Nachruf:Ein Kämpfer für Stolpersteine in München

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Peter Jordan im Jahr 2014 vor seinem Elternhaus in Bogenhausen. Hier wurden schon einmal Stolpersteine verlegt - und später wieder weggenommen. (Foto: Florian Peljak)

Der Holocaust-Überlebende Peter Jordan ist im Alter von 96 Jahren gestorben. Erst spät fand er Frieden mit seiner Geburtsstadt und ihrer Form des Gedenkens.

Von Michael Bremmer, München

Vor zwei Jahren hat Peter Jordan seinen Frieden gefunden in der Auseinandersetzung mit der Stadt München. Nach vielen Jahren der Diskussionen wurde am 26. Juli 2018 eine Gedenkstele vor seinem Elternhaus an der Mauerkircherstraße in Bogenhausen enthüllt. Jordan war für diese Feierstunde aus England angereist, aus dem Land, in das er 1939 im Alter von 15 Jahren geflohen ist. Seine Eltern, die jüdischen Kunsthändler Siegfried und Paula Jordan, blieben in München. Sie wurden von den Nazis deportiert und am 25. November 1941 bei Kaunas in Litauen erschossen und in einem Massengrab verscharrt.

Ehe es nun Gedenkstelen gibt, wurde viele Jahre lang darüber gestritten, ob in München mit sogenannten Stolpersteinen an Nazi-Opfer erinnert werden darf. Peter Jordan war 2004 dabei, als der Künstler Gunter Demnig zwei Gedenksteine vor dem ehemaligen Wohnhaus seiner Eltern ins Pflaster setzte. Zwei Metallplaketten mit den Namen von Siegfried Fritz Jordan und Paula Jordan, geborene Frank. Darunter ihre Geburtsdaten, das Jahr ihrer Deportation, der Tag ihrer Ermordung. Schüler des Luisengymnasiums hatten die Aktion angestoßen. Die ersten Stolpersteine in München, verlegt auf einem öffentlichen Gehsteig, aber ohne Billigung der Stadt. Einer der wichtigsten Tage seines Lebens sei das gewesen, sagte Peter Jordan später. Nur wenige Wochen danach ließ die Stadt München nach einem Stadtratsbeschluss die Erinnerungsmale für Siegfried und Paula Jordan ausgraben - Peter Jordan in England wurde nicht einmal informiert.

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Im Juli 2015 beschloss der Münchner Stadtrat erneut, die umstrittenen Messingtafeln auch künftig nicht auf Münchner Gehwegen zu dulden. Was "in 1000 anderen deutschen Städten und Gemeinden angemessen und rechtmäßig ist", könne in München nicht rechtswidrig sein, erklärte Jordan damals. "Ich appelliere an die Stadt, das Grundgesetz zu respektieren." Die Stadt München schrieb später einen Wettbewerb aus, um eine eigene Form des Gedenkens zu finden, und kam so auf Tafeln aus vergoldetem Blech oder Gedenkstelen mit vergoldeten Hülsen

Am Tag, als die Erinnerungszeichen vor seinem Elternhaus in Bogenhausen eingeweiht wurden, soll Jordan gesagt haben, er sei "sehr glücklich", dies noch erleben zu dürfen. Am Mittwochabend ist der Holocaust-Überlebende im Alter von 96 Jahren gestorben. Der Münchner Stolperstein-Aktivist Terry Swartzberg sagte: "Peter war mein Held - und Freund." Gemeinsam mit seiner Familie "kämpfen wir weiter für die Stolpersteine in München".

© SZ vom 22.02.2020 / mbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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