Mehr Einsätze, weniger Straftaten: Die Münchner Polizei ist im vergangenen Jahr häufiger ausgerückt als im Vorjahr, die Zahl der Straftaten ist aber leicht zurückgegangen – nämlich um 1,2 Prozent.
Die Zahl ist die zentrale Angabe in der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS), die am Montag vorgestellt wurde. Die Münchner Ordnungshüter sind stolz darauf, dass die Landeshauptstadt im Vergleich zu den anderen großen deutschen Städten in der Statistik nach wie vor besonders gut abschneidet. Zum 49. Mal in Folge nimmt München nun den Spitzenplatz ein. Entsprechend fiel das Fazit von Polizeipräsident Thomas Hampel bei der Vorstellung der PKS aus: „In München leben heißt sicher leben“, so Hampel.
Der Indikator dafür ist die sogenannte Häufigkeitszahl, das ist die Zahl der Straftaten pro 100 000 Einwohner. Sie ging in München für 2024 um 1,1 Prozent auf 5871 zurück. Zum Vergleich: In Berlin liegt die Zahl bei 13 596, in Hamburg, Frankfurt und Köln jeweils bei mehr als 11 000.
Die PKS beinhaltet die der Polizei bekannt gewordenen Straftaten. Sie sagt nichts aus über den weiteren Fortgang des jeweiligen Verfahrens, also ob es durch Verurteilung, Freispruch, Einstellung oder anderes beendet wurde. Dennoch erlaubt sie im Jahresvergleich eine Einschätzung der Kriminalitätsentwicklung.
Im vergangenen Jahr fuhr die Münchner Polizei exakt 311 517 Einsätze, das waren rund 5000 mehr als im Jahr zuvor. Die häufigsten Einsatzgründe? Verkehrsbehinderungen, leichte Verkehrsunfälle, Unfallmeldungen, Streitigkeiten.
100 330 Verfahren wurden eingeleitet, was einem Rückgang um rund 1200 oder den bereits erwähnten 1,2 Prozent entspricht. Dieser leichte Rückgang der Kriminalitätsrate ist vor allem auf die teilweise Legalisierung des Cannabis-Konsums zurückzuführen. Allerdings gab es im vergangenen Jahr 47 Rauschgifttote, zwei mehr als 2023. In vielen anderen Deliktfeldern stieg hingegen die Anzahl der Taten – beispielsweise beim Diebstahl von Kraftwagen (um mehr als 15 Prozent) oder bei Taschendiebstählen (um mehr als zwölf Prozent).
Das Polizeipräsidium ist für Stadt und Landkreis München zuständig, zudem 2024 letztmals für Teile des Landkreises Starnberg, die nun aber zum Präsidium Oberbayern Nord gehören. Insgesamt betreut die Münchner Polizei knapp 1,9 Millionen Menschen. Im Vergleich zu anderen Großstädten ist München, was bei der Beurteilung der Kriminalitätsrate einzubeziehen ist, am dichtesten besiedelt.
Die Gesamtzahl der Straftaten, die im vergangenen Jahr registriert wurden, betrug 105 612. In dieser Zahl – die gegenüber 2023 um drei Prozent sank – sind aber auch ausländerrechtliche Verstöße enthalten. Werden diese herausgerechnet, so bleiben die erwähnten 100 330 Straftaten übrig.
Der erfreulichen Entwicklung bei den Fallzahlen steht allerdings ein anderer, eher unerfreulicher Rückgang gegenüber: Die Aufklärungsquote sank ebenfalls – auf 60,3 Prozent, was einem Minus von 1,9 Prozentpunkten entspricht, allerdings immer noch auf dem Niveau liegt, das in den vergangenen zehn Jahren durchgängig gehalten wurde.
Anstieg bei der Gewaltkriminalität, auch bei den Jugendlichen
Besonders interessant sind einzelne Teilbereiche der Statistik. So stiegen beispielsweise Taten an, die der Gewaltkriminalität zugerechnet werden. Das Plus in diesem Bereich betrug 2,5 Prozent (Vergewaltigung plus 14,3 Prozent, Raub und räuberische Erpressung plus 3,5 Prozent, gefährliche und schwere Körperverletzung plus 2,5 Prozent).
Besondere Sorgen macht Thomas Hampel der starke Zuwachs an Kindern und Jugendlichen als Tatverdächtige im Bereich der Gewaltkriminalität: Gegen 324 Kinder wurde ermittelt, das ist ein Plus von 74,2 Prozent, und gegen 579 Jugendliche (plus 7,2 Prozent). „Ursachen sind oft mangelhafte Sozialisation, ein unstrukturiertes familiäres Umfeld und Gewalterfahrungen“, sagt Hampel. „Unser Ziel muss es sein, unsere Kinder und Jugendlichen auch davor zu schützen, in die Kriminalität abzudriften.“
Die politisch motivierte Kriminalität ging um 5,7 Prozent zurück. Allerdings stieg die Zahl der Taten, die dem Komplex „Ausländische Ideologie“ zuzurechnen sind, drastisch an – um 46,8 Prozent. Hierzu dürfte nicht unerheblich der Konflikt in Gaza beigetragen haben. Der Anstieg der Taten, die rechten Tatverdächtigen zugeordnet werden, stieg um 10,5 Prozent. Hingegen ging die Zahl der linken Taten stark zurück, um 31,4 Prozent.
