Kritik:Vortrefflich

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Klaviertrio mit höchster gegenseitiger Aufmerksamkeit: Isabelle Faust, Sol Gabetta und Alexander Melnikow im Prinzregententheater.

Von Harald Eggebrecht

Drei tolle Solisten müssen keineswegs ein gutes Ensemble ergeben. Kammermusikalisches Verständnis, Intonationsabstimmung, Balance zwischen zwei Streichern, also Violine und Violoncello, und dem Piano, Phrasierungseinigkeit, stilistische Sicherheit und anderes mehr - das alles gehört zu einem Klaviertrio von Qualität. Sonst bleibt es ein Zusammentreffen gewiss illustrer Namen, bei dem jeder sich gewissermaßen allein durchschlägt. Das wird bei erstklassigen Spielern dennoch eindrucksvoll sein, aber kaum im Sinne des aufeinander hörenden Zusammenspiels.

An diesem Abend im Prinzregententheater aber spielten die Geigerin Isabelle Faust, die Cellistin Sol Gabetta und der Pianist Alexander Melnikow als echtes Trio mit höchster gegenseitiger Aufmerksamkeit Felix Mendelssohn Bartholdys c-Moll Trio und Franz Schuberts Es-Dur-Trio. Die drei musizieren schon seit Längerem zusammen und haben sich intensiv aufeinander eingestellt. Melnikow saß nicht am üblichen Steinway, sondern am Nachbau eines Pleyel-Flügels von 1848, die beiden Streicherinnen spielten auf herrlichen Stradivari-Instrumenten. Der Effekt war beeindruckend: Nie übertönte das Klavier Geige und Cello, sondern es mischte sich gleichsam unter sie mit warmem, intimem Klang. Es ist ja auch ein Saiteninstrument. Die Vibratokultur von Faust und Gabetta vermied jede Aufdringlichkeit, die Virtuosität der drei etwa im rasenden Mendelssohn-Scherzo raubte den Atem und blieb gerade deshalb genau bei der Sache.

Die drei waren ein mitreißendes Ereignis an Energie, Leidenschaft und Ausdruckswillen, ohne Mendelssohns dramatische Unruhe falsch zu übertreiben oder in Schuberts symphonischer Expansion seines Riesen-Trios in Einzelaktionen verloren zu gehen. Hier fanden sich drei phänomenale Musiker, um die enorme Intensität, melodische Eindringlichkeit und die einzigartige kompositorische Dichte der beiden Stücke so sorgsam wie glanzvoll zu verwirklichen. Den Ovationen dankten sie mit dem 3. Satz aus Robert Schumanns F-Dur-Trio.

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