Die paar Radler, die am eisigen Montagmorgen am Platz der Opfer des Nationalsozialismus vorbei gestrampelt sind, dürften sich gewundert haben, warum sich hier ein paar Dutzend Menschen am funkelnagelneuen Radweg versammelt haben, warum ein paar davon ein schwarz-gelbes Band über die Trasse gespannt haben – und warum eine von ihnen eine Ampel in der Hand gehalten hat, ein anderer ein blaues Herz mit einem Fußgänger- und Radfahrerpiktogramm.
„Wir weihen ein“, wurden diejenigen freundlich belehrt, die stehen geblieben und nicht auf die Autofahrbahn oder aufs Trottoir ausgewichen sind. Die Frau mit der Ampel war Baureferentin Jeanne-Marie Ehbauer, der Mann mit dem Herz Münchens Zweiter Bürgermeister Dominik Krause (Grüne). Mit Scheren bewehrt gehörten sie zu denjenigen, die das Band durchschneiden durften, diese Gelegenheit ließen sich auch Andrea Stadler-Bachmaier (Grüne), Vorsitzende des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel, und Thomas Gruber, Amtschef im bayerischen Verkehrsministerium, nicht entgehen. Im Münchner Verkehrsbereich gibt es schließlich nicht alle Tage etwas zu eröffnen.
Am Montag aber war es tatsächlich mal so weit: Die Stadt hat den ersten Abschnitt des neuen Radschnellwegs nach Garching auf Münchner Boden offiziell freigegeben. Zwischen Lenbachplatz und Brienner Straße können die Radler nun auf einem 2,80 Meter breiten und grün eingefärbten baulichen Radweg nebeneinander fahren und einander überholen. Vom Autoverkehr trennt sie zusätzlich ein 75 Zentimeter breiter Schutzstreifen. Der Abschnitt, an dem mehr als zwei Jahre gebaut wurde, ist 600 Meter lang und Teil des künftigen Altstadt-Radlrings. Er entspricht somit einem Achtunddreißigstel des künftig 23 Kilometer langen, ersten Radschnellwegs in Bayern und einem Siebzehntel des dereinst 10,3 Kilometer langen Radlrings rund ums Zentrum.
In München ist der nächste Abschnitt noch in Planung
Der Umbau der Straße in beide Richtungen hat rund 13,4 Millionen Euro gekostet. Darin enthalten ist unter anderem auch die Neugestaltung der Kreuzung Brienner Straße/Oskar-von-Miller-Ring/Maximiliansplatz, an der eine neue Grünfläche mit zwölf neuen Bäumen entstanden ist, der „Platanenplatz“. Außerdem hat das Baureferat neue Fahrradampeln installiert und das Straßenprofil am Maximiliansplatz neu gestaltet.
In Garching sind bereits 3,5 Kilometer des neuen Radschnellwegs fertig, nächstes Jahr soll der Bau des zweiten Abschnitts starten, der im Stadtteil Hochbrück nördlich der Bundesstraße 471 beginnen und nach der Querung der A 9 im Norden am Forschungscampus enden soll. In München ist der nächste Abschnitt noch in Planung. Der Radschnellweg wird am Platz der Opfer des Nationalsozialismus in die Brienner Straße Richtung Odeonsplatz abbiegen und von dort über die Ludwig- und Leopoldstraße nach Norden führen. Der Abschnitt Odeonsplatz-Ludwigstraße soll 8,6 Millionen Euro kosten. Aktuell läuft ein Gestaltungswettbewerb für die städtebauliche Aufwertung und Neuaufteilung der Verkehrsflächen. Die Ergebnisse sollen dem Stadtrat im Frühjahr vorgelegt werden.