Sie heuerten Asylbewerber aus ihrem kaukasischen Heimatland an, die gezielt Ladendiebstähle begingen. Kurierfahrer brachten die Ware dann nach Georgien. Dem bayerischen Landeskriminalamt (BLKA) und der Staatsanwaltschaft München I ist am Mittwoch ein Schlag gegen mutmaßliche Drahtzieher dieses aktuell deutschlandweit florierenden Zweigs der organisierten Kriminalität gelungen.
Knapp 200 Einsatzkräfte durchsuchten Wohnungen und Lagerhallen in Baden-Württemberg, Hamburg und Berlin. Dabei wurden zwölf Personen festgenommen. Gegen drei aus Georgien stammende Personen – zwei Männer und eine Frau im Alter zwischen 27 und 54 Jahren – lagen Haftbefehle vor.
Begonnen hatten die Ermittlungen im Februar 2022 bei der Kriminalpolizei Deggendorf. Aus Georgien stammenden Verdächtigen wurde vorgeworfen, bayernweit Ladendiebstähle zu begehen und das Diebesgut anschließend in ihre Asylbewerberunterkünfte zu bringen. Die Ermittler fanden Anhaltspunkte, dass die Ladendiebstähle koordiniert worden waren – von Angehörigen der Russisch-Eurasischen Organisierten Kriminalität (REOK) im Ausland. Ob die Fäden bis zu einem der sogenannten „Diebe im Gesetz“, einem Paten der georgischen Mafia, führen, blieb offen.
Im August 2022 übernahm die Münchner Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung. Die Behörde ist nach Auskunft von Sprecherin Juliane Grotz bayernweit für derartige Fälle zuständig. Das BLKA richtete eine Ermittlungsgruppe „Hermes“ ein.
In den Fokus der Ermittler gerieten 21 Personen. Zwölf von ihnen wird vorgeworfen, sich zu einer Bande zusammengeschlossen zu haben, um von Landsleuten gestohlene Waren in organisierter Form nach Italien und Georgien zu bringen. Ein Kurierfahrzeug mit mutmaßlichem Diebesgut wurde in München sichergestellt.
Der Hauptbeschuldigte war nach BLKA-Angaben offizieller Subunternehmer der georgischen Post und für den Paketversand von Deutschland nach Georgien zuständig. Seit März 2023 habe der Mann Sendungen mit einem Lkw von Reutlingen direkt nach Georgien bringen lassen. Seine Spedition habe er dabei auch für den Transport von gestohlenen Fahrrädern, Mobiltelefonen, Elektronikartikeln, Kleidung, Spirituosen, Parfüm und Kosmetikartikeln benutzt.
Die Münchner Polizei berichtet immer wieder über Ladendiebstähle, bei denen Tatverdächtige georgischer Herkunft identifiziert werden. Aus dem aktuellen Lagebild des BLKA geht hervor, dass georgische Banden „die größte Gruppe von in Bayern aktiven Eigentumskriminellen aus dem Bereich der REOK“ bilden. Trotz geringer Anerkennungsquote kämen die Täter dafür gezielt als Asylbewerber nach Deutschland.