Rechtsradikalismus:Münchner Fahnder verhaften Starnberger in Thailand

Lesezeit: 1 min

  • Ein 33-Jähriger wurde unter anderem wegen fremdenfeindlicher Hasspostings in sozialen Netzwerken gesucht.
  • Zielfahnder des bayerischen Landeskriminalamts haben ihn nun in Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt im Ausland aufgespürt.
  • Der Mann aus Starnberg verübt nach LKA-Angaben schon seit seinem zehnten Lebensjahr Straftaten.

Von Martin Bernstein

Zielfahnder des Landeskriminalamts (LKA) haben einen mit Haftbefehl gesuchten oberbayerischen Rechtsradikalen in Thailand aufgespürt und jetzt nach Deutschland zurückgebracht. Der 33 Jahre alte gebürtige Starnberger war unter anderem wegen fremdenfeindlicher Hasspostings in sozialen Netzwerken gesucht worden. Seine kriminelle Karriere reicht nach Erkenntnissen des LKA schon fast ein Vierteljahrhundert zurück. Auch wegen eines Sexualdelikts und etlicher Drogenverstöße hat die Justiz noch mehrere Rechnungen mit dem Mann offen.

Er ist damit kein Einzelfall. Nach Angaben des bayerischen Innenministeriums auf eine Landtagsanfrage der Grünen vom April bestanden zum Jahreswechsel 103 offene Haftbefehle der Justiz im Freistaat gegen 81 polizeibekannte Rechtsextremisten. Davon bezogen sich 26 Haftbefehle direkt auf Straftaten aus dem Bereich der politisch rechts motivierten Kriminalität, 19 auf Gewaltdelikte, 13 auf Rauschgiftkriminalität. Zielfahnder des LKA werten nach Behördenangaben "regelmäßig offene Haftbefehle politisch motivierter Straftäter aus". Das brachte sie auch auf die Spur des untergetauchten 33-jährigen Starnbergers.

Seine Akten dürften mittlerweile mehrere Ordner füllen. Der Starnberger verübt nach LKA-Angaben schon seit seinem zehnten Lebensjahr Straftaten. Wegen Körperverletzungsdelikten, Diebstahls und Verstößen gegen das Betäubungsmittelgesetz war er der Justiz bekannt. 2017 wurde er vom Amtsgericht Wolfratshausen wegen eines Drogendelikts zu einer Freiheitsstrafe von zwei Jahren verurteilt. Die Vollstreckung der Strafe wurde zur Bewährung ausgesetzt, doch der Mann verstieß gegen seine Bewährungsauflagen und setzte sich nach Thailand ab. Das Amtsgericht Wolfratshausen erließ daraufhin einen Sicherungshaftbefehl.

Daneben bestand bereits ein weiterer Haftbefehl des Amtsgerichts München. Der 33-Jährige hatte nämlich einen schwunghaften Handel mit Betäubungsmitteln betrieben. Auf der Damentoilette der Rastanlage Höhenrain an der Garmischer Autobahn hatte er zudem Frauen gefilmt. Wegen Volksverhetzung wurde der gebürtige Starnberger ebenfalls verfolgt: Auf Facebook hatte der Mann rassistische Hasskommentare veröffentlicht. "Unter diesen Gesamtumständen - zwei offene Haftbefehle, bekannt wegen Volksverhetzung und zahlreiche polizeiliche Eintragungen", so ein LKA-Sprecher, hätten die Zielfahnder im November 2018 die Fahndung eingeleitet. Die Staatsanwaltschaft München II stimmte dem Vorgehen zu.

In enger Zusammenarbeit mit dem Bundeskriminalamt sei es gelungen, den genauen Aufenthaltsort des Flüchtigen in Thailand zu ermitteln, so ein LKA-Sprecher. Am 18. Juni nahmen Beamte der Royal Thai Police den Gesuchten nördlich von Bangkok fest. Einen Monat war der Mann in thailändischem Gewahrsam, dann erhielt er Besuch aus München. Zwei Beamte der Zielfahndung des LKA brachten den rechten Vielfach-Straftäter von Bangkok zurück nach Deutschland und übergaben ihn im Heimatland den Strafverfolgungsbehörden.

© SZ vom 26.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

ExklusivTerrorismus-Verdacht
:Münchens Pegida-Chef - ein rechtsextremer "Gefährder"

Heinz Meyer zählt nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden zu den besonders gefährlichen Rechten in Deutschland. Ermittler bringen ihn mit einer Gruppe in Verbindung, die Verbrechen gegen Staatsanwälte und Mandatsträger geplant haben soll.

Von Martin Bernstein und Georg Mascolo

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: