Polizei in München:Neues Kommissariat soll Kinderpornographie bekämpfen

Polizei in München: Thomas Hiller leitet das neue Kommissariat 17 , das sexualisierte Gewalt gegen Kinder bekämpft.

Thomas Hiller leitet das neue Kommissariat 17 , das sexualisierte Gewalt gegen Kinder bekämpft.

(Foto: Catherina Hess)

Als Reaktion auf die Zunahme der Delikte befasst sich die Kripo künftig intensiver mit sexualisierter Gewalt gegen Minderjährige. Zuständig ist ein eigenes Kommissariat, das K 17.

Von Joachim Mölter

Es ist ein langfristiger Trend, der schon vor der Corona-Pandemie eingesetzt hat, dadurch aber noch einmal verstärkt wurde: Immer mehr Kriminalität wandert ins Internet ab. Das haben die Innenminister der Länder erst in dieser Woche bei der Vorstellung der bundesweiten Verbrechensstatistik noch einmal betont. Besonders auffällig ist dabei die Steigerung bei Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung kinderpornografischer Schriften - da haben sich die Delikte fast verdoppelt von 19 000 auf nahezu 40 000. Für München hatte Polizeipräsident Thomas Hampel neulich Ähnliches berichtet, wenn auch nicht in diesem Ausmaß: Bei der Verbreitung kinderpornografischer Schriften registrierten seine Strafverfolger einen Anstieg um 16 Prozent.

Bei der Präsentation der Kriminalstatistik für 2021 hatte Hampel deshalb die Einrichtung eines neuen Kommissariats angekündigt, das sich speziell mit der Bekämpfung von sexualisierter Gewalt gegen Kinder sowie Kinder- und Jugendpornografie befassen soll: "Das Polizeipräsidium München setzt einen besonderen Schwerpunkt in die Bearbeitung dieses Deliktfelds."

In dieser Woche - genauer: am Dienstag - hat das neue Kommissariat nun offiziell seine Arbeit aufgenommen. Unter dem Dach des für Tötungs-, Brand- und Sexualdelikte zuständigen Kriminalfachdezernats 1 in der Hansastraße firmiert es künftig als Kommissariat 17, kurz: K 17. Die Aufgaben der neuen Einheit wurden bisher vom K 15 erledigt, wo Sexualdelikte aller Art bearbeitet werden.

Das K 17 hat schon vom ersten Tag an viel zu tun

Leiten wird das neue Kommissariat vorläufig Thomas Hiller, ein 45 Jahre alter Kriminalhauptkommissar, der schon früher bei der Kripo Augsburg mit Sexualdelikten zu tun hatte. Nach einigen Zwischenstationen, unter anderem beim Landeskriminalamt, kam er im November 2021 zum Münchner Kommissariat 15, wo er der Arbeitsgruppe Medien und Jugendschutz vorsaß. Die fünf Mitglieder dieser AG sind nun komplett in die neue Dienststelle übernommen worden. Zu der sind außerdem ein IT-Forensiker gewechselt und einige Beamte der Schutzpolizei. Insgesamt startete Hiller das K 17 mit 16 Ermittlern und einer Angestellten. Polizeipräsident Hampel versprach neulich, das Kommissariat werde "personell sukzessive anwachsen", im nächsten Schritt möglichst schon auf 20 bis 25 Beamte.

Genug habe das K 17 schon jetzt zu tun, berichtete Thomas Hiller in einer Medienrunde am Donnerstag: Rund 600 Hinweise allein aus den USA liegen auf dem Tisch. Kinder- und Jugendpornographie sind ein weltweites Phänomen, entsprechend muss die Vernetzung des K 17 nun aufgebaut werden, mit Bundes- und Landeskriminalamt, mit der dafür in Bayern zuständigen Generalstaatsanwaltschaft in Bamberg. "Sobald München über eine IP-Adresse als Handlungsort von Tätern verortet wird", sagt Hiller, "wird unsere Dienststelle mit Ermittlungen beauftragt".

Der Kriminalhauptkommissar ahnt, dass in Zukunft noch viel mehr Arbeit auf ihn und seine Leute zukommen wird: "Die Verfügbarkeit des Materials ist ganz anders als früher." Das Internet macht's möglich, die Vielzahl der Endgeräte die Aufdeckung schwierig.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusMissbrauch
:"Es ist okay, wenn die Oma kein Bussi bekommt"

Wie kann man Kinder vor sexualisierter Gewalt schützen? Leider nie hundertprozentig. Doch mit der richtigen Erziehung lasse sich das Risiko zumindest deutlich minimieren, sagen zwei Präventionsexpertinnen. Ein Gespräch über Doktorspiele und Täterstrategien.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: