Poppi Farmer:Mit gutem Gewissen frühstücken

Poppi Farmer: Ein Blick in die offene Küche: Im Poppi Farmer wird versucht, die Dinge ein bisschen anders zu machen.

Ein Blick in die offene Küche: Im Poppi Farmer wird versucht, die Dinge ein bisschen anders zu machen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Im Poppi Farmer in Giesing versuchen zwei Geschwister, die Gastronomie nachhaltig und klimaneutral zu gestalten. Kleine Ausnahmen gibt es.

Von Jacqueline Lang

Auf den ersten Blick ist das Poppi Farmer in Giesing ein Hipster-Café: mintfarbene Kaffeetassen und rosafarbene Wände, viel Holz, ein bisschen Gold, teils sehr gesund klingende Getränke auf der Karte - und passend dazu im hübsch kuratierten Instagram-Feed Kalendersprüche vor Wellen- und Sonnenuntergangsbildern.

Alles andere als gewöhnlich ist aber, dass das Poppi Farmer möglichst klimaneutral sein will. Lisa Meßing und ihr Bruder Jonas Benedikt legen zudem Wert auf Bio-Qualität, Regionalität, Saisonalität, und sie nutzen Ökostrom. All das wollen sie mit einem australischen Lebensgefühl verbinden, das für sie vor allem das ist: unbeschwert und entspannt.

Australier sind die Geschwister zwar nicht, aber Jonas Benedikt hat ein paar Jahre auf dem roten Kontinent gelebt und "dort ausgiebig Gastronomieerfahrung gesammelt", wie seine Schwester erzählt. Die Liebe für Australien ist gepaart mit bayerischer Bodenständigkeit: Der Name Poppi Farmer sei eine Hommage an ihren Großvater, der im Münchner Umland Bauer gewesen ist. "Seine Dankbarkeit und Liebe zur Natur sowie die Leidenschaft für seinen Beruf" habe er mit den Enkeln geteilt.

Klingt zu gut, um wahr zu sein? Wenn man den Ausführungen auf der Homepage des Cafés glauben darf, dann ist das eigentlich alles gar nicht so schwer: Um den CO₂-Fußabdruck zu verringern, ist Poppi Farmer Mitglied bei Erdly; die Firma soll für das im September 2021 eröffnete Café im Jahr um die 1000 Bäume pflanzen.

Poppi Farmer: Die Produkte sind bio und werden meist regional bezogen.

Die Produkte sind bio und werden meist regional bezogen.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Die verwendeten Produkte - von der Milch über das Brot - sind bio und fast alle werden regional bezogen. Eine Liste der Lieferanten steht auf der Homepage. Ihren Kaffee etwa bekommen die Geschwister von der Münchner Rösterei Man versus Machine. Und weil so wenig wie möglich weggeworfen werden soll, wird aus den Resten der Milch schon mal ein Kräuterricotta. Kreislaufwirtschaft nennt sich das dann.

Im Poppi Farmer wird also ganz offensichtlich versucht, die Dinge ein bisschen anders und, ja, besser zu machen. Ein paar kleine Ausnahmen wie "Schokolade, Kaffee oder die gelegentliche Avocado, die man sich gönnen möchte" stehen allerdings trotzdem auf der Karte - auch wenn sie viele Kilometer zurücklegen müssen bis ins Poppi Farmer. Die Avocados gibt es aber zumindest nur so lange, wie sie aus Spanien bezogen werden können.

"Sobald diese nicht mehr in Europa sondern nur noch aus Übersee verfügbar sind, werden wir auf deren Verwendung verzichten", so Meßing. Ganz perfekt ist das sicherlich nicht, aber was ist das schon? Im Poppi Farmer setzt man lieber auf viele kleine Schritte in die richtige Richtung.

Poppi Farmer: In ihren eigenen Limonaden werden teils exotische Zutaten verwendet, etwa Heilpilze aus der chinesischen Medizin.

In ihren eigenen Limonaden werden teils exotische Zutaten verwendet, etwa Heilpilze aus der chinesischen Medizin.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Was gibt es da und was kostet das?

Das Poppi Farmer ist der richtige Ort für alle, die gerne frühstücken, aber dafür nicht unbedingt früh aufstehen wollen - Frühstück gibt es hier den ganzen Tag. Wer jedoch morgens gerne Wurst aufs Brot schichtet, wird in diesem Café nicht fündig: Alle Gerichte sind entweder vegetarisch oder vegan. Hübsch angerichtet und damit fototauglich sind sie aber ausnahmslos alle.

