Massive Verspätung:Stunden zu spät und Konzertbeginn gerissen: Münchner Philharmoniker kritisieren Bahn

Massive Verspätung: Die Münchner Philharmoniker (hier bei einem Konzert in der Isarphilharmonie) haben schlechte Erfahrungen mit der Bahn gemacht.

Die Münchner Philharmoniker (hier bei einem Konzert in der Isarphilharmonie) haben schlechte Erfahrungen mit der Bahn gemacht.

(Foto: Sebastian Widmann/mphil)

Drei Züge fallen aus, Infos gibt es zunächst keine - und dann kommen die Musiker nach zehn Stunden Fahrt nicht rechtzeitig zu ihrem eigenen Konzert: Auf Facebook geigen die Münchner Philharmoniker schließlich der Deutschen Bahn die Meinung - die antwortet prompt.

Glosse von Thomas Schmidt

Die Münchner Philharmoniker haben ein Konzert in Berlin mit einer Verspätung von 25 Minuten gestartet. Nicht, weil sie ihr Publikum wie bei Pop-Konzerten üblich auf die Folter spannen wollten, sondern unfreiwillig - weil sie mit der Deutschen Bahn angereist sind. Das ist natürlich ein ärgerlicher Fehler - der Münchner Musiker. Schließlich sind auf Erden zwei Dinge gewiss: Die Steuer und die Unzuverlässigkeit der Deutschen Bahn.

Was war passiert? Mit mehr als 200 Mitwirkenden sind die Philharmoniker auf Tour mit Gustav Mahlers 2. Sinfonie. Mahler soll sechs Jahre gebraucht haben, um sie zu vollenden - was sind da läppische 25 Minuten Verspätung bei dessen Aufführung? Ein Wimpernschlag! Aber das nur nebenbei.

Weil das Orchester seine Reisen so klimafreundlich wie möglich gestalten möchte, fiel die Wahl auf den Zug. Dass das die falsche Wahl war, bemerkten die Musiker schnell: "Gestartet wären wir am Morgen um 9.30 Uhr am Kölner Hauptbahnhof - nach drei (!) ausgefallenen ICE und keinerlei Information wie, wann und ob wir überhaupt weiterkommen, rollten wir drei Stunden später schließlich doch noch los", schreiben die Philharmoniker auf Facebook. "Dank weiterer Verzögerungen kamen wir 4,5 Stunden später als geplant und völlig erschöpft in Berlin an, 10 Stunden waren wir unterwegs." Eine Pferdekutsche aus Mahlers Lebzeiten wäre wohl nicht viel langsamer gewesen. Dafür aber zuverlässiger.

Das Konzert begann also verspätet, eine geplante Radioübertragung aus der Berliner Philharmonie fiel flach. Und weil die Bahn die Anreise ordentlich vergeigt hat, hauen die Philharmoniker jetzt auf die Pauke: "Wir haben Euch trotz wiederholter negativer Erfahrungen verteidigt und in Schutz genommen, immer wieder", blasen sie der Bahn den Marsch. "Doch ihr fallt uns in den Rücken, ihr lasst uns im Stich."

Und wie reagiert die aus dem Takt geratene Bahn? Mit interner Dissonanz: "Leider war an dem Tag der Zugverkehr aufgrund einer Unwetterfront stark beeinträchtigt", antwortet der Konzern auf den Facebook-Post der Philharmoniker. "Dann steht wohl Aussage gegen Aussage", fiedeln die Musiker zurück. "Als Grund habt ihr uns bisher Reparaturen am Zug angegeben - wollt Ihr Euch da vielleicht noch einmal intern abstimmen?"

Misstöne, die nicht passen wollen zu Mahlers 2. Sinfonie. Aber der Beiname des Werks, der könnte der siechenden Deutschen Bahn doch ein Auftrag für die Zukunft sein: Auferstehungssinfonie. Zeit wird's.

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