Am Thema Brei scheiden sich die Geister. Es gibt Leute, die konnten die warme, klebrige Konsistenz schon als Kind nicht leiden, für andere ist sie ein heimelig anmutender Hochgenuss. Doch der Haferbrei - oder schlimmer: Haferschleim - aus Kindertagen hat einen neuen Namen verpasst bekommen: Seit einigen Jahren nennt er sich auch hierzulande Oatmeal (amerikanisch) oder Porridge (englisch). Haferflocken plus Milch oder Wasser lassen sich so viel besser vermarkten. Und manch einer kann bei dem neuen Namen die alte Abneigung ablegen - und ist bereit, es noch einmal zu probieren.
Drei junge Berliner haben den Trend schon 2015 erkannt und eröffneten ihr erstes kleines Porridge-Café in einem ehemaligen Kiosk an der Boxhagener Straße. Mittlerweile ist aus dem kleinen "Haferkater" ein Franchise-Unternehmen geworden, das langsam, aber beständig expandiert. Frankfurt, Köln, Dresden, Bonn, Hannover: In vielen deutschen Großstädten ist mittlerweile eine Filiale zu finden - seit September auch in München, am Pasinger Bahnhof. Fast alle Filialen befinden sich an oder in Bahnhöfen. Die Deutsche Bahn unterstützt das Start-up, will sie doch mehr junge Gastrokonzepte in ihre Hallen integrieren.
Ob man sich gerade in einer Filiale in Berlin, Bonn oder München befindet, ist auf den ersten Blick nicht gleich erkennbar. Alle Läden haben einen einheitlichen Look verpasst bekommen. Der schlichte Haferkater-Schriftzug findet sich stets auf einer dunkelblauen Wand, für Tische und Theke werden alte Gerüstbohlen wiederverwendet. Von der Decke baumeln Pflanzen in geknüpften Hängern, die Wand ist mit gepressten Blüten in filigranen Goldrahmen dekoriert. Das ist niedlich und zeitgemäß - wenn auch nicht wahnsinnig individuell.
Was gibt es da und was kostet es?
Der Haferkater bietet am Pasinger Bahnhof eine schöne Frühstücksalternative zu den immer gleichen Backshops. Zudem ist Haferbrei gesünder - und sättigender - als Butterbrezn oder Croissants. Das Porridge wird hier nur mit Wasser und Salz angesetzt - die schottische Art, Haferbrei zu kochen, wie der Münchner Betriebsleiter Christoph Gross erklärt. Er verwendet sogenannten Nackthafer in Bioqualität, den er in einer Mühle im Geschäft quetscht, danach röstet und mehrmals am Tag frisch aufkocht.
Die Auswahl im Laden ist angenehm überschaubar. Acht verschiedene Porridges stehen auf der Karte über der Theke angeschrieben. Die große Portion (400 Gramm) kostet vertretbare 3,90 Euro, die kleine (300 Gramm) 3,50 Euro. Der Klassiker ist der "Apfelkater" mit Apfelmus, Zimt und Walnüssen. Ebenso bodenständig ist der "Naschkater" mit Zartbitterschokolade, Bananen und Ahornsirup. Der "Bärenkater" ist ganz zeitgemäß mit Superfood bestückt: Gojibeeren, Maulbeeren, Chiasamen und Cranberries. Ungewöhnlich, aber laut Gross durchaus beliebt: der herzhafte "Ziegenkater" mit Ziegenfrischkäse, Birne, Walnüssen, Honig und Thymian. Daneben gibt es ständig wechselnde "Monats-Specials", im Dezember etwa den "Spekulatiuskater".
Lilli P.:Der ganz normale Münchner Brunch-Wahnsinn
Wer im Lilli P. im Arnulfpark frühstücken möchte, sollte ein wenig Geduld mitbringen. Fürs Warten entschädigt das todschicke Interieur - und das üppige Buffet mit Prosecco.
Den Haferbrei können die Gäste vor Ort verzehren, aber auch mitnehmen. Geschirr und Besteck sind aus Bambus und Maisstärke, betont Gross, und das Verpackungsmaterial ist recyclebar. In Zeiten, in denen immer mehr Menschen umweltbewusst denken, bringen viele Kunden eigene Gefäße mit - was im Haferkater gerne gesehen ist und mit einem kleinen Rabatt belohnt wird.
Im Haferkater gibt es neben Porridge auch guten Kaffee. Die Arabica-Bohnen kommen aus einer alten familiengeführten Rösterei in Norddeutschland, erzählt Gross. Flat White (3,80 Euro) und Cappuccino (3,30 Euro) sind auch mit Hafer-, Soja-, Kokos-Reis- und laktosefreier Milch zu haben. Nur für die Hafermilch verlangt Gross 50 Cent Aufpreis. Da Porridge doch eher etwas für morgens ist, gibt es im Laden mittags auch noch Quinoa-Bowls (7,90 Euro) und eine kleine Auswahl an Kuchen und Salaten.
Wer geht da hin?
An einem Vormittag unter der Woche ist die Kundschaft im Haferkater recht bunt gemischt. Da schneit die Studentin rein, die ihr Porridge gerne "to go" hätte. Ein älterer Herr bestellt einen Kaffee und setzt sich mit einer Zeitung auf den Barhocker am Fenster. "Unsere Zielgruppe ist ziemlich groß", sagt Christoph Gross. "Schon das Baby mag gerne Haferbrei und alte Leute kennen ihn als Haferschleim." Auffällig sei jedoch, dass deutlich mehr Frauen als Männer in den Laden kämen. Und: viele Sportler. "Die essen dann ein Porridge vor dem Sport und eins danach - das muss man erst mal schaffen."
Pasinger Bahnhofsplatz 8, 81241 München, 089/47058936, Öffnungszeiten: Mo. bis Fr. 6 bis 20 Uhr, Sa. u. So. 7 bis 20 Uhr