Prozess im Justizpalast:Im höflichsten Ton ausgetauschte Bosheiten

Die Geschäftspartner Peter Gauweiler (links) und Wolf-Rüdiger Bub im Jahr 2005 nach einer Urteilsverkündung im Landgericht München.

Da traten sie noch Seite an Seite auf: Die Geschäftspartner Peter Gauweiler (links) und Wolf-Rüdiger Bub im Jahr 2005 nach einer Urteilsverkündung im Landgericht München.

(Foto: Frank Mächler/dpa)
  • 23 Jahre lang bildeten Peter Gauweiler und Wolf-Rüdiger Bub eine der renommiertesten Wirtschaftskanzleien Münchens - nun trennen sie sich vor Gericht.
  • Gauweiler klagt gegen seinen früheren Partner, unter anderem weil er sich wirtschaftlich benachteiligt fühlt.
  • Der Vorsitzende Richter will am 9. Dezember eine Entscheidung verkünden - bei der aber fraglich sein dürfte, ob sie den Streit der Anwälte beenden kann.

Von Stephan Handel

Neun Anwälte haben sich versammelt am Montagmorgen im Gerichtssaal 167 des Justizpalasts, und die Sache wird nicht dadurch besser, dass Kläger und zwei Beklagte mit dazugehören zur Runde der Juristen: Zu beobachten ist eine Art Scheidungsverfahren, das Ende einer jahrzehntelangen beruflichen wie persönlichen Freundschaft. 23 Jahre lang waren Peter Gauweiler und Wolf-Rüdiger Bub ein Team, eine der renommiertesten wie gefürchtetsten Wirtschaftskanzleien Münchens, wenn nicht des ganzen Landes. Jetzt gehen die langjährigen Partner auseinander, aber nicht freundlich und nett: So hart stehen sich die beiden gegenüber, dass ohne einen Richter und ohne ein Urteil keine Lösung in Sicht ist.

Die Gründe für das Zerwürfnis sind ominös und im Dunkeln, weil alle Seiten darüber offensichtlich ungern reden - es geht wohl um die Nachfolgeregelung, um die Söhne der beiden Sozii, und dass sie sich nicht einigen konnten, wie sie das denn regeln sollten. Also beschlossen sie, die Sozietät aufzulösen und zu liquidieren. Wolf-Rüdiger Bub aber, so stellt es Gauweiler dar, fuhr einen Parallelkurs: "Während wir noch geredet haben, ging er schon zum Notar", sagte der CSU-Politiker im Nebenberuf in der Verhandlung: Bub - und der weitere Partner Franz Enderle - taten sich mit dem Frankfurter Wirtschaftsanwalt Peter Memminger zusammen, die Sozietät heißt jetzt "Bub, Memminger und Partner".

Auch das wäre wohl eine Sache gewesen, die man hätte regeln können - allerdings brauchte Bub für seine neue Kanzlei ja auch Büroräume, und da fand er es offensichtlich praktisch, einfach in den alten zu bleiben, auf drei Stockwerken in der Hartmannstraße direkt am Promenadeplatz. Das wiederum fand Gauweiler nicht lustig - allein, dass nun plötzlich ein Zettel mit dem neuen Namen an der Tür hing, während er doch auch noch dort arbeitete. Und natürlich ist das Anwaltsgewerbe auch ein sensibles, es geht immer auch um die Bewahrung von Mandantengeheimnissen, deswegen war Gauweiler nicht sehr begeistert, dass da plötzlich fremde Leute in seinem Büro herumliefen.

Juristisch stellt sich das Ganze so dar, dass die Partnerschaftsgesellschaft Bub, Gauweiler und Partner per Gesellschafterbeschluss an Bub, Memminger und Partner untervermietet hat. Das gefällt Gauweiler aus mehreren Gründen nicht; so begründet er auch seine Klage: Zum einen zweifelt er Rechtmäßigkeit und Gültigkeit des Gesellschafterbeschlusses an. Zum anderen sieht er sich wirtschaftlich benachteiligt, denn für die Kanzlei in der Hartmannstraße gibt es einen langfristigen Mietvertrag zu 26 Euro pro Quadratmeter, während er nun für seine neue Kanzlei 38 Euro bezahlen muss. Gauweiler hat sich nämlich mit seinem alten CSU-Spezl Alfred Sauter zusammengetan, der mal bayerischer Justizminister war. Im Moment arbeiten die beiden mit ihrem Team noch in einem Ausweichquartier in Bogenhausen und warten darauf, dass die neuen Räume fertig werden, am Lenbachplatz sind diese - und gewiss mindestens so repräsentativ wie die der alten Kanzlei.

Auf diesen Punkt konzentrierten sich in der Verhandlung die Anwälte der Gegenseite: Gauweiler sei ja gar nicht benachteiligt durch die jetzige Regelung, weil er ja sowieso schon ausgezogen sei. Franz Enderle, der im Gegensatz zu Bub zur Verhandlung erschienen war, warf seinem früheren Partner vor, dieser habe Änderungen an einer Version der Liquidationsvereinbarung vorgenommen, aber nicht alle davon gekennzeichnet - "das ist unappetitlich", sagte der Beklagte.

"Die Gemengelage ist ausreichend vorgetragen", meinte der Vorsitzende Richter nach einer Stunde im höflichsten Ton ausgetauschter Bosheiten. Er will am 9. Dezember eine Entscheidung verkünden - bei der aber fraglich sein dürfte, ob sie den Streit der Anwälte beenden kann. "Der Bub", sagt Peter Gauweiler beim Verlassen des Gerichtssaals, "der Bub war doch mein Freund - war!"

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