Gegen 44 080 Personen ermittelte die Polizei im Jahr 2024 – der Rückgang von 5,3 Prozent dürfte auch hier in der Änderung der Rauschgift-Gesetzgebung liegen. Rund drei Viertel aller ermittelten Tatverdächtigen sind männlich. Was die Nationalität betrifft, so halten sich Deutsche und Nichtdeutsche ungefähr die Waage: 49,9 zu 50,1 Prozent.
Seinen Höhepunkt findet kriminelles Tun in der Altersgruppe der 21- bis 30-Jährigen: 23,4 Prozent der Tatverdächtigen gehören dieser Gruppe an. Bei Kindern, Jugendlichen und Heranwachsenden sind Personen zwischen 14 und 18 Jahren am stärksten vertreten (8,6 Prozent aller Tatverdächtigen). Alkohol spielt bei vielen Taten eine Rolle: 13,4 Prozent der Tatverdächtigen waren bei der Begehung berauscht.
Kinder, Jugendliche und Heranwachsende wurden in 8419 Fällen als Tatverdächtige geführt, das ist ein Minus von 10,1 Prozent. Bei den Kindern, also den unter 14-Jährigen, zeigt sich jedoch vor allem im Langzeitvergleich ein enormer Zuwachs: Gegenüber dem Jahr 2015 ist die Zahl der Tatverdächtigen um 82,8 Prozent gestiegen.
Zunahme bei den Messerangriffen seit 2023
Bei den Gewaltdelikten stehen seit einiger Zeit Messerangriffe im Fokus des öffentlichen Interesses. Die PKS verzeichnet in diesem Bereich eine Zunahme von 15,9 Prozent gegenüber 2023. Der Zuwachs geht allerdings alleine auf gefährliche und schwere Körperverletzung zurück, hier stieg die Zahl um 62,5 Prozent. Bei Mord und Totschlag (minus 66,7 Prozent) sowie Raub und räuberischer Erpressung (minus 8,6 Prozent) gingen die Zahlen dagegen zurück. 88,9 Prozent der Messerangreifer sind männlich.
15 Mord- und Totschlagsdelikte bearbeitete die Polizei 2024. In acht Fällen ging es um Mord, darunter war ein vollendeter: Ein Mann tötete in seiner Wohnung zunächst seine Freundin und dann sich selbst. Sieben Fälle wurden als Totschlag geführt. Alle Tatverdächtigen wurden ermittelt.
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stiegen leicht an, um 1,6 Prozent. Die Verbreitung kinderpornografischer Inhalte hingegen ging um 18,6 Prozent zurück, der sexuelle Missbrauch von Kindern um 8,2 Prozent. Es gab 298 Vergewaltigungen, 40 mehr als im Vorjahr.
Beim sogenannten Callcenter-Betrug entstand 2024 ein Schaden von fast zwölf Millionen Euro – obwohl die Zahl der Taten insgesamt um 46,9 Prozent zurückging. Vermutet wird hier eine relativ hohe Dunkelziffer, vor allem bei den Versuchen, von denen die Polizei nie etwas erfährt. Thomas Hampel rief dazu auf, solche Fälle vermehrt zu melden, auch wenn kein Schaden entstanden sei.
Die Hasskriminalität ist 2024 um 2,3 Prozent angestiegen. Der größte Teil davon wird rechtsgerichteten Tätern zugeordnet, nämlich 64,3 Prozent. Die Zahl der antisemitischen Straftaten stieg um 24 auf 188, die der islamfeindlichen um neun auf 56.
Als besondere Einsatzlagen führt die PKS neben regelmäßig wiederkehrenden Veranstaltungen wie Oktoberfest und Sicherheitskonferenz die Fußball-Europameisterschaft mit sechs Spielen in München sowie eine Vielzahl von größeren und kleineren Versammlungen und Demonstrationen an – ohne Weiteres zurückzuführen auf die politische Lage in Deutschland und der Welt.
Ein besonderes Geschehen wird nicht nur den beteiligten Polizeibeamten noch lange in Erinnerung bleiben: Am 5. September 2024 versuchte ein 18-jähriger Österreicher, das israelische Generalkonsulat am Karolinenplatz mit einem altmodischen Repetiergewehr anzugreifen. Polizisten stellten sich ihm entgegen, und als er das Feuer auf sie eröffnete, erschossen sie ihn.