Neue App:Polizei testet digitalen Strafzettel

Neue App: "Bis zu 50 Prozent Zeitersparnis" erhofft sich die Polizei durch den digitalen Strafzettel.

"Bis zu 50 Prozent Zeitersparnis" erhofft sich die Polizei durch den digitalen Strafzettel.

(Foto: Yoav Kedem)

Mowi heißt die eigens entwickelte App, über die künftig Knöllchen verteilt werden sollen. Das Pilotprojekt läuft vorerst bis Mitte August.

Von Linus Freymark

Ach ja, das gute alte Knöllchen. Was für eine Freude, wenn man sich seinem Auto nähert und schon von weitem das weißen Zettelchen hinter dem Scheibenwischer flattern sieht. Und dieses Vergnügen will einem die Münchner Polizei nun nehmen? Mit einer eigens entwickelten App, über die künftig Strafzettel verteilt und idealerweise auch gleich bezahlt werden sollen? Nicht ganz, wiegelt Damian Kania vom Münchner Präsidium ab: "Die Knöllchen wird es auch weiterhin geben."

Dennoch erhofft sich die Bayerische Polizei von der App, die die Behörde am Mittwoch vorgestellt hat, eine große Erleichterung bei der Abwicklung von Verkehrsdelikten - sowohl für die Beamte als auch die involvierten Bürger. Mowi heißt das Programm, das nach eineinhalb Jahren Entwicklungszeit von diesem Donnerstag an bis Mitte August in einem Pilotprojekt in München getestet wird.

Über die App haben Beamte unter anderem Zugriff auf alle gängigen Verkehrsdelikte und können so festgestellte Verstöße ahnden, ohne erst lange nach dem richtigen Paragrafen in der Straßenverkehrsordnung suchen zu müssen. Zudem fällt für die Behörden die bisher noch notwendige Digitalisierung der herkömmlichen Strafzettel weg. Insgesamt erhoffe man sich von Mowi "bis zu 50 Prozent Zeitersparnis", sagt Jörg Hiltl, der maßgeblich an der Entwicklung der Anwendung beteiligt war.

Auch für den Bürger bringt das neue Programm Veränderungen mit sich. Neben dem weiterhin ausgestellten Knöllchen prangt dann zudem ein QR-Code an der Windschutzscheibe. Scannt man diesen, gelangt man nach Anmeldung in seinen persönlichen Login-Bereich, in dem man seine offenen Bußgelder einsehen und auch direkt online bezahlen kann. Die Nutzung der Anwendung ist und bleibt jedoch freiwillig, auch wenn sie nach der erfolgreich verlaufenen Testphase bald bayernweit eingesetzt werden könnte.

Bürger, die sich gegen die Nutzung der App entscheiden, müssen also nicht mit zusätzlichen Gebühren rechnen, wenn sie ein Bußgeld über den herkömmlichen Weg bezahlen. Und auch die Zahlungserinnerung per Post, die bislang ausgestellt wird, wenn ein Strafzettel nicht bezahlt wurde, wird durch Mowi nicht ersetzt.

In München wird das Programm zunächst von der Polizei 14 im Westend genutzt, in einem weiteren Schritt werden dann die Dienststellen in Moosach und Bogenhausen in das Pilotprojekt miteinbezogen. In Deutschland ist Mowi bislang die einzige App ihrer Art, dennoch hat sich die Münchner Polizei am Vorbild einer anderen Großstadt orientiert: In Zürich werden Verkehrsdelikte ebenfalls über ein eigens entwickeltes Programm abgewickelt. Den klassischen Strafzettel gibt es dort bereits nicht mehr.

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