Pornografie in München:Fake-Accounts mit Fotos aus sozialen Medien auf Pornoseiten erstellt

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Jahrelang missbrauchte ein 44-Jähriger Namen und Fotos von Frauen aus seinem Umfeld. In der Rolle seiner Opfer chattete er mit Männern, deren Fantasien ihn erregten.

Von Martin Bernstein

Er missbrauchte Namen, Daten und Fotos von Frauen aus seinem Umfeld, um damit falsche Accounts auf Sex-Seiten anzulegen. In der Rolle der Frauen chattete er dann mit Männern, deren Fantasien ihn erregten. Jahrelang ging das so. Jetzt ist es Ermittlern des Kriminalkommissariats 15 endlich gelungen, einen 44 Jahre alten Computerfachmann aus dem Münchner Stadtteil Oberföhring als Urheber der Fake-Accounts zu identifizieren.

Erstmals hatte eine der Frauen schon im Jahr 2017 Anzeige erstattet. Bekannte hatten sie darauf aufmerksam gemacht, dass Bilder von ihr im Netz kursierten - zusammen mit Aufnahmen von Pornodarstellerinnen, die ihr ähnlich sahen. Damals sei die Spur im Netz nicht nachzuverfolgen gewesen, sagte der Leiter der Ermittlungen am Mittwoch. Als die Frau vor einem Jahr erneut Anzeige erstattete, begannen die Ermittlungen des für Sexualstraftaten zuständigen Kommissariats. Offensichtlich waren es nicht die Fingerabdrücke im Netz, die der 44-Jährige hinterlassen hatte, sondern das Erinnerungsvermögen der Frau, das die Polizei auf die richtige Fährte brachte. Die Münchnerin hatte wohl einen Verdacht, wer ihre Identität für Sex-Chats auf Seiten wie der "Sklavenzentrale" verwendete.

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Über einen 49-jährigen Verdächtigen sind Münchner Ermittler auf die Spur von zahlreichen Männern in ganz Deutschland gekommen, die verbotene Bilder und Videos getauscht haben sollen.

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Denn der Mann kannte seine Opfer. Alle fünf bisher ermittelten Geschädigten aus dem Bundesgebiet hätten früher in München gelebt, so der Ermittler, und sich im "direkten Umfeld" des 44-Jährigen bewegt. Wie eng der Kontakt zwischen dem Mann und den von ihm ausgenutzten Frauen war, dazu wollte die Polizei am Mittwoch nichts sagen.

Möglicherweise gibt es noch weitere Opfer, die von dem Missbrauch ihrer Identität nichts wissen. Denn die Ermittlungen der Polizei dauern an. Der IT-Fachmann soll zahlreiche, immer wieder neue Accounts auf einschlägigen Plattformen angelegt und so die Sicherheits- und Sperrmechanismen der Seiten umgangen haben. Mehrere Millionen Nutzer, zum Teil auch aus der Bondage-Sado-Maso-Szene, konnten die Bilder betrachten, die der 44-Jährige von den echten Social-Media-Accounts der Frauen kopiert hatte. Diese Bilder vermischte der Oberföhringer auf den von ihm angelegten Seiten mit pornografischem Material von Darstellerinnen, die den Frauen ähnlich sahen. Die Opfer aus ganz Deutschland im Alter zwischen 33 und 55 Jahren wurden erst im Zuge der Ermittlungen von der Polizei kontaktiert und wussten bis dahin noch nichts von den Taten.

Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München I erließ das Amtsgericht einen Durchsuchungsbeschluss. Im Januar standen Beamte des Kommissariats 15 vor der Tür des Tatverdächtigen. In seiner Wohnung im Nordosten Münchens fanden sie unter anderem "relevante Speichermedien", die derzeit noch ausgewertet werden.

Der 44-jährige Münchner wurde wegen Nachstellung, Verbreitung pornografischer Schriften, Beleidigung auf sexueller Grundlage und eines Vergehens gegen das Kunsturheberrechtsgesetz angezeigt. Warum er ausschließlich Frauen aus seinem früheren privaten Umfeld für seine Fake-Accounts ausgesucht hatte, dazu wollte sich das Polizeipräsidium am Mittwoch noch nicht äußern. Einen derart ungewöhnlichen Fall habe man in München jedenfalls noch nie bearbeitet, versicherte eine Sprecherin.

© SZ vom 04.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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