München poppt wieder auf. Die Paletten-Stuben in den Parkbuchten werden nur allzu gerne als Sitz- und Trinkgelegenheiten angenommen, das bedeutet aber auch: Wenn es warm und trocken ist, geht nun kaum noch jemand gerne in die Lokalen hinein. Für das queere Wirtshaus Fesch im Gärtnerplatzviertel ist das gar nicht günstig, denn es kann wegen Tram- und Radspur zur Müller- und Frauenstraße hin keinen Schanigarten anbieten, 45 Sitzplätze am Trottoir decken nur den allernötigsten Bedarf. Umso mehr haben sich Peter Fleming und seine Partner gefreut, als ihnen 2024 die Stadt statt ein paar Parkplätzen einen ganzen Park anbot: den Nussbaumpark bei der Kirche St. Matthäus am Sendlinger Tor.
Dass das Wäldchen eher als urbane Problemzone gilt, hat den einstigen Betreiber der Club-Legende Harry Klein dabei nicht gestört. „Ich war gleich Feuer und Flamme dafür“, sagt er. Er wollte einen Ort des Miteinanders schaffen – nicht nur für die Feierabend-Gäste, sondern auch für die den Park besiedelnden Obdachlosen und Suchtkranken. Es gibt in der Nähe eine Ausgabestelle für Substitute, aber in München keine Fixerstuben – „und irgendwo müssen sie ja hin“, sagt Fleming verständnisvoll: „Unser Ziel ist keine Verdrängung, sondern eine Befriedung. Wir schaffen Raum für alle – für Nachbarinnen, Passantinnen, Szene, Familien, Menschen mit und ohne Wohnung, Queers, Alteingesessene, Touris und Freundeskreise.“

Das hat im ersten Jahr, bis auf das nasse Wetter, prima geklappt. Die Obdachlosen nahmen dankend an, dass sie ihre Handys im Kiosk laden durften, die Polizei und das Sozialreferat bestätigten den Rückgang von Straftaten, die Eltern und Kinder vom Spielplatz freuten sich über zusätzliche Toiletten, die Nachbarn über eine Oase der Erholung, und zur Fußball-EM kamen sogar viele Schotten, obwohl das Biergarten-Team die Spiele gar nicht zeigte.
So soll es weitergehen, am Sonntag, 11. Mai, startet der „Fesch“-Biergarten in seine zweite Saison mit Platz an den Bänken für 200 Gäste. Täglich zwischen 16 und 23 Uhr (es sei denn, es schüttet) gibt es sanfte, nachbarschaftschonende Hintergrundmusik und Getränke zu vergleichsweise günstigen Preisen (Apfelschorle 4 Euro, Augustiner-Halbe 4,50 Euro). Speisen dürfen nach Münchner Biergarten-Tradition mitgebracht werden, Kleinigkeiten kann man auch kaufen (etwa Hummus mit Grillgemüse für 7 Euro).

Für jeden Donnerstag, 19 Uhr, stellt Peter Fleming persönlich ein feines Konzert-Programm auf die Bühne.
Eine erste Übersicht über die geplanten Konzerte:
- Kontrabassistin Julia Hornung mit ihrer European Django Band (15. Mai) Gypsy Jazz im Spirit von Django Reinhardt (auch am 4. September)
- Giangiacomo Rosso’s La Dolce Vita (22. Mai und 7. August)
- Wittgensteiner Tanzmusi (29. Mai und 31. Juli)
- Münchner Kneipenchor (5. Juni)
- Duo Sabor (12. Juni, 10. Juli)
- Vinzelberger (19. Juni)
- Amelie Heidt von der Jazzrausch Bigband (14. August)
- Mailänder (21. August)
- Alphorn-Techno-Star Loisach Marci (28. August)
Fleming hätte gerne noch mehr „queeres“ Programm, auch um zu unterstreichen, dass der Ort offen für alle ist: „Manche Menschen fühlen sich dann willkommener, wenn man das extra benennt“, sagt er. Auch das versteht er unter der Titel „Biergarten mit Haltung“.

Auch die Open-Air-Pioniere von den Urbanauten wollen die Stadt mit „Orten der aktiven Begegnung“ bereichern – und dazu schütten sie wieder feinsten Sand für gleich zwei Stadtstrände auf: Am Wittelsbacherbrunnen (ein Monumentalbrunnen, „wie er sonst nur in Filmen vorkommt“) lockt wieder der Maximilianstrand täglich mit Live-Musik (wie Francophonix am 14. Mai), den Salsa-Partys jeden Dienstag und Bar. Und auch die Isar bekommt wieder einen Kulturstrand. Der kann heuer vom Balkon auf der Corneliusbrücke wieder an den Vater-Rhein-Brunnen zurückziehen. Dort an der bald fertig sanierten Ludwigsbrücke ist viel mehr Platz für Liegestühle, Gastrobuden, WC-Häuschen und ein Kultur- und Sportprogramm, das offen für alle ist. Zusammen mit dem Sponsor stemmt man bis 15. September 14 M-Net-Hofkonzerte, etwa mit dem Regensburger Liedermacher Sebastian Kretz (14. Mai) oder dem Singer-Songwriter Jacob Brass (28. Mai). Dazu gibt es weitere Live-Musik etwa von Volker Klaages Giebop Jazzquartett (20. Mai) und The Ukelites (21. Mai) und DJs. Im schattigen Wäldchen nebenan bringen die Trainer des MTV München die Gäste mit einem abwechslungsreichen Plan in Schwung.

Nicht geklappt hat die Kooperation der Urbanauten mit dem Pineapple Park für einen Stadtstrand an der Paketposthalle. Dafür soll der Giesinger Grünspitz nach dem Umbau im Sommer 2025 wieder für die Bürger öffnen. Und auch der öko-zertifizierte Biergarten des Muffatwerkes mit 400 Plätzen (100 davon wettergeschützt unter Münchens größter Markise) macht in seinem „Spätschicht“-Programm Laune und Musik (etwa am 10. Mai mit der „Two is a Party“-Disco oder am 15. Mai mit Yacht-Rock von XTOPH).