München 2008:Prügeln, "Dirndl-Gate" und ein Servus

Die Stadt feierte 850. Geburtstag - doch es passierte noch viel mehr: die Highlights des Jahres aus München.

Lisa Sonnabend und Beate Wild

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Die Stadt feierte 850. Geburtstag - doch es passierte noch viel mehr: die Highlights des Jahres aus München.

Aufreger des Jahres

"Wir brauchen ein bisschen Singapur für den Englischen Garten": Thomas Köster, Parkchef des Müncher Grünanlagen-Stolzes, löste Anfang Juli eine riesige Protestwelle aus. Er wolle Verbote für den Englischen Garten einführen, erklärte er. Freilaufende Hunde, rasende Radler, Surfer und Badegäste sollten mit Bußgeldern belegen. Zudem forderte er, dass die Polizei im Englischen Garten stärker durchgreifen müsse.   Dass sich die Münchner durch solche Regeln gegängelt fühlen, ist verständlich. Die ehrgeizigen Pläne des Parkchefs sind bisher nicht zur Umsetzung gekommen. Bleibt zu hoffen, dass die Liberalitas bavariae auch weiterhin hochgehalten wird.   Foto: Heddergott

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Spruch des Jahres   Es war der Brüller des Jahres. Im September, kurz vor Beginn des Oktoberfests, machte Bayerns damaliger Ministerpräsident Günther Beckstein mit einem Spruch von sich reden: "Auch nach zwei Maß Bier kann man noch Auto fahren." Allerdings sollte man sich dafür einige Stunden Zeit nehmen, präzisierte er seine Aussage: "Wenn man die zwei Maß in sechs, sieben Stunden auf dem Oktoberfest trinkt, ist es noch möglich." Für diese Worte wurde Beckstein hart angegriffen. Auf der Wiesn war sein Spruch jedoch ein Running-Gag: "Ich hab ja erst zwei Maß getrunken, ich kann ja noch fahren", hieß es in den Zelten.

Foto: AP

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Kulturereignis des Jahres

Frischer Glanz im Rokokogewand: Nach dreijähriger Sanierung wurde im Juni das Cuvilliés-Theater wiedereröffnet. Mit der Aufführung von Wolfgang Amadeus Mozarts "Idomeneo" in der Regie von Altmeister Dieter Dorn wurde der Spielbetrieb wieder aufgenommen.

Foto: dpa

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Einsturz des Jahres

Nach wenigen Sekunden war alles vorbei: 15.000 Zuschauer erlebten am 17. Februar, wie der 52 Meter hohe Agfa-Hochhaus in Giesing gesprengt wurde - und damit ein Wahrzeichen gefallen war.

Foto: Rumpf

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Party des Jahres

Rundum gelungen: Die ganze Stadt war bei dieser Party auf der Straße. Beim Altstadtringfest - dem Höhepunkt der 850-Jahrfeier Münchens - wurde der komplette Altstadtring für Autos gesperrt. Rund eine Million Menschen schauten bunten Umzügen zu, machten beim Lederhosen- und Dirndllauf mit und tanzten bis spät nachts zur Musik von "Chicks on Speed" oder "Musikgruppe Telekommander".

Foto: dpa

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Restaurant des Jahres

Ein Lokal fürs Leben: Das Restaurant Roeckl, das am 18. September am Roecklplatz im Dreimühlenviertel eröffnet hat, ist Münchens erstes Ausbildungsrestaurant für sozial benachteiligte Jugendliche, das sich unter realen Bedingungen am Markt bewähren muss. Das Gute: Obendrein schmeckt das Essen noch.

