Umfrage:Radstreifen, Tempo-30-Zonen und Lückenschlüsse

Welche Schwachstellen die Rathausfraktionen im Wegenetz der Landeshauptstadt sehen - und wie sie diese beseitigen wollen.

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Verkehrskonzept für den Hauptbahnhof

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Quelle: Alessandra Schellnegger

ÖDP-Stadträtin Sonja Haider: "Eine besonders gefährliche Stelle, die symptomatisch für viele andere ist, ist die Luisenstraße am Hauptbahnhof zwischen Arnulf- und Elisenstraße. Hier kreuzen immer viele Verkehrsteilnehmer, die aus allen Richtungen kommen. Dazu kommen noch die Sightseeing-Busse. Fast täglich sehe ich brenzlige Situationen und musste sogar schon bei einem Fahrradunfall erste Hilfe leisten. Das Problem ist, dass die Strecke extrem unübersichtlich ist. Um diese konkrete Strecke zu entzerren, sollte sofort eine klare Wegeführung mit rotem Abmarkieren geschaffen werden. Vorgezogene Aufstellflächen für Radfahrer an den Ampeln vor den wartenden Autos entschärfen die Situation ebenfalls. Entscheidend ist nämlich, dass die verschiedenen Verkehrsteilnehmer auf gefährliche Situationen frühzeitig aufmerksam gemacht werden, um noch besser aufeinander aufpassen zu können. Diese Maßnahmen brauchen wir sofort und langfristig ein vernünftiges Verkehrskonzept um den Hauptbahnhof ohne Autos, aber mit guten Querungen für Tram, Rad und zu Fuß."

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Die Nymphenburger Straße entschärfen

Brigitte Wolf, 2018

Quelle: Robert Haas

Brigitte Wolf, Stadträtin der Linken: "Aus den Zeiten der ,autogerechten Stadt' gibt es noch viele Straßen mit Überbreite und zwei Richtungsspuren für die Autos. Radwege hingegen sind oft Mangelware, und wenn es sie gibt, sind sie meist auch viel zu schmal. Ein abschreckendes Beispiel ist die Nymphenburger Straße. Der Berufsverkehr am Morgen kreuzt sich mit dem Kindergarten-Radverkehr. An den Ampeln stehen an die 20 Radler und Radlerinnen und müssen sich den viel zu schmalen Radweg mit einem noch schmäleren Fußweg teilen. Das ist gefährlich sowohl für die Radler und Radlerinnen als auch für Fußgänger und Fußgängerinnen. Eine unbedachte Bewegung und der Radler oder die Radlerin fliegt über den Lenker. Deshalb fordern wir einen abmarkierten Radstreifen auf der Fahrbahn. Das wäre ein echter Segen. Auch würde den Radler und Radlerinnen von den Autos, die aus den Seitenstraßen kommen, nicht so leicht die Vorfahrt genommen. Wie wohltuend das wirkt, sieht man am umgebauten Abschnitt der Briennerstraße."

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Jede Tempo-30-Zone ist fahrradtauglich

Michael Mattar bei Stadtratshearing zum Thema "Wohnungsbau" in München, 2017

Quelle: Alessandra Schellnegger

Michael Mattar, Fraktionsvorsitzender der FDP: "Ein großes Problem ist es, dass die einzelne Radwege so schlecht miteinander verbunden sind. Es fehlt ein durchgängiges Fahrradnetz, das für wesentlich mehr Sicherheit sorgen könnte. Es gibt zu viele Lücken. Ein Beispiel ist die Elisenstraße zwischen Stachus und Marsstraße - da fehlt der Radweg. Oder in der Schwanthalerstraße. Und auch in den Außenbezirken sind viele Abschnitte nicht miteinander verbunden. Im Grunde ist ja jede Tempo-30-Zone fahrradtauglich. Nur hört halt jede Zone irgendwo auf, häufig ohne weitergehende Verbindung für Radfahrer. Wir haben im jüngsten Stadtratsplenum verschiedene Projekte in diesem Sinne angestoßen. Davon ist ein Großteil sehr vernünftig und wird von uns auch mitgetragen. Generell ist die FDP der Meinung, dass die Vervollständigung des Netzes wichtiger ist als der Bau von Radwegen an jeder Hauptverkehrsstraße. Es muss mehr für Radfahrer getan werden (und auch für den öffentlichen Nahverkehr). Aber wir müssen auch darauf achten, dass der Autoverkehr nicht zum Erliegen kommt."

