Premiere der Serie "Herzogpark":Heimlichkeiten, Peinlichkeiten

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Immer die richtigen Kontakte: Filmproduzentin Yoko Higuchi-Zitzmann (links) und die ehemalige "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel nehmen die bayerischen Staatsministerin Judith Gerlach in die Mitte. (Foto: Florian Peljak)

Aufmerksamkeit ist kostbar: Bei der Premiere der Gesellschaftssatire "Herzogpark" im Gloria Palast am Stachus dominieren die starken, lauten und standfesten Frauen.

Von Christian Mayer

Da haben sich zwei gefunden: Die ehemalige Bunte-Chefredakteurin Patricia Riekel und die Filmproduzentin Yoko Higuchi-Zitzmann stehen auf dem roten Teppich im Gloria Palast am Stachus und genießen jeden Blitzlichtmoment, sie lassen sich auch nicht zur Seite schieben von nachrückenden Selbstdarstellern, sondern zeigen, wie man sich im Gedränge behauptet. Mit der gleichen Beharrlichkeit, die man auch im Filmgeschäft braucht. Yoko Higuchi-Zitzmann, die Initiatorin der neuen Serie "Herzogpark" (läuft vom 3. Mai an auf RTL +) gerät ins Schwärmen, als sie Riekels Anteil an der Entwicklung des Filmstoffs hervorhebt: "Sie kann Leute regelrecht lesen, selbst wenn sie sie nur einmal gesehen hat - super Voraussetzung für eine Gesellschaftskomödie." Und weil es in dieser Branche auch um die richtigen Kontakte geht, haken sich die beiden Netzwerkerinnen bei der bayerischen Staatsministerin für Digitales unter, die lindgrün gewandete Judith Gerlach, die total aus dem Häuschen ist, endlich mal wieder eine Erwachsenenpremiere zu erleben. Sonst besteht ihr Filmprogramm gerade aus alten "Pumuckl"-Folgen, ihre Kinder sind sechs und vier.

Aufmerksamkeit ist kostbar: Das ist die Botschaft dieses bussi- und weißweinseligen Abends, an dem trotz des Nieselregens draußen eine frühlingshafte Aufbruchstimmung zu spüren ist. Im Sechsteiler "Herzogpark" scheint ohnehin oft die Sonne, vor allem dann, wenn Nikolaus van der Bruck seine Gartenparty feiert; als Baulöwe mit ausgeprägtem Hang zur pompösen Selbstinszenierung ist Heiner Lauterbach fast schon die natürliche Besetzung. Die eigentlichen Stars aber sind hier die Frauen: Lisa Maria Potthoff, Antje Traue, Felicitas Woll, Heike Makatsch und Jeannette Hain verkörpern unterschiedliche Typen, sie sind komisch, derb, vorlaut, peinlich und rachsüchtig, und natürlich können sie sich Münchens teuerstes Quartier nur dann leisten, wenn das korrupte System der wechselseitigen Begünstigungen und andauernden Heimlichkeiten nicht wie ein Kartenhaus zusammenbricht.

"Ich bin stolz drauf, dass wir uns was getraut haben - das ist fast schon britischer Humor", sagt Lisa Maria Potthoff, die einem großen Publikum aus den Franz-Eberhofer-Krimis bekannt ist. In "Herzogpark" spielt sie eine Juristin, die keine Hemmungen hat, überall Aufsehen zu erregen, weshalb sie durchgehend im bauchfreien Top unterwegs ist. "Das war die größte Herausforderung überhaupt, vier Monate den Bauch einziehen." Passt aber ganz gut zum Körperkult in Bogenhausen, jener Fassadenwelt hinter hohen Hecken und Mauern. Wie man lästige oder langweilige Männer am ausgestreckten Arm verhungern lässt oder, noch besser, nachhaltig entsorgt - auch darum geht es in dieser Serie, die so gut wie kein Klischee auslässt.

Patricia Riekel plaudert nach der Vorführung noch ein wenig über die Gepflogenheiten der real existierenden Herzogpark-Klientel. Einer Welt, in der Zweit- und Drittfrauen luxuriös geparkt werden und Zwischenmenschliches auf der legendären "Hundewiese" besprochen wird. "Spannung entsteht immer da, wo altes Geld auf neues Geld trifft", weiß Riekel. Ob "Herzogpark" mit all seinen Intrigen jetzt ein realistisches Abbild ist, will die RTL-Moderatorin noch ernsthaft wissen. Da muss Riekel schon etwas grinsen: "Die Wirklichkeit übertrifft immer die Fantasie."

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