Genießer süßer Mahlzeiten am Morgen wählen etwa zwischen einem Bananenbrot mit Heidelbeeren, Hibiskus und Macadamia-Nüssen (4,20 Euro) oder "granola for mom" mit Nüssen, Kokosjoghurt und Honig (9,80 Euro). Oder man hält sich gar nicht mit der Frühstückskarte auf und geht gleich zum Kuchen über.

Hier wechselt die Auswahl gelegentlich, aber ein paar Klassiker gibt es eigentlich immer: "nanna's cheesecake" (4,80 Euro) mit leckerem Dinkel-Karamel-Boden, eine Apfel-Thymian-Tarte und einen veganen Brownie mit Datteln und Walnüssen (je 4,60 Euro).

Wer herzhaft bevorzugt, hat derzeit die Wahl zwischen einem Croissant, gefüllt mit Avocado, Halloumi, Grünzeug und einem pochierten Ei (11,80 Euro), belegten Broten wie dem "avo on toast" (9,80 Euro) mit Avocado und fermentierter roter Beete, dem "nan & nonna" (10,80 Euro) mit geschmorten Tomaten und Parmesan, beides jeweils mit pochiertem Ei, oder dem "wholesome toastie" (9,80 Euro) mit geräucherter Paprika, geschmorter Tomate und fermentierter roter Beete. Manche Großstädterin dürfte in Zeiten, in denen nahezu jedes pochierte Ei mit Sauce Hollandaise serviert wird, besagte Sauce vermissen - aber das ist wohl wie so vieles nur eine Frage der Gewohnheit.

Poppi Farmer: Lisa Meßing und ihr Bruder Jonas Benedikt legen Wert auf Nachhatigkeit, Regionalität und Klimaneutralität.

Lisa Meßing und ihr Bruder Jonas Benedikt legen Wert auf Nachhatigkeit, Regionalität und Klimaneutralität.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Alternativ gibt es ein gegrilltes Käse-Sandwich mit einem Schälchen Kimchi. An sich eine sehr schmackhafte Kombination. Allerdings, das muss man bemängeln: Ein bisschen mehr Kimchi im Schälchen würde nicht schaden.

Dazu empfiehlt sich einer der kaltgepressten Obst- und Gemüsesäfte wie der "immune boost" mit Orange, Ingwer und Karotten oder "detox & hydrate" mit Gurke, Sellerie, Apfel und Ingwer (je 5,80 Euro). Wem das noch nicht gesund genug ist, bestellt "liquid gold" (5,80 Euro) mit dunkler Schokolade, Tahini oder "dreamy reishi tonic" (5,20 Euro) mit Mandelbutter, Kokosnektar und jeweils Heilpilzpulver. Probieren kann man im Poppi Farmer "butter coffee" (5,50 Euro), was tatsächlich genau das ist, was der Name vermuten lässt: ein doppelter Espresso mit (veganer) Butter. Wer es weniger experimentell mag, bestellt entweder einen Matcha- oder Chai Latte (je 4,90 Euro) - oder einfach einen Cappuccino (3,90 Euro).

Wer die Nacht in den Morgen und das Frühstück in einen kleinen Rausch verwandeln will, ordert einen der "brekky favorites", etwa einen Mimosa (6,90 Euro), sprich Sekt mit Orangensaft, oder eine Bloody Mary (10,80 Euro).

Grundsätzlich wechselt die Karte saisonal und abhängig davon, was die Lieferanten gerade vorrätig haben - sinnvoll bei dem Konzept des Poppi Farmer.

Wer geht da hin?

Den ein oder anderen Hipster wird man im Poppi Farmer sicherlich antreffen. Getreu dem Motto "Good vibes only" geht es in dem Café aber wirklich sehr entspannt zu, so dass sich hier ganz unterschiedliche Menschen wohl zu fühlen scheinen. Verweilen und sich durch die Karte probieren, kann man an diesem Ort auf jeden Fall gut und gerne ein paar Stunden. Eilig sollte man es ohnehin besser nicht haben, denn manchmal dauert es ein Weilchen, bis die Bedienung auf einen aufmerksam wird.

Poppi Farmer, St. Bonifatius-Straße 1, 81541 München, Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 9 bis 16 Uhr, Samstag und Sonntag 10 bis 17 Uhr, howareyou@poppifarmer.de

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