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Ein "Radl-Stern" für München

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Quelle: oh

Sabine Bär, Radverkehrsbeauftragte der CSU-Fraktion: "Gerade Gefahren- und Unfallschwerpunkte, wie etwa Teile der Lindwurmstraße, Elisenstraße oder Arnulfstraße, müssen dringend durch eine bessere Streckenführung behoben werden. Unser Ziel ist es, durch ein stadtweit durchgehendes Netz von Fahrradrouten den Fahrradverkehr sicherer und attraktiver zu machen. Dabei kann eine Verkehrsführung durch Neben- statt durch Hauptstraßen für Radfahrer durchaus eine höhere Attraktivität haben. München braucht einen ,Radl-Stern', der München auch in Sachen Radverkehr wieder zum Leuchten bringt.

Mit schnellen und sicheren Linienführungen aus allen Himmelsrichtungen in die Stadtmitte sollen so nicht nur Rad-Pendler, sondern auch der innerstädtische Radverkehr gefördert werden. Diese Routen müssen nicht nur möglichst kreuzungsfrei sein, sie dürfen insbesondere möglichst wenig Stolperschwellen aufweisen. Dabei sind auch ,State-of-the-Art'-Technologien wie eine Geschwindigkeitsangabe für Radfahrer einzubeziehen, die dem Radler anbietet, so schnell in die Pedale zu treten, dass er die nächste grüne Ampel zuverlässig erreicht."

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Radstreifen auf der Straße

Marina Weisband und Katrin Habenschaden bei Pressegespräch in München, 2019

Quelle: Robert Haas

Katrin Habenschaden, Fraktionsvorsitzende der Grünen und Kandidatin für das Oberbürgermeisteramt: "Die Lindwurmstraße ist seit vielen Jahren eine der gefährlichsten Engstellen für den Radverkehr. Auf den viel zu schmalen Radwegen und Gehsteigen kommen sich Fußgänger und Radfahrer immer wieder in die Quere. Wir Grüne setzen uns daher seit langem dafür ein, den Radverkehr auf die Straße zu verlagern und dort Radstreifen anzulegen. Doch leider gab es im Stadtrat dafür keine Mehrheit. Erst dank des erfolgreichen Bürgerbegehrens für einen groß angelegten Ausbau des Radverkehrs in München werden jetzt auf der gesamten Länge der Lindwurmstraße Radstreifen rot abmarkiert - das ist ein echter Gewinn nicht nur für den Radverkehr, sondern auch für die gesamte Aufenthaltsqualität in dieser zentralen Straße. Die Lindwurmstraße ist nur eine von vielen Problemstellen, die in den nächsten Jahren beseitigt werden müssen. Der Stadtrat hat sich mit der Zustimmung zum Radentscheid zu einem beschleunigten Ausbauprogramm für den Radverkehr verpflichtet. Die Grünen werden sorgsam darüber wachen, dass dieses Programm akkurat verwirklicht wird."

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Lückenschluss in Richtung Innenstadt

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Quelle: oh

Bettina Messinger, Radverkehrsbeauftragte der SPD: "Uns ist es wichtig, dass die Innenstadt mit dem Rad aus allen Richtungen gut erreichbar ist. Dazu wollen wir zwei Lückenschlüsse realisieren. Da es derzeit keine sinnvolle Radroute zwischen Hauptbahnhof und Altstadt gibt, muss diese Lücke im Münchner Radverkehrsnetz dringend und schnell geschlossen werden. Dazu bietet sich die Elisenstraße an. In dieser Straße müssen sich Radler die Fahrbahn mit Autos, Lkw und Bussen teilen, was zu brenzligen Situationen fuhren kann. Es handelt sich um keine schmale Gasse, sondern um eine vierspurige Straße. Wir wollen dort sichere Radwege bauen, die durch den Entfall von Parkplätzen oder Fahrspuren möglich sind. Ein weiterer Lückenschluss vom Münchner Westen in Richtung Innenstadt ist die Schwanthalerstraße. Mit der Markierung von Radwegen vom Bavariaring bis zur Paul-Heyse-Straße wurde der erste Abschnitt bereits in Angriff genommen. Mit der Fortführung bis zur Sonnenstraße wird das Radfahren sicherer. Mit den Anliegern werden intensive Gespräche geführt, wie dort eine optimale Anordnung von Parkplätzen, also zum Beispiel Lieferzonen und Kurzzeitparkplätze, erreicht wird."

© sz.de/kbl
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