Süddeutsche Zeitung

Opera Incognita:Improvisieren statt resignieren

Das Ensemble Opera Incognita wagt sich an eine lustvoll dramaturgische Verquickung: "Die Opernprobe/Die Abreise".

Von Rita Argauer

Glück haben derzeit die, die das intelligente Improvisieren schon erprobt haben und in der Lage sind, aus etwas Kleinem etwas Großes zu schaffen. So wie das freie Opernensemble Opera Incognita. Die Truppe um Regisseur Andreas Wiedermann packte Wagners "Rienzi" in einen LMU-Hörsaal, Brittens "The Turn Of The Screw" ins Müllersche Volksbad und Verdis "Stiffelio" ins Arri-Studio. Immer mit kleinem Ensemble, immer umarrangiert und frei im Umgang mit dem Material. Immer durchdacht und großartig. "Wir hatten eigentlich etwas größeres geplant für dieses Jahr", sagt Andreas Wiedermann jetzt, doch Umplanen und Verkleinern ist derzeit an der Tagesordnung. Und Wiedermann und sein musikalischer Leiter Ernst Bartmann haben es geschafft, innerhalb eines Monats ein Alternativprogramm auf die Beine zu stellen.

Im Juli haben sie gewusst, dass sie spielen dürfen, Ende August steht nun die Premiere an. Dazwischen hat Wiedermann Albert Lortzings komische Oper "Die Opernprobe" mit "Die Abreise", einem eher unbekannten und moderneren musikalischen Lustspiel von Eugen d'Albert, dramaturgisch verquickt. In Lortzings Stück geht es zwar um eine Opernprobe, aber das eigentliche Werk fehlt. Diesen Platz nimmt "Die Abreise" ein, zu dem Wiedermann erklärt: "Das ist anhörbare, neuere Musik, wir sind alle ganz begeistert."

Die Verbindung der beiden Stücke sei eigentlich ganz einfach, führt Wiedermann aus. Es gebe in beiden Stücken drei Personen, Bariton, Tenor und Sopran. Man befindet sich in Lortzings Stück zunächst vor der Hauptprobe, die mit d'Alberts Stück dann als Spiel-im-Spiel stattfindet - sechs Sänger und drei Musiker bringen das auf die Bühne. Zum Finale wechselt man dann zurück zu Lortzing. Die Figurenkonstellation, die dabei herauskommt, erinnere an den "Bajazzo", erklärt Wiedermann. Doch mit solchen Spiegelspielchen und dramaturgischen Tricksereien hat der Regisseur viel Erfahrung.

Gespielt wird in diesem Jahr in der Allerheiligen Hofkirche, wo sich das derzeit geltende Regelwerk auch gut einhalten lässt. Und man habe etwa alle Chöre gestrichen. Doch das Ensemble sei spielfreudig, obwohl die Partien kompliziert sind und die Probenzeit entsprechend kurz war. Doch für Wiedermann sei die Aufführung "nicht nur eine Notlösung", sondern eine eigenständige, spannende und eben sehr spontane Produktion.

Die Opernprobe/Die Abreise, Freitag, 28. August, 20 Uhr, Samstag, 29. August; Samstag/Sonntag, 5./6. September, 17 und 20.30 Uhr, Allerheiligen Hofkirche, Residenzstraße 1, Telefon 21837300

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Quelle:
SZ vom 27.08.2020
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