Prozess gegen Freier:"Aber gewürgt hab' ich sie nicht"

Sie koksten zusammen, hatten Sex - irgendwann eskalierte eines der Treffen: Ein Weinhändler steht nun vor dem Landgericht, weil er einer Prostituierten einen Kopfstoß ins Gesicht versetzt haben soll. Nicht das erste Mal, dass gegen den Mann verhandelt wird.

Von Susi Wimmer

Ja, vielleicht sei er "ein bissl verliebt" gewesen in die Dame, sagt Fabrizio B. etwas verlegen vor Gericht. Dann kam der Alkohol dazu und das Kokain, und irgendwann versetzte er der Prostituierten mindestens einen Kopfstoß ins Gesicht, gab ihr "Watschn", packte sie am Hals und warf sie aufs Bett, so sagt er selbst. "Aber gewürgt hab' ich sie nicht", versichert der 50-Jährige.

Doch Fabrizio B. soll noch eine weitere Prostituierte erpresst und beleidigt haben, und wegen Körperverletzung bei einer anderen Frau ist er ohnehin vorbestraft und stand unter Bewährungsauflagen. Die 12. Strafkammer am Landgericht München I soll nun entscheiden, ob B. wegen psychischer Störungen in einer geschlossenen Einrichtung bleiben muss - oder auf Bewährung frei kommt.

Es ist nicht das erste Mal, dass in dieser Sache gegen Fabrizio B. verhandelt wird. Bereits im März hatte die Kammer mehrere Verhandlungstage anberaumt, doch wegen Corona-Erkrankungen und Terminproblemen wurde der Prozess ausgesetzt. Jetzt wird erneut verhandelt und Verteidiger David Mühlberger will erreichen, dass die Unterbringung seines Mandanten zur Bewährung ausgesetzt wird.

Fabrizio B. ist von Beruf Weinhändler, trat auch schon formvollendet als solcher bei einer Fernsehsendung auf, ein korpulenter Mann, der sich auszudrücken weiß. Und er beginnt mit einem Geständnis: Ja, er habe die Prostituierte Valerie S. (Name geändert) Mitte Dezember 2020 kennengelernt. Die Chemie sei "gut" gewesen, man habe gemeinsam getrunken, gekokst und Sex gehabt. Als die Frau nach Spanien gegangen sei, habe er sie finanziell unterstützt. Valerie S. kehrte im Juni 2021 nach München zurück, dann habe man sich wieder getroffen.

In einem Boarding House ging Valerie S. trotz Corona-Regelungen der illegalen Prostitution nach. Fabrizio B. kam mit zwei Flaschen Wein und 400 Euro für drei Stunden "Gesellschaft". Im Streit habe er ihr dann einen Kopfstoß versetzt, räumt er ein, vielleicht auch ein paar "kleine Watschn", und er habe sie kurz am Hals gepackt. Die Staatsanwaltschaft hingegen geht von so massivem Würgen aus, dass die Frau "mehrere Minuten lang nicht richtig atmen konnte".

Fabrizio B. kam in Untersuchungshaft, wurde nach drei Monaten wieder entlassen. Drei Wochen später traf er sich mit einer anderen Prostituierten. Er behauptet, er habe 1400 Euro für sechs Stunden auf den Tisch gelegt, 200 Euro zu viel. Im Streit um das Geld, so räumt er selbst ein, rief er die Frau später mehrfach an und drohte ihr, sie umzubringen. Seine Ehefrau, die sich mittlerweile von ihm getrennt hat, erzählte vor Gericht, ihr Mann habe auch sie mit dem Tode bedroht. Der gemeinsame Sohn habe sich vor ihn hinknien und sich entschuldigen müssen. An einem Tag sei er so ausgeflippt, dass sie die Polizei gerufen habe. Fabrizio B. selbst sagt, er leide unter einer bipolaren Störung. Ein Termin für das Urteil steht noch nicht fest.

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