Ende der Pop-Up-Radwege:Ein großer Schritt rückwärts

Ende der Pop-Up-Radwege: Ende Oktober gab es eine Rad-Demo für den Erhalt der Pop-up-Radwege.

Ende Oktober gab es eine Rad-Demo für den Erhalt der Pop-up-Radwege.

(Foto: Robert Haas)

Die neue Münchner Rathauskoalition von Grün-Rot wollte ein Signal setzen für einen umweltfreundlicheren Verkehr mitten in der Corona-Pandemie. Das ist gescheitert.

Kommentar von Thomas Anlauf

Es war einmal. Die gelben Radspuren, die irgendjemand mal Pop-up-Bikelanes getauft hat, sind in München bald wieder Geschichte. Sie waren ein spontanes Projekt der Rathauskoalition, um den Radfahrern in der Innenstadt mehr Platz zu geben, die sich oftmals auf gefährlich engen Wegen oder mitten im dichten Straßenverkehr durchschlängelten. Erst im Frühsommer wurden die gelben Streifen auf fünf von etwa 6200 Straßen im Stadtgebiet verlegt, damit Radler und Fußgänger im Wortsinn mehr Luft bekommen. Denn das war der eigentliche Plan für die Radspuren: Die neue Rathauskoalition von Grün-Rot wollte ein Signal setzen für einen umweltfreundlicheren Verkehr mitten in der Corona-Pandemie. Das ist gescheitert.

Das Argument lautet nun, es sei nur um einen kurzen Verkehrsversuch gegangen, der Ende Oktober beendet wird. Danach sollen Münchner und Bezirksausschüsse befragt werden, wie sie zu den fünf gelben Radstreifen stehen, so ist die Rechtfertigung des Koalitionspartners SPD. Nur: Es gab Befragungen, Untersuchungen, Abstimmungen - das Planungsreferat hat eine Umfrage unter Münchnern dazu gemacht und es liegt eine Auswertung der Stabsstelle Radverkehr vor, die durchgezählt hat, wie viele Radler auf bestimmten Strecken unterwegs waren. Das Ergebnis: Selbst mitten im Winter fuhren täglich mehrere Tausend Menschen entlang der Erhardtstraße. Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie stieg die Zahl steil an, viele Menschen radeln offenbar lieber auch bei kühlen Temperaturen, als mit U-Bahn, Tram oder Bus zu fahren.

Diese Erkenntnisse von städtischen Stellen hätten eigentlich dazu führen müssen, dass die Radspuren an der Elisenstraße, der Rosenheimer und Zweibrückenstraße, der Theresien- und Gabelsbergerstraße beibehalten und dauerhaft eingerichtet werden. Doch nun werden die gelben Sicherheitsstreifen für Radler wieder entfernt. Das ist ein fatales Signal. Es ist ein großer Schritt rückwärts auf dem Weg zu einer verkehrssicheren und umweltfreundlichen Stadt.

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