Foto: Haas

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Pärchen des Jahres   Boris Becker und Sandy Meyer-Wölden! Wie haben wir uns gefreut (und ehrlich gesagt auch sehr gewundert), als im August plötzlich die Verlobung des 40-jährigen Ex-Tennisprofis mit der 15 Jahre jüngeren Schmuckdesignerin Sandy bekannt gegeben wurde. Doch das junge Glück hielt nur 83 Tage. Schuld am Ende der Liaison sei der gemeinsame Alltag und möglicherweise der große Altersunterschied gewesen, so Becker.   In den Wochen darauf folgten gegenseitige Schuldzuweisungen in den Medien, der jeweils andere hätte Schluss gemacht. Auffällig ist, dass man Boris in letzter Zeit wieder sehr häufig mit seiner Ex Lilly Kerssenberg sieht.

Foto: ddp

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Skandal des Jahres

Wie oft hatte man die Bilder gesehen: Zwei Jugendliche treten im U-Bahnhof Arabellapark auf den am Boden liegenden Rentner ein. Die Szene sorgte für Entsetzen bei der Münchner Bevölkerung. Die CSU in Person von OB-Kandidat Josef Schmid, versuchte, die Aufregung zu nutzen und stellte vor der Kommunalwahl Wahlplakate mit den Prügelszenen auf. Unter dem Bild stand: "Damit Sie nicht der Nächste sind!"

Die Entrüstung über das Prügelplakat war groß. Von einem "Tiefpunkt der politischen Kultur", sprach Oberbürgermeister Christian Ude. Die CSU überklebte die Plakate. Doch der politische Schaden blieb. Bei der Kommunalwahl unterlag Schmid haushoch.

Foto: dpa

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Hiobsbotschaft des Jahres

Die Schwabinger 7 muss schließen, das hört man schon seit Jahrzehnten. "Ich glaub' es erst, wenn es soweit ist", pflegte Wirt Manila stets zu solchen Gerüchten zu sagen. Doch jetzt wird es wohl ernst: Eine Immobilienfirma hat das Areal in der Feilitzschstraße gekauft und will Ende März 2009 mit den Abrissarbeiten beginnen. Betroffen sind nicht nur die Schwabinger 7, sondern auch das Monopol-Kino und Mama's Kebap Haus. Es wäre ein tragischer Verlust für München.

Foto: Schellnegger

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Kneipe des Jahres

Die Schnelle Liebe ist die derzeit wohl angesagteste Anlaufstation für szenige Nachtschwärmer in München. Gleich beim Sendlinger Tor in der Thalkirchner Straße 12 ist die kleine Bar die perfekte Location, um am Abend ein Bier zu trinken oder um spät nachts noch seinen Hunger zu stillen. Die Bar ist immer voll, die Gäste sind unkompliziert und die Burger schmecken kein bisschen nach Fastfood.

Foto: Cem Romey

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Hoffnungsträger des Jahres

Beim TSV 1860 München sah das Jahr 2008 wieder einmal alles andere als rosig aus: Der Aufstieg in die Erste Liga ist weit entfernt, in der Geschäftsführung gab es heftigen Streit. Doch die Fans der Sechziger müssen trotzdem nicht verzweifeln. Der Grund: Dem TSV 1860 wird eine große Zukunft vorausgesagt. Mit Lars und Sven Bender uns Timo Gebhart alle 18 haben die Löwen drei Hoffnungsträger in der Mannschaft. Bei der U19-EM der Nationalmannschaften holten sie Gold - und auch beim TSV 1860 München werden sie immer besser.

Foto: Getty, Auch die Benderzwillinge und Gebhart sind in der Jubelszene dabei

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Loser des Jahres   Gefallen hat sie den Münchnern noch nie wirklich: Ungemütlich, touristisch, falsches Konzept hörte man immer wieder. Mitte des Jahres wurde die finanzielle Schieflage der Schrannenhalle bekannt. Neue Ideen wurden gefordert. Man dachte über die Umgestaltung in ein Konzerthaus nach. Neue Investoren wurden gesucht.

Nach viel Hin- und Her war es dann Ende des Jahres soweit: Der Zwangsverwalter stellte für die "Schranne" einen Insolzenzantrag. Wie es weitergeht, steht in den Sternen.

