Amphetamin:Erneut Drogenverdacht bei Münchner Polizisten

Amphetamin: Bei einer Pressekonferenz im Münchner Polizeipräsidium haben die Beamten mehr Informationen zu dem Fall bekannt gegeben.

Bei einer Pressekonferenz im Münchner Polizeipräsidium haben die Beamten mehr Informationen zu dem Fall bekannt gegeben.

(Foto: Stephan Rumpf)

Ein Beamter der Verkehrsüberwachung in Ramersdorf wurde suspendiert, weil bei ihm Rauschgift-Spuren gefunden wurden. Ein Kollege hatte die Vorgesetzten informiert.

Von Susi Wimmer

In den Reihen des Münchner Polizeipräsidiums gibt es erneut einen mutmaßlichen Fall von Drogenmissbrauch. Bei der Verkehrspolizeiinspektion Verkehrsüberwachung (VPI VÜ) ist nach SZ-Informationen vergangenen Mittwoch ein Beamter vom Dienst suspendiert worden, der im Verdacht steht, sich beim sichergestellten Rauschgift bedient zu haben. Das Präsidium bestätigte die Suspendierung sowie ein Betretungsverbot des Beamten für die Dienststelle an der Bad-Schachener-Straße in Ramersdorf. Es ist nicht der erste derartige Fall, der im Laufe dieses Jahres bekannt geworden ist. Zuletzt hatte Polizeipräsident Hubertus Andrä Anfang Oktober im Innenausschuss des Landtags darüber informiert, dass mehrere Beamte offenbar nicht nur in ihrer Freizeit, sondern auch im Dienst gekokst haben. Gegen 21 Polizisten wird derzeit ermittelt.

Bei dem jetzt bekannt gewordenen Fall aus Ramersdorf handelt es sich nach Informationen der SZ um einen sogenannten Altbewerber, um einen Beamten, der über 30 Jahre alt ist, aber erst wenige Dienstjahre hinter sich hat. Seine mutmaßlichen Umtriebe fielen offenbar auf der Dienststelle auf, ein Kollege verständigte die Vorgesetzten. "Wir haben bei dem Polizisten durchsucht und ein leeres Plastiktütchen mit Anhaftungen von Amphetamin sichergestellt", sagt Oberstaatsanwältin Anne Leiding. Demnach kann es sich um Kokain handeln, aber auch um Drogen wie Speed oder Pep. Noch ist laut Leiding unklar, ob ein Drogendelikt vorliegt, der Beamte also selbst irgendwo den Stoff gekauft hat. Oder ob es sich um einen "Verwahrungsbruch im Amt" handle, also einen unsachgemäßen Umgang mit Asservaten. Sprich: Der Beamte hat womöglich die sichergestellten Drogen nur zum Teil asserviert oder gar nicht - und für sich abgezweigt.

Die Verkehrsüberwachung ist - wie ihr Name schon sagt - dafür zuständig, auf die Sicherheit im Straßenverkehr zu achten. Geschwindigkeitsmessungen und Streifenfahrten gehören zum Alltag, ein Schwerpunkt liegt aber auch darauf, Alkohol- und Drogenkontrollen durchzuführen. So kommt es vor, dass Beamte Kokain, Marihuana oder andere Betäubungsmittel sicherstellen. Die Drogen werden dann in einem sogenannten Sicherstellungsverzeichnis dokumentiert, erklärt Werner Kraus von der Pressestelle der Münchner Polizei.

Neben Zeit und Ort der Auffindung werde auch festgehalten, um welche Droge es sich handelt und wie viel davon man gefunden hat. Der Fahrer, bei dem die Drogen entdeckt wurden, erhalte einen Abdruck des Sicherstellungsverzeichnisses. Bei der Anzeigenbearbeitung gebe der Beamte die Dokumentation in eine EDV-gestützte Asservatenverwaltung ein. Die Drogen werden derweil sachgemäß auf der Dienststelle gelagert. Anschließend werde die Anzeige samt Asservat an das Fachkommissariat weitergegeben. Diese leite nach Bearbeitung alles an die Staatsanwaltschaft weiter, dort werden die Drogen nach Abschluss des Verfahrens vernichtet.

Karl-Heinz Segerer vom bayerischen Landeskriminalamt bestätigt, dass die Internen Ermittler mit dem Fall des Verkehrsüberwachers betraut sind. Es bestehe aber keinerlei Zusammenhang mit der "Soko Nightlife" - diese Ermittlungsgruppe beschäftigt sich mit jenen Polizisten, die hauptsächlich in der Altstadtwache Dienst verrichteten, Kokain konsumiert haben sollen und in Drogengeschäfte verwickelt sein sollen.

2018 hatte ein Drogendealer bei der Polizei ausgepackt, um seine eigene Strafe zu reduzieren. Der Kronzeuge benannte etliche Polizisten, die laut seiner Aussage selbst Drogen missbrauchten, dealten, und die bei Verstößen ihre schützende Hand über ihn hielten. Im September durchsuchten Beamte bei einer Razzia 30 Wohnungen und sieben Polizeidienststellen. Mindestens 21 Beamte gelten als verdächtig, in einem Fall soll ein Polizist sich bei asservierten Drogen bedient haben und von anderen gedeckt worden sein. Ob dies auch bei der Verkehrsüberwachung der Fall war, werden die Ermittlungen zeigen.

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