Beratungsstelle:Worauf man beim Pilze sammeln achten muss

Spitzgebuckelter Rauhkopf (Cortinarius rubellus) *** Pointed humpback Cortinarius rubellus Copyright: imageBROKER/O.xDie

Bekanntschaften, die man am Wegesrand so macht.: ein spitzgebuckelter Rauhkopf.

(Foto: imago images/imagebroker)

Pilze exakt zu bestimmen, ist gar nicht so einfach. Und wer daneben liegt, gerät womöglich in Lebensgefahr. Wie man das verhindert, erklärt ein Experte.

Interview von Tiana Zoric

Bewusster und mehr Bio - seit Jahren verändert sich das Ernährungsverhalten der Deutschen. Wer kann, baut selbst an. Doch in einer Großstadt wie München ist das schwierig. Deshalb sammeln immer mehr Menschen Kräuter und andere Gewächse in der Natur. Doch was sich bei Grünzeug schon schwierig gestaltet, ist bei Pilzen noch schwieriger: die exakte Bestimmung. Obwohl Helmut Grünert, Vorstand des Vereins für Pilzkunde München, selbst kein großer Schwammerlfan ist, berät er seit Jahrzehnten andere Sammler in der Beratungsstelle. Denn planlos Pilze sammeln kann schwerwiegende Folgen haben.

SZ: Herr Grünert, wo kann man in München essbare Pilze finden?

Helmut Grünert: Eigentlich überall. In den Wäldern um München herum gibt es eine Vielzahl an Pilzarten, so im Forstenrieder Park oder Ebersberger Forst. Ob alle essbar sind ist allerdings eine andere Frage.

Welche heimischen Speisepilze gibt es hier denn?

Es gibt die Klassiker wie Pfifferlinge und Steinpilze, das Spektrum der Speisepilze ist relativ groß. Doch nur die wenigsten können sie erkennen.

Woran liegt das?

In den vergangenen Jahren haben viele kein Interesse mehr an der Natur gezeigt. Geld verdienen und ins Smartphone schauen war den meisten wichtiger. Doch das ändert sich zum Glück seit ein paar Jahren wieder. Es kommen immer mehr junge Menschen zu uns in die Beratungsstelle. Und die sind meistens richtig gut vorbereitet.

Wie kann man sich auf die Pilzsuche vorbereiten?

Man sollte vorher unbedingt einen Pilzratgeber lesen. Bei der Pilzbestimmung kommt es auf ganz viele verschiedene Faktoren an. Zum Beispiel, um welche Pilzgruppe es sich überhaupt handelt, also ob Röhrling, Lamellenpilz, Porling oder eine andere. Und dann gibt es noch viele weitere Faktoren, die berücksichtigt werden müssen, um einen Pilz sicher bestimmen zu können. Beispielsweise unter welchem Baum er wächst - viele Pilzarten leben mit Bäumen in einer Lebensgemeinschaft - oder auf welchem Boden - also ob kalkhaltig oder sauer - sie wachsen.

Also reicht es nicht, nur auf das Aussehen des Pilzes zu achten?

Ganz und gar nicht. Zur genauen Pilzbestimmung gehören eben viele Faktoren. Deshalb kommt es durch fehlbestimmte Pilze immer wieder zu Vergiftungen, die unter Umständen tödlich enden.

Sind Apps eine Alternative zum klassischen Pilzratgeber?

Nein. Die Apps funktionieren bei der Pflanzenbestimmung besser. Diese ist etwas einfacher als bei Pilzen. Bei denen müssen unbedingt alle Eigenschaften wie das Aussehen, der Geruch, die Begleitbäume oder der Bodentyp berücksichtigt werden. Und die werden in den Ratgebern am besten erklärt.

Beratungsstelle: Welche Schwammerl sind im Korb gelandet? Helmut Grünert ist Vorstand des Vereins für Pilzkunde München. Deren Mitglieder bieten jeden Montag eine kostenlose Beratung an.

Welche Schwammerl sind im Korb gelandet? Helmut Grünert ist Vorstand des Vereins für Pilzkunde München. Deren Mitglieder bieten jeden Montag eine kostenlose Beratung an.

(Foto: oh)

Gibt es oft Vergiftungen bei Pilzsammlern?

Ja, aber nur, wenn der Sammler nicht gut vorbereitet und unvorsichtig war. Wenn jemand einen Pilz isst, ohne sich zu einhundert Prozent sicher zu sein, dass es der richtige ist, hat Darwin vermutlich recht.

Auf welche giftigen Pilzarten muss man besonders Acht geben?

Auf den Kegelhütigen und den Grünen Knollenblätterpilz. Und auch auf den Spitzgebuckelten Raukopf, der wächst oft zusammen mit Pfifferlingen. Nur weil die nebeneinander wachsen, heißt das allerdings nicht, dass man sie auch essen kann. Denn diese Pilzart ist hoch giftig und gefährlich! Denn die Vergiftungserscheinung merkt man meistens erst nach zwei Wochen, wenn die Nieren versagen.

Gibt es einen Trick, wie man giftige Pilze am besten erkennen kann?

Ja, durch Kenntnisse. Also indem man die verschiedenen Arten vorher studiert.

Was sollte man tun, wenn man Pilze findet, aber sich nicht sicher ist, um welche Art es sich handelt?

Man sollte sich den Wuchsort näher anschauen, die Begleitbäume und die Pflanzen, den Boden genau betrachten und sich merken, wie dieser beschaffen ist. Dann kann man den ganzen Pilz leicht mit einem Messer aus dem Boden heben. Aber auf keinen Fall einfach abschneiden, sondern mit dem im Boden befindlichen Teil rausnehmen. Denn dann können wir den Pilz in Ruhe zu Hause zu bestimmen versuchen und in der Beratungsstelle bestätigen lassen.

Bis zum 18. Oktober sind die Pilzberatungsstellen geöffnet. Die Experten stehen montags von 10 bis 13 Uhr und von 16.30 bis 18 Uhr im Erdgeschoss des Münchner Rathauses zur Verfügung, im Pasinger Rathaus montags von 8.30 bis 11.30 Uhr.

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