Verkehr auf der Isarparallele:Den Autofahrern nehmen, den Radlern geben

Isarparallele

Entlang der Isarparallele sollen künftig nicht mehr die Autos Vorrang haben, so der Wunsch der Grünen.

(Foto: Stephan Rumpf)

Die Stadt reagiert auf den zunehmenden Radverkehr und will diesem mehr Platz einräumen. Dafür sollen südlich der Maximiliansbrücke zwei Fahrspuren entfallen.

Von Andreas Schubert

Die Isarparallele ist ein innerstädtischer Hotspot des Verkehrs. 28 000 Autos sind hier täglich unterwegs, in den Stoßzeiten staut es sich nicht selten. Daneben, auf zwei winzigen Spuren, verläuft der Radverkehr, der von Jahr zu Jahr immer mehr zunimmt. 4000 Radler passieren im Schnitt täglich die Zählstelle an der Erhardtstraße, bis zu 12 000 sind es zu Spitzenzeiten. Diesem Aufkommen will die Stadt nun gerecht werden und den Radlern zwischen Reichenbachbrücke und Luitpoldbrücke mehr Platz einräumen. Dafür sollen unter anderem auf der Erhardtstraße von den bisher vier Fahrspuren zwei wegfallen, für die Radler wäre eine Gefahrenstelle beseitigt.

Die Isarparallele ist eine von 20 Maßnahmen, die an diesem Mittwoch im neuen Mobilitätsausschuss behandelt werden sollen. Das Planungsreferat hat Vorschläge erarbeitet, an welchen Straßen der Radentscheid umgesetzt werden könnte, es wären rund 17 Kilometer neue Radwege. Der Radentscheid, dessen Ziele der Stadtrat vergangenen Sommer übernommen hat, sieht ein flächendeckendes Radwegenetz mit in der Regel 2,80 Meter und mindestens 2,30 Meter breiten Radwegen vor. In dem Entscheid geht es vor allem um die Sicherheit der Radfahrer. Denn an sehr vielen Stellen der Stadt sind die alten baulichen Radwege nicht nur sehr schmal, die Radfahrer werden oft auch von abbiegenden Autofahrern übersehen. Breitere und sicherere Radrouten bedeuten aber auch, dass dafür den Autofahrern Fahrspuren und Parkplätze weggenommen werden müssen. So würden nach der Vorlage zum Beispiel im Dreimühlenviertel in der Isarvorstadt mehr als 100 Parkplätze wegfallen.

20 Maßnahmen hat der Stadtrat bereits beschlossen. Zu 14 davon hat das Planungsreferat Pläne zur Straßenraumaufteilung erarbeitet. Bevor die Stadtverwaltung in die Diskussion mit der Öffentlichkeit und den Bezirksausschüssen einsteigt, stimmt sie sich derzeit auch mit der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) und den Vertretern des Radentscheids ab. Das ist insofern notwendig, da der öffentliche Nahverkehr durch keine der Maßnahmen benachteiligt werden soll, und das könnte zum Beispiel an der Isarparallele, wo die Buslinie 132 verkehrt, während der Rushhour der Fall sein. Auch Wirtschaftsverbände sollen laut Beschlussvorlage in die Planungen mit eingebunden werden. Ein Vorgehen wie in der Fraunhoferstraße, wo der Wirtschaftsverkehr kaum mehr die Möglichkeit hat zu parken, will die Stadt nun vermeiden.

Allerdings ist unwahrscheinlich, dass die Liste tatsächlich so beschlossen wird. Die SPD hat bereits einen Änderungsantrag angekündigt, der sich mit der Straßenauswahl befasst. Der verkehrspolitische Sprecher der Fraktion, Nikolaus Gradl, sieht noch Gesprächsbedarf, "da die Maßnahmen zum Teil ungeklärte Auswirkungen auf den ruhenden Verkehr haben", wie er mitteilt. "Wir wollen dort neue bauliche Radwege realisieren, wo das Radverkehrsaufkommen und die -sicherheit das gebieten", so Gradl. Die SPD wünscht sich überdies, dass die Bezirksausschüsse frühzeitig in die Detailplanungen mit einbezogen werden und fordert, auch an den Kreuzungen die Sicherheit für den Radverkehr zu erhöhen.

