Süddeutsche Zeitung

Klinikum rechts der Isar:Neues Bauprojekt gibt MS-Patienten Hoffnung

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Das Zentrum für Multiple Sklerose am Klinikum rechts der Isar soll 2025 in Betrieb gehen. Was dort genau geplant ist und was das für Betroffene bedeutet.

Von Stephan Handel

Das Klinikum rechts der Isar greift tief in die Tasche - und baut ein nach eigener Aussage einzigartiges Projekt: Am Zentrum für Multiple Sklerose und Neurowissenschaften sollen künftig Grundlagenforschung und neue Therapieansätze direkt zum Patienten gebracht werden. Am Dienstag wurde an der Trogerstraße der erste Spatenstich zelebriert, 2025 soll das Gebäude fertig sein.

Markus Blume, der bayerische Minister für Wissenschaft und Kunst, sprach bei der Feierstunde von einem "Akt der Humanität". Multiple Sklerose sei eine "echte Volkskrankheit". In Deutschland sind rund 250 000 Menschen daran erkrankt, jedes Jahr kommen 15 000 neue hinzu. Am Klinikum rechts der Isar werden im Jahr 2000 Patienten versorgt.

Warum jemand an MS erkrankt, ist unklar - genetische Faktoren spielen eine Rolle, Vireninfektionen werden als Mit-Auslöser vermutet; es erkranken mehr Frauen als Männer und mehr Menschen in den nördlichen Zonen der Erde als in Äquatornähe. Man weiß, dass die Schutzhüllen der Nervenbahnen, also quasi die Kabel-Isolierungen, durch das körpereigene Immunsystem angegriffen und zerstört werden. Das führt zu vielfältigen Symptomen, Taubheitsgefühlen, Seh- und Koordinations- sowie Konzentrationsstörungen bis hin zu Lähmungen. Heilbar ist die Krankheit bislang nicht, allerdings hat die Medizin in den vergangenen Jahrzehnten große Fortschritte darin gemacht, sie im Griff zu halten. So können die meisten MS-Patienten mittlerweile ein relativ normales Leben führen.

Der geplante Neubau hinter einer Häuserzeile an der Trogerstraße gegenüber des Translatums soll 54 Millionen Euro kosten und fasst, so das Klinikum, Kompetenzen zusammen wie wenige andere Standorte in Europa. Zwölf Millionen Euro steuert der Freistaat bei, vom Rest hat die Klaus-Tschira-Stiftung einen Großteil übernommen. Klaus Tschira war ein Mit-Begründer des Software-Giganten SAP und hat sein Vermögen 1995 in eine Stiftung eingebracht, die der Förderung der Wissenschaft dienen soll. Lilian Knobel, die Geschäftsführerin der Stiftung, sagte: "Erfolgreiche Wissenschaft lebt von der Kommunikation - und sie braucht auch ausgezeichnete Gebäude und Infrastruktur, um sich entfalten zu können." Beides werde im neuen MS-Zentrum verwirklicht.

Eine Neuheit ist auch, dass nicht, wie bei Universitätsbauten sonst üblich, der Freistaat als Bauherr auftritt, sondern dass er diese Funktion an die Klinik übertragen hat. Minister Blume nutzte das für einen kleinen Seitenhieb auf die staatlichen Bauämter - bislang nämlich wurden alle Vorgänge in der Planungsphase schneller als gewohnt erledigt. "Da sieht man, was es ausmacht, wenn jemand mit Energie und Leidenschaft ans Werk geht."

Thomas Hofmann, Präsident der TUM, sagte: "Mit dem Neubau schaffen wir etwas Einzigartiges. Wir bündeln unsere Kompetenzen von der Grundlagenforschung, der Entwicklung neuer diagnostischer Verfahren über innovative Therapieansätze bis hin zur akuten klinischen Behandlung von unter Multiple Sklerose leidenden Menschen unter einem Dach." Das gebe Betroffenen und ihren Familien neue Hoffnung.

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