München-Rätsel:Hopfen, Malz und Opium

Bier- und Oktoberfestmuseum

Das Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum hat eine „Hausbraustube“ rekonstruiert.

(Foto: Lukas Barth)

Beim Bierbrauen waren die Münchner lange erfinderisch

Von Jakob Wetzel

Früher war keineswegs alles besser, und das gilt ganz besonders fürs Bierbrauen. Heutzutage wird Bier meist pasteurisiert, also für kurze Zeit erhitzt, um Mikroorganismen abzutöten und das Getränk dadurch länger haltbar zu machen. Doch der Chemiker Louis Pasteur, der diesem Verfahren seinen Namen gab, lebte erst im 19. Jahrhundert. Vorher, also etwa im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, war die Technik weitgehend unbekannt. Vor allem bei Bier mit einem geringem Alkoholgehalt dauerte es daher nicht lange und es "kippte um", wurde also ungenießbar.

Um das Bier besser zu konservieren oder zumindest den säuerlichen Geschmack des bereits verdorbenen Getränks zu überdecken, mengten viele Brauer deshalb verschiedenste Substanzen ins Bier. Die Liste der verwendeten Zutaten liest sich zum Teil widerlich. Da wurden Asche, Pech und Ochsengalle beigemischt. Um verdorbenes Bier wieder trinkbar zu machen, wurde manchmal Drehkraut beigemengt, das nach Fichtennadeln schmeckt, manchmal auch Wacholder oder zum Beispiel Lorbeer. Und um die Rauschwirkung zu stärken, griffen die alten Braumeister neben Branntwein schon einmal auf Opium zurück oder auch auf halluzinogene Nervengifte wie Bilsenkraut oder Belladonna.

Das Reinheitsgebot, das Herzog Albrecht IV. von Bayern im Jahr 1487 für München erließ, machte mit all diesen Experimenten Schluss. Bier durfte fortan nur noch aus Gerste, Hopfen und Wasser gebraut werden. Dazu wurde ein Höchstpreis festgelegt (ein oder zwei Pfennige pro Mass), um Wucher zu unterbinden. Und bevor ein Bier ausgeschenkt werden durfte, musste es "beschaut" werden. Die Verkostung übernahm entweder eine fünfköpfige Jury, deren Teilnehmer maximal ein halbes Dutzend Biere am Tag überprüfen und vorher keinen Radi essen durften, um ihren Geschmackssinn nicht zu verwirren. Oder die Brauer gossen das Bier auf eine hölzerne Sitzbank, auf die sich dann zwei oder drei Männer in Lederhosen hocken mussten. Nach zwei Stunden standen sie gemeinsam auf. Blieb die Bank an ihren Hosen haften, war genug Malzzucker im Bier, die Prüfung war bestanden.

Dieses Reinheitsgebot hinderte aber niemanden daran, schon fertig gebrautes Bier mit allerlei weiteren Zutaten zu vermischen - zum Beispiel mit Muskatnuss, Ingwer und Ei. Dieses Rezept existiert tatsächlich. Was hat es damit auf sich?

A. Es ist ein altes Hausrezept für "Warmbier". Dieses Getränk wurde vor mehreren Jahrhunderten zum Frühstück getrunken, so wie heute Kaffee.

B. Es handelt sich um ein Rezept für "Bier-Eis", kreiert von Münchens Promi-Koch Alfons Schuhbeck.

C. Mit etwas Mehl und Zucker entsteht aus diesen Zutaten die traditionelle "Münchner Biertorte".

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Auflösung

Richtig ist Lösung A. Das "Warmbier" war nicht nur ein Muntermacher, sondern galt auch als Hausmittel gegen verschiedene Beschwerden.

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