Verkehr in München:1,6 Milliarden Euro für neue Radwege

Verkehr in München: Neue Radwege sollen künftig in der Regel 2,80 Meter, mindestens aber 2,30 Meter breit sein.

Neue Radwege sollen künftig in der Regel 2,80 Meter, mindestens aber 2,30 Meter breit sein.

(Foto: Stephan Rumpf)
  • Die Stadt will bis zum Jahr 2025 die Ziele der Bürgerbegehren "Radentscheid" und "Altstadt-Radlring" weitgehend erreichen.
  • Fast 1,6 Milliarden Euro veranschlagt sie insgesamt für das neue Radwegenetz.
  • Der Stadtrat soll in den nächsten fünf Jahren pro Quartal jeweils zehn Maßnahmen beschließen.
  • Das erste Paket umfasst Straßenabschnitte, an denen es bisher noch gar keine oder nur sehr schmale Radstreifen gibt.

Von Andreas Schubert

Die Stadt macht ernst mit der Umsetzung der Bürgerbegehren "Radentscheid" und "Altstadt-Radlring". Am nächsten Mittwoch soll der Stadtrat über die ersten zehn Maßnahmen entscheiden. Bis zum Jahr 2025 sollen die Ziele der Bürgerbegehren dann weitgehend umgesetzt sein. Doch das wird laut einer Vorlage der Stadtverwaltung teuer: Fast 1,6 Milliarden Euro veranschlagt sie insgesamt für das neue Radwegenetz. Das wären bei einer zu bauenden respektive auszubauenden Gesamtlänge von 450 Kilometer etwa dreieinhalb Millionen Euro je Straßenkilometer.

Die Schätzung orientiert sich an Erfahrungswerten für Straßenumbauten an Hauptverkehrsstraßen. Pro Jahr müsste die Stadt von 2021 bis 2025 etwa 315 Millionen Euro ausgeben. Kosten für Brücken oder Unterführungen sind darin nicht enthalten.

Der Stadtrat soll in den nächsten fünf Jahren pro Quartal jeweils zehn Maßnahmen beschließen. Darauf hatte sich Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) mit den Organisatoren des Radentscheids verständigt. Priorität sollten dabei zunächst Vorhaben genießen, die der Verkehrssicherheit dienen. Das erste Paket umfasst Straßenabschnitte, an denen es bisher noch gar keine oder nur sehr schmale Radstreifen gibt.

Folgende Abschnitte will die Stadt angehen: Schwanthalerstraße zwischen Paul-Heyse- und Sonnenstraße, die Brienner Straße zwischen Richard-Wagner-Straße und Karolinenplatz, die Elisenstraße, die Pfeuferstraße zwischen Lindwurmstraße und Herzog-Ernst-Platz, die Ridlerstraße, die Domagkstraße, die St.-Magnus-Straße zwischen Grünwalder- und Naupliastraße, die Boschetsrieder Straße zwischen Aidenbach- und Plinganserstraße, die Reichenbachbrücke sowie die Lindwurmstraße.

Laut Bürgerbegehren sollen die Radwege in der Regel 2,80 Meter, mindestens aber 2,30 Meter breit sein. Das führt dazu, dass in vielen zu bearbeitenden Straßenabschnitten Stellplätze oder Fahrspuren für Autos wegfallen müssten. Was den Altstadt-Radlring angeht, so sieht die Verwaltung einige Probleme. Nach einer ersten Einschätzung gibt es einige Stellen, an denen selbst die Mindestbreite von 2,30 Metern auch bei Eingriffen zu Lasten von Fahrspuren oder Parkplätzen nicht oder nur mit zusätzlichen Eingriffen zu Lasten des Fußverkehrs oder des Straßengrüns möglich sei. In einzelnen Abschnitten gebe es auch weitere Betroffenheiten, wie Haltemöglichkeiten für Touristenbusse, Taxistandplätze, Behindertenstandplätze oder Ladezonen, die gestrichen oder verlegt werden müssten.

Die CSU sieht die bisherige Planung deshalb kritisch: "Ich bin für den Ausbau des Radwegnetzes, aber mit Augenmaß und Verstand", sagt Fraktionschef Manuel Pretzl. Die "hektische und ideologische Radpolitik" der linken Mehrheit im Stadtrats sei das Gegenteil davon und führe zu Ausweichverkehr in den Wohngebieten und einer massiven Beeinträchtigung des Einzelhandels. "Die von den Grünen und der SPD betriebene Bevorzugung des Radverkehrs vor allen anderen Verkehrsteilnehmern ist undurchdacht und droht die Stadtgesellschaft langfristig zu spalten."

Einfach überrumpeln will aber auch die SPD die Münchner nicht. Die zehn ersten Abschnitte seien zunächst eine Grundlage für die Diskussion, sagt Fraktionschefin Verena Dietl. Für die SPD sei eine hohe Akzeptanz entscheidend, bei allen Maßnahmen sollten die Anwohner und örtlichen Gewerbetreibenden einbezogen werden. Das müsse, so lehre das Beispiel Fraunhoferstraße, auch bei Pilotprojekten noch intensiver der Fall sein. Die Initiatoren des Radentscheids begrüßen die Vorlage generell, kritisieren aber unter anderem die Angaben zu den Kosten, die ihnen zu hoch angesetzt scheinen, es fehle eine belastbare Grundlage für die Schätzung. Andreas Groh vom ADFC etwa meint, dass geschützte Radstreifen vielerorts kostengünstig realisiert werden könnten. Und Andreas Schuster von der Umweltorganisation Green City sieht in den Maßnahmen einen "wichtigen Schritt zur Vision Zero, also keine Toten mehr im Straßenverkehr".

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