Gasthaus Waltz im Glockenbachviertel:Ein Beisl ohne Ösi-Kitsch

Gasthaus Waltz im Glockenbachviertel: Die gebürtigen Österreicher Markus Hirschler (links) und Stefan Grabler trinken ein Bier, sie kennen sich aber vor allem mit Wein aus.

Die gebürtigen Österreicher Markus Hirschler (links) und Stefan Grabler trinken ein Bier, sie kennen sich aber vor allem mit Wein aus.

(Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Das Gasthaus Waltz im Glockenbachviertel hat eröffnet. Heurigenlieder werden in dem jungen, österreichischen Lokal nicht gespielt, die Weinkarte ist ein imposantes Buch und das Backhendl schmeckt hervorragend.

Von Franz Kotteder

Sieh mal an, ein österreichisches Lokal in München, das geht auch hip und ohne Schrammelmusik und Heurigenlieder vom Band oder Schwarzweißfotos von Hans Moser an der Wand. Stefan Grabler, 30, und Markus Hirschler, 31, haben mit dem Gasthaus "Waltz" jetzt ein solches eröffnet, nachdem sie vorher schon ein paar Monate lang ein Pop-up-Restaurant im "S-Zimmer" an der Ecke zur Baaderstraße hatten.

In der Ickstattstraße 13, wo früher das französische Restaurant "St. Laurent" untergebracht war, ist das Waltz jetzt aber dauerhaft zu Hause. 55 Plätze, eine kleine Bar, helles Holz an den Wänden und im Mobiliar, stilvolle Lampen und ansonsten schlichte Deko - so sieht heutzutage ein modernes Beisl aus. Der Fokus liegt im Waltz vor allem auf guten Weinen verschiedener Preisklassen.

Das ist naheliegend, schließlich haben die beiden gebürtigen Österreicher Grabler und Hirschler, bevor sie sich jetzt selbständig machten, fast sechs Jahre lang die Weinbar "Grapes" im Boutique-Hotel "Cortiina" geleitet und sich dabei einen Namen gemacht bei den Münchner Weinfans. Vorwiegend österreichische und deutsche Winzer, oft kaum bekannt und biologisch produzierend, hatten sie auf der Karte; bei ihnen gab es Entdeckungen zu machen. Das soll so bleiben, auch wenn sie die Auswahl um Frankreich, etwas Italien, Ungarn, Slowenien und Spanien erweitert haben.

850 Positionen umfasst ihr Weinkeller, die Weinkarte ist ein imposantes Buch geworden, in dem man schöne Klassiker, aber auch viel weniger Bekanntes finden kann. 22 Weine daraus, das ist ungewöhnlich in der Münchner Gastronomie, bekommt man auch glasweise.

Der Küchenchef kommt aus Niederbayern

Vom Trinken allein wird man jedoch nicht satt, zumindest ist das zu hoffen. Und im Gasthaus Waltz gibt es auch hervorragende österreichische Wirtshausküche. Vom Tafelspitz, Kürbiskern-Grammel-Knödel, der Regenbogenforelle und dem Backhendl mit Vogerl- und Kartoffelsalat bis hin zum Topfenknödel und dem Palatschinken (mit der Erdbeermarmelade von Mama Grabler); auch ein Vier-Gang-Menü für 60 Euro steht auf der Karte.

Küchenchef ist der 28-jährige Alex Gaßlbauer, dessen einziges Manko ist, dass er nicht Österreicher, sondern ein Niederbayer aus Bad Birnbach ist. Wer das für einen Makel hält, möge vorbeikommen und sich eines Besseren belehren lassen, denn: "Der Alex kocht genauso, wie wir uns das wünschen", sagt Markus Hirschler.

Den Gästen bei der Eröffnungsparty am Mittwochabend schmeckte es jedenfalls ersichtlich. Vom Publikum her bewegt man sich in etwa in der Altersklasse der Betreiber. Einige Gastroprofis waren auch darunter, etwa Sabine Eichbauer vom "Tantris" oder Multi-Gastronom Marc Uebelherr (unter anderem "Schreiberei", "Oh Julia", "Koi", "Oskar Maria"), was die Frage aufwirft, ob er auch beteiligt ist, am Gasthaus Waltz? "Nein", sagt er lachend, "ich schätze einfach bodenständige, gute Küche in einem Restaurant, das von jungen Menschen mit Gastgeberleidenschaft gemacht wird".

Das kann man erst einmal so stehen lassen. Bleibt noch die Frage, warum das Wirtshaus Waltz heißt? "Da gibt's gleich mehrere Gründe", sagt Stefan Grabler, "erstens geht man als Handwerker auf die Walz, und als Österreicher muss man sich ja nicht an die deutsche Rechtschreibung halten. Zweitens heißt Walzer auf Englisch Waltz, und dann gibt es da noch den österreichischen Schauspieler Christoph Waltz, den wir beide sehr verehren".

Vielleicht schaut Christoph Waltz auf dem Rückweg von der nächsten Oscar-Verleihung dann ja auch mal vorbei? Fest steht jedenfalls: Es muss nicht immer nur Hans Moser sein.

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