Süddeutsche Zeitung

Zeugen gesucht:Polizei ermittelt in mehreren Fällen von Hasskriminalität

Immer wieder werden Menschen in München wegen ihrer vermeintlichen Herkunft oder ihres Glaubens angegriffen. Die Polizei hat nun drei weitere Vorfälle öffentlich gemacht.

Von Martin Bernstein

Erneut sind in München Menschen wegen ihrer vermeintlichen Herkunft oder ihres Glaubens angegriffen worden. Drei derartige Vorfälle hat die Polizei am Mittwoch öffentlich gemacht. Die Attacken liegen schon mehrere Tage, in einem Fall mehrere Wochen zurück. Jetzt sucht das mit der Aufklärung von rechten Straftaten und Hasskriminalität befasste Staatsschutzkommissariat 44 (Telefon 089/ 2 91 00) Zeugen zu den Vorfällen.

Gesucht wird ein Mann, der am Donnerstag vor zwei Wochen, 26. Februar, gegen 19.30 Uhr an der Busplattform des Truderinger Bahnhofs eine Frau rassistisch angepöbelt und einen Busfahrer geschlagen haben soll. Der 45 Jahre alte Busfahrer hatte mit angehört, wie der Unbekannte die Frau beleidigte, und hatte ihn zur Rede gestellt. Daraufhin beschimpfte der Mann auch den Busfahrer rassistisch und schlug ihm mit der Faust gegen den Kopf. Der couragierte Helfer wurde verletzt. Der Angreifer türmte Richtung S-Bahn.

Auch ein Münchner mit indischen Wurzeln ist vor einer Woche in der Öffentlichkeit angepöbelt worden. Der 30-Jährige hatte am Donnerstag gegen acht Uhr einen unbekannten Mann an der Bushaltestelle am Baldeplatz angesprochen, weil dieser dort rauchte. Der etwa 45 Jahre alte, bärtige Mann - er hatte einen FC-Bayern-Schal um, eine Dose Bier in der Hand und sprach sächsische Mundart - beleidigte den Münchner daraufhin rassistisch und zeigte beim Einsteigen in den Bus den Hitlergruß.

Ein Autohändler in Harlaching ist in den vergangenen Wochen Ziel von antisemitischen Attacken geworden. Der oder die Täter müssen gewusst haben, dass der Mann jüdischen Glaubens ist - das belegen judenfeindliche Schmähungen in deutscher Sprache, die mit Filzstift auf abgestellten und zum Kauf angebotenen Fahrzeugen hinterlassen wurden. Außerdem wurden in der Zeit zwischen Anfang Oktober und Anfang März die Reifen mehrerer Autos zerstochen und Fahrzeugteile mit Säure überschüttet. Dabei entstanden laut Polizei Sachschäden in Höhe von mehreren Tausend Euro.

Einen weiteren Vorfall hat nicht die Polizei, sondern die Recherchestelle Rias Bayern öffentlich gemacht. Er ereignete sich am vergangenen Donnerstag, als ein Münchner mit Kippa über eine Treppe ins Sperrengeschoss unterm Marienplatz ging. Ein Mann mittleren Alters beschimpfte ihn antisemitisch und spuckte nach ihm. Seit Jahresbeginn sind in München zwölf Menschen wegen ihrer Hautfarbe, ihrer vermeintlichen Herkunft oder ihrer Religion beleidigt, angegriffen oder bedroht worden.

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SZ vom 11.03.2021/amm
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