt mit Oliver und Barbara Wendel ein neues Wirtepaar. Gerade eben haben sie das Objekt übernommen und warten nun auf den Neustart der Gastronomie. Die beiden haben reichhaltige Erfahrung vor allem in der Hotel- und Cateringbranche von Käfer bis Kofler und wollen das Lokal so weiterführen, wie man es kennt: als Altmünchner Wirtshaus mit zwei Wirtsstuben für 160 Gäste im Erdgeschoss, in dem auch Platz für Stammtische, Kartenspieler und Musikanten ist: Die vor zehn Jahren verstorbene Münchner Volkssängerlegende Arthur Loibl ist hier öfter aufgetreten.
Die Vorgänger der Wendels, das Ehepaar Iris und Thomas Zeilermeier, bleiben der Augustinerbrauerei übrigens erhalten. Sie übernehmen die Inselmühle in Obermenzing, auch dort wird Augustiner ausgeschenkt. "Für uns ist das eine echte Win-win-Situation", sagt Augustinervorstand Martin Leibhard.