Süddeutsche Zeitung

Pilotprojekt im Lehel:Pause im Grünen

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Die grün-rote Rathauskoalition will graue Schulhöfe naturnah umgestalten. Der Hof der St.-Anna-Grundschule und des dortigen Gymnasiums dient als Pilotprojekt - das soll aber nur der Anfang einer stadtweiten Initiative sein.

Von Jonas Wagner

Kurz nach dem Gong strömen die Kinder auf den Schulhof. Es ist 11.25 Uhr - Hofpause am St.-Anna-Gymnasium im Lehel. Einige Schüler hangeln sich an einem Klettergerüst entlang, andere sitzen auf Bänken. Viele Kinder rennen über das gepflasterte Gelände. Die Möglichkeiten auf dem Schulhof sind begrenzt: Es gibt einige Klettergeräte, eine Tischtennisplatte und einen asphaltierten Basketballplatz. Ansonsten dominiert grau versiegelte Fläche das Areal. Das soll sich nun ändern. Die Stadtregierung hat den Schulhof, den sich das Gymnasium mit der angrenzenden St.-Anna-Grundschule teilen muss, zum Pilotprojekt für "naturnahe Pausenhofgestaltung" auserkoren. "Wichtig ist: mehr Grün, mehr Natur", sagt Grünen-Stadträtin Anja Berger.

Geht es nach den antragstellenden Fraktionen von Grünen/Rosa Liste und SPD/Volt, soll der St.-Anna-Schulhof erst der Anfang sein. Die grün-rote Stadtregierung möchte Münchner Pausenhöfe grundlegend anders gestalten. "Unser Ziel sind Schulhöfe, die zur Bewegung und zum Naturerlebnis anregen", erklärt Berger. Mit verschiedenen Gewächsen und Verschattungen trügen sie obendrein zum Umweltschutz bei und sorgten für eine höhere Pausenqualität.

Deshalb soll die Stadtverwaltung ein Konzept für die naturnahe Pausenhofgestaltung erarbeiten - geeignet für laufende und künftige Schulbauprogramme. Dafür will die Stadtregierung insgesamt fünf neue Stellen im Bildungs- und im Baureferat schaffen. Das Konzept solle möglichst bald erstellt werden und idealerweise im kommenden Jahr vorliegen, sagt Berger. Lehrer, Schüler und Eltern dürfen bei der jeweiligen Umgestaltung mitentscheiden. Landschaftsgärtner sollen mit ihnen gemeinsam Ideen entwickeln und Impulse geben. "Man muss schauen: Welche Schulen würden gerne mitarbeiten und wo sind die Bedarfe am höchsten?"

An der Giesinger Icho-Schule ist der Hof schon seit 2009 ein Rückzugsort

Welchen Effekt ein Pausenhof-Umbau haben kann, hat die Icho-Grundschule in Obergiesing vor einigen Jahren erlebt. 2009 wurde der asphaltierte Schulhof grundlegend umgestaltet: Kletterwand, Balancierhölzer, Sandspielfläche, dazu Sonnensegel und mehr Grün sowie kleine Hütten als Rückzugsorte. Bei den Schülern sei das sehr gut angekommen, berichtet die heutige Schulleiterin Tanja Vogt. "Die Kinder sind nicht mehr so geballt auf einer Stelle, es entzerrt sich alles." Je mehr attraktive Spielangebote es gebe, desto friedlicher verliefen die Pausen.

Am St.-Anna-Gymnasium gibt es viele Ideen für die Umgestaltung. "Die Kinder haben im Kunstunterricht Entwürfe gezeichnet", erzählt Schulleiterin Susanne Sütsch, während sie über den Pausenhof führt. Die Schule hat zudem eine Stellwand errichtet, um die Wünsche der Schüler zu sammeln: Bodentrampolin, Slackline und Hängematten etwa, aber auch einen Teich und Flächen für Graffiti. Sütsch hofft zudem auf eine Überdachung für den Innenhof des Gymnasiums, damit der Lärm durch die gestaffelten Pausenzeiten nicht mehr so sehr ins Gebäude dringt.

Für eine Umgestaltung des Schulhofes hatte sich der Bezirksausschuss Altstadt-Lehel bereits im Februar 2020 eingesetzt. Im Oktober vergangenen Jahres präsentierte die Schule ihre Ideen bei einem Ortstermin dem Bildungsreferat. Nun, ein Jahr später, kommt Bewegung in die Sache. "Da war ich angenehm überrascht", sagt Schulleiterin Sütsch. In zwei bis drei Jahren soll der Schulhof umgebaut sein, hofft Stadträtin Berger. Davon könnten auch die Anwohner im Lehel profitieren: Die naturnahen Pausenhöfe sollen öffentlich zugänglich sein. Der St.-Anna-Schulhof könnte künftig also auch der Naherholung in der dicht bebauten Innenstadt dienen.

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