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Farce des Jahres

Bayern bekam am 1. Januar das strengste Rauchverbot Deutschlands serviert. Das Qualmen in Gaststätten und öffentlichen Gebäuden wurde komplett verboten. Doch inzwischen ist davon nicht mehr viel übrig. Viele Münchner Kneipen verwandelten sich kurzerhand in Raucherclubs, so dass man weiterhin nach Rauch stinkend nach Hause kommt. Die Ausnahme, dass auf der Wiesn weitergequalmt werden darf, sorgte für Kopfschütteln. Die Ankündigung der CSU vor der Landtagswahl, dass Rauchverbot wieder zu lockern, für lautes Gelächter und Fassungslosigkeit.

Foto: AP

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Placebo des Jahres

Als Jürgen Klinsmann Trainer des FC Bayern wurde und im Vereinsgelände Buddha-Statuen aufstellte, dachte man, es wird alles anders. Wurde es auch: Die Bayern verloren so oft, wie schon lange nicht mehr. Die erhoffte Wirkung der Figuren, die Symbol eines neuen Trainingsbewusstseins waren, blieb aus. Im September entfernte Klinsmann die Figuren wieder. Die Form der Spieler des FC Bayern wurde besser.

Foto: Getty

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Politiker des Jahres

Der Aufstieg des einen Münchner Politikers war mit dem Fall des anderen verbunden: Nach der Landtagswahl wurde Georg Fahrenschon Finanzminister, dafür musste der ehemalige Umweltminister Ottmar Bernhard gehen - zwei Münchner als Minister wäre zu viel. Fahrenschon war zuvor Staatssekretär im Finanzministerium gewesen. Wegen der Finanzkrise ist der 40-Jährige nun der Mann der Stunde im Bayerischen Kabinett.

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Medienereignis des Jahres

Äußerst "brutal und erbarmungslos" hätten Serkan A. und Spyridon L. ihr Opfer niedergeschlagen, begründete das Gericht am 8. Juli 2008 die hohen Haftstrafen der beiden Münchner U-Bahn-Schläger. Es handle sich um versuchten Mord. Der Prozess gegen die beiden jungen Männer, die den Rentner Hubertus N. am 20. Dezember 2007 im U-Bahnhof Arabellapark zusammengeschlagen hatten, nachdem der Rentner sie aufgefordert hatte, das Rauchen einzustellen, war das Münchner Medienereignis des Jahres - ganz Deutschland sprach von dem Prozess. In Berlin hat sich sogar eine Drohung unter Jugendlichen durchgesetzt: "Schnauze, sonst München!"

Foto: Archiv

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Schauspieler des Jahres

Es war das Jahr des 29-jährigen Schauspielers Maximilian Brückner: Er spielte in den Filmen "Selbstgespräche", "Kirschblüten - Hamami" und "Räuber Kneißl" mit und machte sich als "Tatort"-Kommissar einen Namen. Die Presse lobte ihn über den grünen Klee. Spätestens jetzt ist Brückner in der oberen deutschen Schauspielerriege angekommen.     Die Münchner Schauspielerin des Jahres ist Brigitte Hobmeier. Auch für die 32-Jährige Münchnerin war 2008 das Jahr des Durchbruchs. Neben Maximilian Brückner spielte sie in "Räuber Kneißl". Im ebenfalls von Regisseur Marcus H. Rosenmüller gedrehten Film "Die Perlmutterfarbe" ist sie auch dabei. Und in einem "Tatort" hat sie 2008 ebenfalls mitgespielt. Seit 2005 gehört sie dem Ensemble der Münchner Kammerspiele an, doch seit diesem Jahr ist ihr Name auch über München hinaus bekannt.

