Pop-Song über die Periode:„Dass es ein Tabu-Thema sein sollte, ergibt überhaupt keinen Sinn“

Lesezeit: 3 Min.

Kristina Paulini geht es nicht gut, wenn sie ihre Tage hat. "Noch dazu hatte ich leider einige Erfahrungen, in denen Männer nicht so gut mit dem Thema umgegangen sind", sagt sie. Jetzt hat sie einen Pop-Song über die Periode geschrieben. Hier ein Screenshot aus dem Musikvideo zu "Ich blute". (Foto: Fliegende Haie)

„Ich blute“ heißt ein Song der „Fliegenden Haie“. Kristina Paulini beschäftigt sich in diesem Lied mit Vorurteilen, Leiden – und negativen Erfahrungen, die Frauen während ihrer Periode machen.

Interview von Amelie Völker

Schmerzen, Scham und Stimmungsschwankungen: Die Begleiterscheinungen der Periode sind schon unschön genug, da muss nicht auch noch die Gesellschaft verschweigend, verschleiernd oder unsensibel damit umgehen. Findet zumindest Kristina Paulini, Sängerin der Münchner Band Fliegende Haie, und hat daraus einen Song gemacht. „Ich blute“ beschäftigt sich mit Vorurteilen, Leiden und negativen Erfahrungen, denen Frauen während ihrer Periode begegnen – um dieses Thema weiter zu enttabuisieren.

SZ: Kristina, wie kamst du auf das Thema zu dem Song „Ich blute“? Gab es einen Auslöser?

Kristina Paulini: Generell habe ich diesen Frust über all diese Dinge, mit denen Frauen leben müssen, schon länger. Zudem ist es bei mir persönlich auch so, wie es bei vielen Frauen der Fall ist, dass es mir während den Tagen überhaupt nicht gut geht. Noch dazu hatte ich leider einige Erfahrungen, in denen Männer nicht so gut mit dem Thema umgegangen sind. Was ich nie vergessen habe, war zum Beispiel, was einer meiner Ex-Freunde mal gesagt hat, als ich meine Tage hatte: „Ja, dann blas’ mir doch einen.“

Mit Jan König hast du einen männlichen Bandkollegen und somit kennst du auch seine Sichtweise dazu. Wie ist er mit dem Thema umgegangen?

Jan beschäftigt sich schöner Weise ziemlich mit dem Thema, hört zum Beispiel Podcasts dazu. Wie alle Songs haben wir auch „Ich blute“ gemeinsam geschrieben, sowohl musikalisch als auch textlich. Bei „Ich blute“ habe ich Jan von meinen Erfahrungen erzählt und von Sachen, die mich stören. Und er hat das dann in ein lyrisches Gewand gepackt.

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Wie wichtig ist es in den heutigen, vermeintlich emanzipatorischen und aufgeklärten Zeiten trotzdem noch, über die Enttabuisierung der Periode zu sprechen, beziehungsweise zu singen?

Vieles geht aktuell ja schon in die richtige Richtung. Aber es ist ja leider immer noch alles weit davon entfernt, dass seine Periode zu haben irgendwie etwas Normales ist. Im Sinne von: Es wird einfach ganz normal darüber gesprochen.

Wie meinst du das?

Erst vor Kurzem habe ich bei Olympia ein Interview einer Schwimmerin im Fernsehen gesehen, die darüber gesprochen hat, dass sie ihre Tage hat und dass das ja auch nicht selbstverständlich ist, dass es einem da gut geht. Das fand ich super, dass dieses Interview gesendet wurde. Weil es nun mal ein Thema ist, das so viele Leute beschäftigt, aber immer noch so oft ein Tabu darstellt.

Inwiefern Tabu?

In vielen Perioden-Produkte-Werbungen wurde ja zum Beispiel auch ganz lange nur hübsche blaue Flüssigkeit gezeigt, die das Blut darstellen sollte. Ich glaube, da kann man gar nicht genug oft darüber reden, damit dieses Thema normaler gesehen wird.

In eurem Refrain heißt es „Ich blute für dich.“ Wer ist mit diesem „dich“ gemeint?

Eigentlich die Gesellschaft. Vor allem aber die männerdominierte Gesellschaft. Es sollt einfach viel mehr in die Gesellschaft übergehen, dass mehr als die Hälfte der Menschheit die Periode hat.

Du singst auch altbekannte Sätze wie „Ein Pirat sticht auch ins Rote Meer“. Was für eine Rolle spielt Sprache bei diesem Thema?

Eine extrem wichtige Rolle. Diesen Satz habe ich vor allem in der Jugend-Zeit sehr oft gehört und fand ihn damals auch ganz lustig und habe das Wording sogar mitgenommen. Im Nachhinein betrachtet, gehen Sätze wie diese aber genau in die falsche Richtung. Denn es sollte nicht „mutig oder tapfer wie ein Pirat“ sein, mit einer Frau, die ihre Tage hat, zu schlafen. Auch Fragen wie „Du bist so zickig, hast du deine Tage?“ gehen in diese Richtung.

Was für Feedback ist euch zu diesem Song begegnet?

Eigentlich haben wir durchweg positives Feedback bekommen. Viele Frauen haben mir gesagt, sie haben den Song so gefühlt, weil es ihnen genau so geht. Und das ist ja nun mal auch ein Thema, dass uns alle ein bisschen wütend macht und dadurch verbindet, auf den kleinsten gemeinsamen Nenner. Aber unter unserem Musikvideo auf YouTube kamen ein paar Kommentare, wie zum Beispiel: „Und so etwas wird auch noch gefördert.“

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In eurem Musikvideo sieht man, unter anderem, wie angebliches Periodenblut als „Hot Sauce“ abgefüllt und verspeist wird. Was wolltet ihr damit aussagen?

Das Video ist ja als TV-Spot gedreht und es sollte eigentlich eine kleine trashige und blutige Operette werden. Im Video finden ja alle, insbesondere der männliche Moderator, diese „Hot Sauce“ ziemlich geil. Wir wollten damit auch ein bisschen diese Abhängigkeit zeigen, denn die komplette Menschheit braucht die Periode ja, damit wir uns fortpflanzen können. Dass es ein Tabu-Thema sein sollte, ergibt also überhaupt keinen Sinn.

 

 

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