Die Umsetzung des Radentscheids

An folgenden Straßen könnten laut Verwaltung neue Radwege entstehen. 1) Erhardtstraße / Steinsdorfstraße / Widenmayerstraße zwischen Reichenbachbrücke und Luitpoldbrücke. 2) Paul-Heyse-Straße zwischen Bayerstraße und Pettenkoferstraße. 3) Isartalstraße zwischen Roecklplatz und Schäftlarnstraße/Lagerhausstraße. 4) Landsberger Straße /Bayerstraße zwischen Donnersbergerbrücke und Martin-Greif-Straße. 5) Rheinstraße zwischen Leopoldstraße und Bonner Platz. 6) Implerstraße / Thalkirchner Straße zwischen Lindwurm- und Brudermühlstraße. 7) Lagerhausstraße zwischen Thalkirchner Straße und Schäftlarnstraße. 8) Albert-Roßhaupter-Straße zwischen Partnachplatz und Mittlerer Ring. 9) Nederlinger Straße zwischen Wintrichring und Baldurstraße. 10) Englschalkinger Straße zwischen Freischützstraße / Ostpreußenstraße und Marienburger Straße/Barlowstraße. 11) Vollmannstraße zwischen Denninger Straße und Englschalkinger Straße. 12) Truderinger Straße zwischen Baumkirchner Straße und Haringerweg. 13) Bad-Schachener-Straße zwischen Aschheimer Straße/Melusinenstraße und St.-Michael-Straße. 14) Anzinger Straße zwischen Rosenheimer Straße und Aschheimer Straße /Melusinenstraße. 15) Heinrich-Wieland-Straße zwischen St.-Michael-Straße / Hofangerstraße und Quiddestraße/Karl-Marx-Ring. 16) Claudius-Keller-Straße zwischen Balanstraße und Rosenheimer Straße. 17) Melusinenstraße zwischen Kölblstraße und Bad-Schachener-Straße. 18) Karl-Preis-Platz zwischen Rosenheimer Straße und Kölblstraße. 19) Werinherstraße zwischen Tegernseer Landstraße und Balanstraße. 20) Hofmannstraße zwischen Kistlerhof- und Boschetsrieder Straße.

Die Grünen betonen, der Beschluss sei eine "klares Zeichen" für den Radverkehr, gerade jetzt, wo wegen der Corona-Pandemie viele Leute etwas zurückhaltender seien, Bus und Bahn zu fahren, wie Stadträtin Gudrun Lux sagt: "Denn natürlich ist umweltfreundliche und platzsparende Mobilität die beste Mobilität."

Die Pläne der Verwaltung kommen nicht überall gut an. So fürchtet zum Beispiel die CSU-Fraktion im Bezirskauschuss Berg am Laim ein "Verkehrschaos". Der Entfall der Fahrspuren - gerade auf dem mit täglich bis zu 24 000 Autos an dem am stärksten befahrenen Abschnitt der Heinrich-Wieland-Straße - führe zu massiven Staus und einer Verkehrsverdrängung in die Wohngebiete, kritisiert die CSU in einer Stellungnahme. Zudem sei die Bad-Schachener-Straße zwischen Aschheimer Straße und Innsbrucker Ring die wichtigste Verbindung für die Feuerwache 5 und die Polizei zum Mittleren Ring. Und wenn mehr als 120 Stellplätze an der Truderinger Straße und der Anzinger Straße wegfielen, würde dies nach Einschätzung der Christsozialen die ohnehin bestehende Parkplatznot nochmals "drastisch verschärfen" und zu starkem Parksuchverkehr in den Wohngebieten führen.

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