Corona-Impfungen in München und Region:So unterschiedlich läuft der Kampf gegen das Virus

FREISING: Start Massenimpfung / Impfung für Lehrer und Erzieher

In den Landkreisen kommen die Impfkampagnen sehr unterschiedlich voran.

(Foto: Johannes Simon)

In manchen Landkreisen sind schon alle über 80 immunisiert, das Grundschul- und Kita-Personal noch dazu. In anderen Kommunen läuft die Impfstrategie noch schleppend. Ein Überblick.

Von SZ-Autoren

Zu wenig, zu langsam, zu bürokratisch: Der Ärger über die Impfungen gegen das Coronavirus hält an - erst recht, seit mit dem Stopp des Serums von Astra Zeneca Tausende Termine abgesagt werden mussten. Gleichzeitig blicken viele über die Grenzen von Stadt und Landkreisen, weil es bei den Nachbarn vermeintlich besser laufe. Die SZ hat die Entwicklung verglichen: Tatsächlich ziehen in manchen Orten schon Hausärzte Spritzen auf, sind über 80-Jährige vollständig immunisiert oder Personal in Grundschulen und Kitas reihenweise geschützt. Auch die Impfquoten gehen auseinander.

Fürstenfeldbruck

Helga und Kurt Klingseisen hatten prominente Augenzeugen: Die 83-Jährige und ihr acht Jahre älterer Ehemann waren landesweit die Ersten, die am 27. Dezember gegen Corona geimpft wurden - unter den Augen der damaligen Gesundheitsministerin Melanie Huml. Bis zum 5. Februar hatten alle 1255 Bewohner von Seniorenheimen, die dies wollten, ihre zweite Injektion bekommen. Für die mobilen Teams und das einzige Impfzentrum des Landkreises ist das BRK zuständig. Täglich können bis zu 620 Menschen immunisiert werden. Der Landkreis Fürstenfeldbruck prüft, ob eine Dependance eingerichtet werden soll. Vor allem ruht die Hoffnung auf den Hausärzten. SLG

Freising

Im Landkreis Freising sind mittlerweile alle Personen, die älter sind als 80 Jahre, geimpft. Nur die Menschen, die nicht mobil sind und privat gepflegt werden, fehlten noch. Außerdem würden dem Freisinger Impfzentrum noch Anmeldungen von etwa 500 Menschen vorliegen, die vergessen hätten, alle notwendigen Unterlagen und Kontaktdaten einzureichen. Die Bewohner in den Seniorenheimen seien bereits alle geimpft. Außerdem hatte am vergangenen Wochenenden eine groß anlegte Reihenimpfung des gesamten Grundschul- und Kitapersonals stattgefunden. Die Freisinger Ärzte arbeiten mit Hochdruck an einem Konzept für Impfungen in den Praxen. BT

Starnberg

Daran ist im Landkreis Starnberg noch nicht zu denken: Hier haben erst gut die Hälfte der über 80-Jährigen ihre erste Spritze erhalten, dazu kommen einige Hundert Heimbewohner. Als Grund für den Impf-Stau führt das Landratsamt die Besonderheiten des Fünfseenlandes an. Hier verbringen viele Menschen ihren Ruhestand, 1200 Menschen leben in Pflegeheimen, zehn Krankenhäuser gibt es im Landkreis, allein im Klinikum Starnberg versorgen 1250 Pflegekräfte und Mediziner die Patienten, die Arztdichte ist eine der höchsten bundesweit. Die Impfstoffverteilung lässt dies außer Betracht und geschieht strikt nach Einwohnerzahl. DAC

Erding

Im Landkreis Erding ist man mit der priorisierten Altersgruppe über 80 weitgehend durch. Auch in den 19 Heimen und Pflegeeinrichtungen sieht es gut aus. Die Impfteams des BRK, das in Erding die Corona-Impfungen leitet, haben so gut wie alle Bewohner und Mitarbeiter, die einen Impfung wollten, bereits vollständig immunisiert. Schlecht angelaufen ist lediglich der Pilotversuch, sechs Hausarztpraxen in die Impfkampagne einzubeziehen. Die Allgemeinärzte, die in dieser Woche loslegen wollten, bekamen ausschließlich Astra-Zeneca-Vakzin zugeteilt. FLO

Ebersberg

Im Landkreis Ebersberg ist man mit den Impfungen vergleichsweise weit, immerhin fast zehn Prozent der Landkreisbürger haben mindestens eine Impfdosis erhalten. Schon früh stieg der Kreis auf die dünnen Impfnadeln um, die es ermöglichten, aus den Biontech-Vialen mindestens sechs und nicht nur fünf Impfdosen zu ziehen. Außerdem hat der Landkreis zeitweise größere Mengen vom Astra-Zeneca-Impfstoff erhalten und konsequent verimpft. Als am Montag die Nachricht vom vorläufigen Impfstopp für Astra Zeneca kam, musste der Kreis dennoch nur 50 Impftermine absagen. MOO

Dachau

Die Impfstrategie des Landkreises Dachau ist oft kritisiert worden, vor allem vonseiten der Senioren. Die Leitungen der Hotline waren wochenlang völlig überlastet, vor allem ältere Menschen, die zunächst von Landrat Stefan Löwl (CSU) persönlich per Brief zum Impfen eingeladen worden waren, und dann mit der Anmeldung allein gelassen wurden, fühlten sich nicht ernst genommen. Löwl bleibt trotz allem optimistisch, bis Anfang April allen Personen der Prioritätsstufe eins ein Impfangebot machen zu können. JALA

Landkreis München

Die priorisierte Gruppe 1 im Landkreis München ist mit 34 000 Personen recht groß. Allein 23 000 von etwa 350 000 Einwohnern sind hier über 80 Jahre alt. 3700 dieser Senioren leben in Pflegeeinrichtungen. Inzwischen gelten die Heime als "durchgeimpft". Wie viele Personen aus welcher Gruppe allerdings die inzwischen 46 689 Impfungen im Landkreis München erhalten haben, weiß man im Landratsamt nicht. Landrat Christoph Göbel beklagt allerdings, dass nach dem Algorithmus des Terminvergabeportals Bay-Imco immer wieder Leute zum Zuge kämen, die eigentlich noch nicht an der Reihe sein dürften. In einem Pilotprojekt impfen jetzt auch Ärzte. HILB

Bad Tölz-Wolfratshausen

Auch im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen hat die schleppend angelaufene Impfkampagne oft für Frust gesorgt. Mittlerweile wurden in den beiden Impfzentren in Wolfratshausen und Bad Tölz und von mobilen Impfteams aber immerhin 17 062 Spritzen gesetzt. Fast 5000 Landkreis-Bürger sind auch schon durchgeimpft. Vor allem in den 28 Heimen im Landkreis ist die Immunisierungsquote inzwischen sehr hoch. ZIF

Stadt München

In München sind seit vergangener Woche alle Bewohner und Mitarbeiter in Alten- und Pflegeheimen mit der Erstimpfung versorgt. Ansonsten hinkt München hinterher. Erklärungen gibt es viele. Weil die Stadt mehr als 50 Kliniken hat, gibt es viel mehr Klinikpersonal, das ebenfalls in die erste Prioritätskategorie fällt. Laut Beatrix Zurek, Gesundheitsreferentin der Stadt, habe es außerdem an den 59 Pflegeheimen etwas länger gedauert. Zusätzlich sei zu beachten, dass viele von dem Personal sowohl in Heimen als auch in Kliniken zwar in München arbeiteten und deshalb dort geimpft würden, jedoch in den Landkreisen rundherum wohnten. KEL

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