Null Acht NeunMünchen auf Platz 27, so what?

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Auf Platz 27 stößt man am besten mit einem Cocktail der Stufenbar auf der Treppe der Staatsoper an.
Auf Platz 27 stößt man am besten mit einem Cocktail der Stufenbar auf der Treppe der Staatsoper an. (Foto: Florian Peljak)

In einem aktuellen Ranking der lebenswertesten Städte weltweit ist München weit abgeschlagen – sogar hinter Frankfurt. Aber das kann auch eine Chance sein, sich mal richtig gehen zu lassen.

Glosse von Christian Mayer

Manchmal kann es ganz heilsam sein, wenn man nicht als Sieger vom Platz geht. Sollen die anderen den Ruhm einfahren, sollen sie jubeln über ihre Siege, so wie jetzt die Wiener, die noch ganz besoffen sind vor Glück. Gerade hat der Economist in seinem jährlichen Ranking der lebenswertesten Metropolen weltweit ein Urteil gefällt: Wien steht wieder an der Spitze, gefolgt von Kopenhagen und Zürich, Sydney und Osaka. Alles schöne Städte, keine Frage – aber die werden schon sehen, was sie davon haben!

Die Münchner, die es einfach nicht schaffen, ein Konzerthaus zu bauen, dafür aber ein vom Stau zerfressenes Kunstwerk namens Mittlerer Ring vorweisen können, sind auf einem wenig schmeichelhaften Platz 27 gelandet, zehn Plätze hinter Frankfurt am Main. München, der Absteiger des Jahres. Da schau her!

Der Economist hat offenbar gute Quellen. Möglicherweise haben die Prüfer versucht, nach Ankunft am Münchner Flughafen ein S-Bahn-Ticket am MVV-Automaten zu erwerben; an diesem steinzeitlichen Höllengerät hat schon mancher gelernt, was es heißt, einfach nicht ans Ziel zu kommen. Oder sie haben den hiesigen Hauptbahnhof erlebt, eine urbane Zahnlücke, die direkt zu den verlassenen Kaufhäusern führt, den Hinterlassenschaften eines österreichischen Finanzgauklers.

Im Grunde muss man froh sein, dass München sich gerne mal selbst ein Bein stellt. Ist in diesem Millionendorf, das sich selbst immer ganz oben in der Champions League verortet, nicht sowieso schon viel zu viel los? Wundersamerweise können die Menschen, die Einheimischen wie die Auswärtigen, gar nicht genug bekommen von dieser Stadt, sie feiern wie verrückt, besonders in diesem Sommer: Beim Christopher Street Day, beim Tollwood, wo gerade 15 000 Menschen ein gemeinsames Lied angestimmt haben („Give Peace a Chance“), am Wochenende auch noch auf dem Münchner Filmfest, bei den Opernfestspielen, beim großen Jubiläumskonzert mit Roland Kaiser und beim noch viel größeren EM-Spektakel.

Stoßen wir also an, am besten mit einem Drink auf der Treppe der Staatsoper, wo sich allabendlich zeigt, dass Prominenz der Münchner Urzustand ist. Als Münchner muss man gar kein Qualitäts-Ranking gewinnen, man ist sich selbst genug mit seinem Platz an der Sonne. Platz 27, so what? Das bietet auch die Chance, sich so richtig gehen zu lassen. Darauf gleich mal den Cocktail „Götterdämmerung“ von der Stufenbar, passt perfekt zur Kulisse. Nimm das, Economist!

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