Was vor dem tödlichen Polizeieinsatz geschah:Erschossene Frau im Sendlinger Supermarkt hatte Streit mit den Eltern

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Im Penny an der Implerstraße wurde die Frau von der Polizei erschossen, da sie die Beamten mit einem Messer angegriffen haben soll. (Foto: MünchenTV/dpa)

Die Angehörigen der 31-Jährigen befürchteten offenbar, dass diese erneut in eine psychische Krise rutschen könnte. Drei Tage nach den tödlichen Schüssen werden neue Details bekannt.

Von Stephan Handel

Die Polizei hat neue Erkenntnisse im Fall der Frau, die am Montagabend in einem Sendlinger Supermarkt von Polizisten erschossen wurde. Demnach traf sich die 31-Jährige in einem Restaurant am Goetheplatz mit ihren Eltern und einem Freund. Diese hatten sich Sorgen um sie gemacht: Sie war in der Vergangenheit mehrfach in psychische Krisen gerutscht, die Eltern glaubten, neue Anzeichen einer solchen Entwicklung ausgemacht zu haben und machten sich deshalb Sorgen.

Beim Verlassen des Lokals kam es zu einer Auseinandersetzung, auch körperlicher Art. Worum sich der Streit drehte, ist nicht bekannt. Dabei ging die Aggression laut Zeugen von der 31-Jährigen aus. Das Messer, das sie wenig später im Supermarkt gegen die Polizisten richtete, war hier jedoch noch nicht im Spiel.

Eine Zeugin folgte danach der Frau in die U-Bahn und verständigte gleichzeitig um 18.40 Uhr die Polizei. Die schickte zwei Streifen los, die trafen zehn Minuten später an der Implerstraße ein, wo die 31-Jährige mittlerweile in den Supermarkt gegangen war – offenbar, um tatsächlich dort einzukaufen.

Von den vier Polizisten gaben zwei jeweils zwei Schüsse aus nächster Nähe ab. Das Ermittlungsverfahren in dem Fall richtet sich jedoch nicht gegen sie, sondern gegen die Frau wegen eines versuchten Tötungsdelikts, da sie die Polizisten mit dem Messer angegriffen haben soll. Die Polizisten werden deshalb in diesem Verfahren als Zeugen geführt. Weil aber gegen Tote keine Strafverfahren geführt werden können, wird erwartet, dass das Verfahren nach Abschluss der Ermittlungen eingestellt wird.

Die vier beteiligten Polizisten würden sich mit ihren jeweiligen Vorgesetzten einigen, wann sie wieder zum Dienst antreten würden, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag. Es gebe in einem solchen Fall keinen Automatismus, wie mit den Beamten verfahren werde. „Es ist klar, dass man sich nach einem solchen Vorfall nicht am nächsten Tag wieder in den Streifenwagen setzt.“ Seines Wissens habe aber mindestens einer der Beamten seinen Dienst bereits wieder angetreten, einer jener beiden, die nicht geschossen hatten. Alle vier würden zudem betreut – entweder von ihren Dienststellenleitern oder vom Zentralen Psychologischen Dienst (ZPD) des Polizeipräsidiums.

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