Eine Lichtinstallation in der Residenz:Wie der erste Elefant nach München kam

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Ein einst exotisches Tier auf virtueller Reise: "Solimans Dream" im Brunnenhof der Münchner Residenz. (Foto: Sina Möhlenkamp)

„Solimans Dream“ erzählt als immersive Show die romantisierte Geschichte eines Elefanten, der im 16. Jahrhundert durch Europa reiste. Doch was hat der Elefant mit München zu tun?

Von Sina Möhlenkamp

Was macht ein Elefant in der Münchner Altstadt? Elefanten gibt es doch sonst eigentlich nur im Tierpark, so sollte man meinen. Und liegt falsch, zumindest vorübergehend. Denn im Brunnenhof der Münchner Residenz erzählt die Installation „Solimans Dream“ die Geschichte eines indischen Elefanten, der im 16. Jahrhundert von Portugal aus durch Europa reiste. Und dabei, nun ja, auch irgendwie nach München kam.

Die Erzählung führt zurück in die Mitte der 1550er-Jahre, als der Elefant Soliman als diplomatisches Geschenk für den späteren Kaiser Maximilian II. nach Portugal kam. Zu dieser Zeit war es nicht ungewöhnlich, dass exotische Tiere mit einem stattlichen Gefolge durch Europa reisten – oft, um Macht und Einfluss zu demonstrieren. Solimans Reise, die hier in Form eines Traums erzählt wird, führte ihn zunächst über Spanien nach Italien, wo er in Brixen auch auf Mozart traf. Schließlich erreichte der Elefantenzug Wien und als krönenden Abschluss auch München, wo er dann die Liebe fand.

So zumindest die Geschichte in „Solimans Dream“. Die immersive Kunstinstallation wurde von dem französischen Lichtkünstler Benoît Quero, Gründer von „Spectaculaires“ – einer Gemeinschaft von Lichtdesignern und Technikern –, erschaffen und speziell auf die fast 2800 Quadratmeter des Brunnenhofs der Münchner Residenz angepasst. Bereits 2015 wurde die Show für ein paar Jahre in Brixen gezeigt. Für den Münchner Eventmanager und Mitorganisator der Veranstaltung Gregor Leutgeb stand fest: „Das müssen wir auch in München haben.“

Ganz so „träumerisch“, wie in Solimans Dream erzählt, war die Reise des Elefanten in Wahrheit aber leider nicht. Geträumt hat der Elefant damals wahrscheinlich vor allem von Erlösung. Denn im Alter von nur 13 Jahren verstarb Soliman in Wien, vermutlich aufgrund schlechter Haltungsbedingungen. Nach München gelangte der Elefant schließlich nur als ausgestopftes Tier, ein Geschenk an den Herzog von Bayern, der ihn fast 400 Jahre lang im Bayerischen Nationalmuseum ausstellen ließ. Während des Zweiten Weltkriegs wurde der Elefant in einem Keller gelagert, um ihn vor den Bombenangriffen zu schützen. Doch die feuchte Lagerung führte dazu, dass er, so hart es klingt, leider verschimmelte.

Happy End hin oder her – für die dann doch ganz schön romantisierte Erzählung im Brunnenhof wurde die sogenannte „Framing and Mapping“-Technik eingesetzt. Dabei wird jedes Detail der historischen Architektur, von Fenstern über Säulen, in die Lichtshow integriert. Einige Elemente wurden aus der vorherigen Show in Brixen übernommen; dennoch wurde die Inszenierung speziell für den Brunnenhof neu konzipiert. „Das hat etwa ein Jahr gedauert“, sagt der Künstler Quero. Auf die Geschichte stieß er, als er in Brixen ein Bild des Elefanten in der Nähe der Kirche entdeckte, das sofort sein Interesse weckte. Die Lichtshow wird nun als 360-Grad-Erlebnis mit Videoprojektoren präsentiert, begleitet von Musik und einem Sprecherteam.

Ein Jahr dauerte es, die Show speziell für den Brunnenhof zu inszenieren. (Foto: Sina Möhlenkamp)

„Eine sehr energetische Show“, so beschreibt der verantwortliche Bühnen-Manager Franck Saffray, was die Besucherinnen und Besucher erwarten können. Und das erscheint passend – die warmen Farbtöne und die realistischen Animationen entführen das Publikum für kurze Zeit in eine andere Welt. Doch die Räumlichkeiten des historischen Brunnenhof seien auch eine große Herausforderung gewesen, so Saffray. Man müsse viel Rücksicht auf die alten Gemäuer nehmen, für einen Besuch des Ministerpräsidenten Söder in der Residenz die Vorstellungen auch mal unterbrechen. Zudem erfordert die Inszenierung, dass die Fenster für die Vorstellungen verdunkelt und anschließend wieder frei gemacht werden.

Für Gregor Leutgeb ist diese Art von Veranstaltung Neuland; der Münchner Eventmanager ist mit seiner Agentur vor allem für Events im Kontext von Immobilien und Oktoberfest bekannt. Elefanten sind ihm jedoch nicht ganz fremd – er bringt sie bereits zum zweiten Mal nach München. Schon im Jahr 2000 organisierte er die Premiere von „Anna und der König“ – damals sogar mit zwei echten Elefanten. „Das wäre heute nicht mehr möglich“, sagt Leutgeb. „Wir sind ja alle Tierschützer.“ Eine geplante Kooperation mit dem Münchner Tierpark kam allerdings nicht zustande, denn der Tierpark lehnte eine Spende ab.

Bis zu fünf Vorstellungen pro Tag, jeweils für 1800 Menschen, sind bis Anfang Januar geplant, für 300 Sitzplätze ist jeweils gesorgt. Insgesamt haben also mehr als eine halbe Million Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, die Veranstaltung zu erleben. Bei entsprechendem Erfolg könnte Soliman dann eventuell auch noch in andere Städte reisen. Der Traum geht weiter.

Solimans Dream, Immersive Lichtinstallation im Brunnenhof der Münchner Residenz, bis 5. Januar 2025, Informationen und Tickets unter Solimansdream.de

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