Landgericht München IMesser-Attacke in Pasing: Generalstaatsanwaltschaft fordert Unterbringung in Psychiatrie

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Werner P. (rechts) beim Prozess in München.
Werner P. (rechts) beim Prozess in München. (Foto: dpa)

Ein psychisch schwer kranker Mann verfällt antisemitischen und islamfeindlichen Verschwörungstheorien. Er attackiert daraufhin zwei Passanten, die er für Muslime hält. Nun muss sich der 41-Jährige vor dem Landgericht München I verantworten.

Von Andreas Salch

Wann genau Werner P. den Bezug zur Realität verloren hat, ist nicht bekannt. Der 41-Jährige leidet laut Ärzten an einer akuten paranoiden Schizophrenie und lebte bis Sommer vergangenen Jahres in einer therapeutischen Wohngruppe in Neuperlach. Zuletzt soll sich P. dort den Ermittlungen der Generalstaatsanwaltschaft München zufolge „mit antisemitischen und islamfeindlichen Verschwörungstheorien“ beschäftigt haben. Von der Leitung des Hauses soll niemand etwas davon mitbekommen haben. Werner P. soll sich so sehr radikalisiert haben, dass er von dem Gedanken beherrscht gewesen sei, „Deutschland zu retten und von den Muslimen zu befreien“. Am Nachmittag des 23. Juli 2024 soll er diese fixe Idee in die Tat umgesetzt und in Pasing versucht haben, zwei Männer auf offener Straße zu ermorden.

Da Werner P. aufgrund seiner Erkrankung strafrechtlich nicht zur Verantwortung gezogen werden kann, hat die Generalstaatsanwaltschaft keine Anklage-, sondern eine sogenannte Antragsschrift bei Gericht eingereicht, in der sie die zeitlich unbefristete Unterbringung des 41-Jährigen in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik fordert.

Es ist kurz nach 9.30 Uhr, als zwei Polizeibeamte Werner P. am Mittwochmorgen in den Sitzungssaal B 275 des Strafjustizzentrums führen. Nachdem der 41-Jährige Platz genommen hat, starrt er fast regungslos vor sich hin. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Alexander Eckstein, teilt dem Gericht mit, dass sein Mandant derzeit keine Angaben machen werde.

Bei den mutmaßlichen Opfern handelt es sich um einen 26- und einen 19-Jährigen. Am Nachmittag jenes 23. Juli soll der Ältere der beiden Werner P. in der Gleichmannstraße in Pasing aufgefallen sein, weil er glaubte, er sei ein Muslim. Laut den Ermittlungen blieb Werner P. an einer Werbetafel vor einem Geschäft stehen. Als das mutmaßliche Opfer und dessen Begleiter an ihm vorbeigelaufen waren, soll P. mit einem Messer mit einer circa zehn Zentimeter langen Klinge von hinten in den Rücken des Mannes, den er für einen Muslim hielt, gestochen haben. Außerdem habe er dem 26-Jährigen, als dieser sich umdrehte, „mit großer Wucht“ einen Messerstich in die Brust versetzt. Der 26-Jährige konnte Werner P. nach der zweiten Attacke dennoch wegstoßen und flüchten.

Nur wenige Augenblicke später soll P., ebenfalls in der Gleichmannstraße, mit erhobenem Messer auf einen 19-Jährigen zugegangen sein und auf ihn eingestochen haben, als dieser in ein geparktes Auto einsteigen wollte. Der 19-Jährige war durch die Schreie von Passanten jedoch gewarnt und hob schützend seinen rechten Arm über Kopf und Nacken. Mit dem anderen Arm gelang es ihm, den Angreifer zu distanzieren. Ein Polizist berichtete zum Auftakt der Verhandlung, als er mit Kollegen zum Tatort geeilt sei, habe Werner P. an einer Hausecke gestanden und sich widerstandslos festnehmen lassen. Der Prozess dauert an.

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