Süddeutsche Zeitung

Polizeieinsatz in Neuhausen:Rechtsradikaler greift Jugendliche an

  • Ein 38-Jähriger hat in Neuhausen einer Gruppe Jugendlicher gedroht und sie mit Holzstöcken angegriffen.
  • Der Münchner ging ebenfalls auf die Beamten los, die zum Tatort gerufen wurden.
  • Die Polizisten setzen Reizgas gegen den hoch aggressiven Mann ein.

Von Martin Bernstein

Ein polizeibekannter Rechtsradikaler ist am Dienstagabend in Neuhausen erst auf eine Gruppe Jugendlicher losgegangen, dann auch auf die Polizei. Der 38-Jährige drohte den jungen Leuten, die er als "Juden" bezeichnete, sie würden "vergast" werden. Dann packte er zwei Holzstöcke und griff damit die Gruppe an. "Ich zerfetze euch", brüllte er dabei.

Ein Anwohner in der Nibelungenstraße wurde auf das Geschehen aufmerksam und rief die Polizei. Ein Mann verfolge eine Gruppe Jugendlicher, berichtete er. Mehrere Streifen fuhren zum Tatort und trafen dort auf ein paar junge Leute aus der Gruppe sowie auf den 38-Jährigen. Dann ging der Münchner auf die Beamten los. Er hob die Fäuste und drohte, er werde sie "platt machen". Dazu schrie er "Heil Hitler!" und "Sieg Heil!"

Die Polizisten konnten den hoch aggressiven Mann nur bändigen, indem sie Reizgas einsetzten und den 38-Jährigen so zu Boden brachten. Dann fesselten sie den Aggressor. Das für politisch rechts motivierte Kriminalität zuständige Staatsschutzkommissariat 44 übernahm die Ermittlungen wegen Körperverletzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen.

Seit Mitte August haben Bundes- und Landespolizei über mehr als ein Dutzend Gewalttaten mit ausländerfeindlichem oder antisemitischem Hintergrund berichtet. Dazu kamen zahlreiche so genannte rechte Propagandadelikte. 86 strafbare Fälle von Judenhass registrierte die Münchner Polizei vergangenes Jahr. Die Tendenz ist steigend, auch in anderen Bereichen der Hasskriminalität. Fast immer kommen die Täter aus dem rechten Spektrum. 33 rechts motivierte Gewalttaten registrierte die Münchner Polizei 2018, außerdem 197 Fälle von rechtsradikaler Volksverhetzung, Nötigung, Bedrohung und Sachbeschädigung.

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Quelle:
SZ vom 18.10.2019/amm
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