Fotos: dpa/ddp

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Flop des Jahres

Am 27. März 2008 jubelten die einen, während die anderen bitter enttäuscht waren: Die Bundesregierung, die bayerische Staatsregierung und die Industrie beschlossen, den Transrapid in München nicht zu bauen. Der Staat hatte Milliarden für die Entwicklung, Planung und zahlreiche Machbarkeitsstudien ausgegeben. Die Fahrtdauer vom Hauptbahnhof zum Flughafen sollte mit der Magnetschwebebahn deutlich verkürzt werden. Nun wird über eine alternative Verkehrsanbindung zum Flughafen diskutiert.

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Export des Jahres

Das Telefonbuch von Berlin hat das Zeug zum Sammlerstück: In der Hektik verwechselte ein Mitarbeiter des Telefonbuchverlags zwei Bilddateien. Nun schmückt das Münchner Rathaus die Titelseite des Telefonbuchs von Berlin - Band L bis Z. Zum Glück ist der Inhalt korrekt. Und der Münchner lacht sich ins Fäustchen!

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Buch des Jahres

Mirko Hecktor hat das Buch mit dem schönen Titel "Mjunik Disco" herausgegeben - darin beschreiben Autoren ihre Erlebnisse aus 60 Jahren Münchner Nachtleben. Porträtiert werden Klubs wie Big Apple, Blow Up oder Sugar Shack, die das Münchner Nachtleben berühmt und berüchtigt machten. Damals feierten in München die Rolling Stones, Freddie Mercury oder Rainer Werner Fassbinder. Das Buch macht Lust, sich mal wieder die Nächte um die Ohren zu schlagen.

Foto: Michi Kern, aus Mjunik Disco/oh

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Modesünde des Jahres   Zuerst trat Bayerns First Lady, Marga Beckstein, zum Wiesn-Anstich in den Dirndl-Streik und erschien im Kostüm. Dann besuchte Cora Schumacher, Ehefrau von Rennfahrer Ralf, das Oktoberfest im schwarz-weiß-roten Totenkopf-Dirndl. Auf der knallroten Schürze prangten große Totenköpfe, ebenso wie auf den Ärmeln und am Oberteil. Liebe Cora, du warst auf der Wiesn und nicht beim Jahrestreffen der Hells Angels!

Foto: Fischhaber

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Konzert des Jahres   Sicherlich, es gab 2008 eine Menge guter Konzerte in München. Man nehme beispielsweise The Cure, Billy Idol, Alice Cooper, REM oder die Babyshambles. Doch die Trophäe für das beste Konzertereignis des Jahres geht an Coldplay. Ihr Auftritt in der Münchner Olympiahalle war phänomenal, die Stimmung großartig.

Foto: dpa

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Sturkopf des Jahres

Es war gar von "Dirndl-Gate" die Rede, als sich Marga Beckstein, die Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten, weigerte, zum Wiesn-Anstich im Dirndl zu erscheinen. Da half auch kein gutes Zureden, Marga blieb eisern und erschien im Blümchenkostüm in der Anzapfbox. Ob ihr Dirndl-Boykott Mitschuld hatte am schlechten Wahlergebnis der CSU, kann man nur vermuten.   Foto: Heddergott

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Abschied des Jahres

Am 2. September schrie er "Servus": Zu seinem Abschiedsspiel trat Oliver Kahn mit dem FC Bayern gegen die Deutsche Nationalmannschaft an. Als er in der 75. Minute ausgewechselt wurde und die Karriere des Torwart-Titans damit beendet war, kamen den Fans in der Allianz Arena die Tränen. Sie lagen sich in den Armen, während Oliver Kahn gefasst eine Ehrenrunde drehte und sich auf dem Weg in die Umkleide machte. Dort sagte er gewohnt kurz: "So, das war's."

Kahn bleibt München auch nach seinem Karriereende erhalten. Er lebt in seinem Münchner Haus seit kurzem wieder mit seiner Ehefrau Simone und den Kindern zusammen.

Foto: dpa

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